Unter dem Motto "Après Ski" bot DSDS Vierviertel-Bummbumm, Autoscooter-Sound und besoffene Schotten. Marvin Cybulski scheidet aus.

Köln (dani) - Da bleibt man zu Hause, um dem Fasnachtstrubel zu entfliehen - und dann das: "Après-Ski-Hits" lautet das Thema, das RTL der zweiten Mottoshow von "Deutschland sucht den Superstar" zugedacht hat. "Schöner kann ein Samstagabend nicht sein", begrüßt Moderator Marco Schreyl. Schamloser eine Lüge wohl auch nicht. Der Zuschauer hat Glück, dass sich Deutschlands erfolgreichstes Casting-Format auch diesmal wieder einen Dreck um das selbstgewählte Motto schert. Die Kandidaten erfüllen wie üblich einfach weiterhin die Rolle, die ihnen zugedacht wurde.

Extravaganzen wirkungsvoll eliminiert

Auftakt-Geber Norman Langen bediente mit seiner DJ Ötzi-Schunkelnummer "Ein Stern" zwar Hüttenparty-Klientel, hätte dies aber auch mit jedem seiner bisherigen Auftritte getan. Extravaganzen wie den Marsch durchs Publikum hatte ihm die Jury in der Vorwoche wirkungsvoll ausgetrieben. Schade, Normans unbeschwerte Auftritte der Vergangenheit wirkten auch mit Texthängern um Welten unterhaltsamer als die verkrampfte, verschüchterte Darbietung eines wie festgeklebt erscheinenden Nachwuchs-Stimmungssängers.

"Und jetzt alle!"

Einzig Marco Angelini passte sich an, um das Thema nicht zu verfehlen. Der Österreicher nahm mit seinem "Fliegerhit" und erheblich dämlicher Kostümierung sich selbst genauso auf den Arm wie ein Motto, das, wollte man tatsächlich Gesangsqualitäten beurteilen, eine einzige Frechheit darstellt. Als ob man für Gaudigebrülle zu Vierviertel-Bummbumm singen können müsste ... Egal. Marco jedenfalls machte alles richtig, befleißigte sich - "Und jetzt alle!" - sogar in klassischer Bierzelt-Interaktion mit dem Volk, und zog verdient als erster in die nächste Runde ein.

Nix Neues im Staate DSDS

Die übrigen Kandidaten bedienten sich in den üblichen Schubkästen. Ardian Bujupi und Pietro Lombardi gaben - beide ordentlich - zwei weitere überproduzierte Liedchen aus dem Urban-Dance-Fach zum Besten. Die sympathische Dämlichkeit des Karlsruhers: wieder einmal einer der dünn gesäten Höhepunkte des Abends. Zazou Mall interpretierte, mit schicker Hebefigur, dafür aber auch mit dem Stimmvolumen einer Feldmaus, "Express Yourself" - das 2011 allerdings "Born This Way" heißen und von Lady Gaga stammen soll. Das also ist Après Ski-Musik ...

Staffel-Favorit Sebastian Wurth verhob sich an einer Nummer, die ein 16-Jähriger inhaltlich schlicht nicht erfassen kann - auch dann nicht, wenn die Sportfreunde Stiller, nicht etwa Udo Jürgens, als Urheber angegeben werden. Ein einziger Kampf, was Sebastian diesmal zeigte - und doch singt dieser Bengel noch Klassen besser als jeder Stille Sportfreund.

Versumpft im Autoscooter-Sound

Eingenäht in eine Südstaaten-Flagge versumpfte Nina Richel ihrer Stimmgewalt zum Trotz im Autoscooter-Sound von "Everytime We Touch". Warum man die angeblich besten Bewerber aus 35.000 ausgerechnet die zweifellos schlechtesten Songs aus 35.000 singen lässt - man muss es nicht verstehen. Offenbar scheint ja auch viel interessanter als mögliches Talent der Umstand zu sein, wer in der Kandidaten-WG die Nasszelle putzt. Langatmig in Szene gesetztes, überflüssiges Gezicke zwischen Nina und ihrer Erzkonkurrentin, dramatische Ohnmachtsanfälle vor laufenden Kameras inklusive, legen diesen Schluss mehr als nahe.

Besoffene Schotten unterwegs

An besagter Konkurrentin scheint die Jury einen echten Narren gefressen zu haben: Mit aller Gewalt, so hat man wohl beschlossen, wird man Anna-Carina Woitschack gut finden. "Ich habe nach Fehlern gesucht, aber nix gefunden", schwallte Patrick Nuo - der allerdings auch alle anderen Auftritte für "grandios" hielt. Keine Fehler gefunden? Wie bitte? Sogar der sonst so textversessene Dieter Bohlen will hier "die beste weibliche Sängerin" gehört haben? Ich fall' vom Glauben ab. Dass Anna-Carina den Text von "I Will Survive", dieses bis zum Erbrechen ausgenudelten Disco-Lieblings-Heulers vermeintlich trotziger, tatsächlich aber in Liebeskummerdauerfrust einbalsamierter Mittvierzigerinnen, nicht die Bohne drauf hatte, verschleierte nicht einmal der Umstand, dass sie ihre Zeilen vernuschelte wie - pardon - ein redlich besoffener Schotte.

Midleid schlägt Karaoke

Nina Richel kollabierte am Ende noch einmal werbewirksam. Gut möglich, dass ihr das in dieser Woche die nötigen Mitleids-Stimmen bescherte, um Marvin Cybulski aus dem Rennen zu schlagen. Vielleicht fand das votierende Publikum seine Karaoke-Darbietung von Klaus Lages "1000 Mal Berührt" aber auch so spannend, wie eine abgestandene, koffeinfreie Cola. Light. Der "Kuschelbär" hat also ausgebrummt. "Es ist hier eben auch nicht alles Gold was glänzt", kommentierten seine Abschiedsworte die ganze Veranstaltung ziemlich treffend.

Immerhin ein Gutes hatte der Abend zu bieten: Da die gemeinsam zelebrierte Auftakt-Nummer - wer hätte es gedacht? - von den Black Eyed Peas stammte, sind wenigstens die inzwischen in der richtigen Genre-Schublade gelandet. DAS ist in der Tat Après-Ski-Musik. Bäh!

Fotos

Sebastian Wurth und Pietro Lombardi

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21 Kommentare

  • Vor 13 Jahren

    meine fresse war das grausam. die haben ja zum teil "nummern" vorgetragen die schon im original scheisse vorgetragen werden wie zb der ötzi kram am anfang...aber die superstars schaffen es belanglosigkeiten noch weiter zu belanglosen...bohlen und co können doch nicht ernsthaft behaupten das sie das "gut" finden??? pietro tut mir auch nur leid, ebenso wie die eltern von dieser woitschak...

  • Vor 13 Jahren

    oha, die teilnahme an einer zelebrierten karaokeshow reicht für ein eigenes porträt ? aber künstler wie Sadistik oder T.H.C. werden vollkommen ignoriert.... also bitte !

  • Vor 13 Jahren

    Aber mal ehrlich: So dumm fand ich das Motto gestern gar nicht. Da muss man halt mal über den musikalischen Tellerrand schauen und halt mal Songs performen, die vielleicht einem nicht so gut gefallen. Gut, die Hälfte der Songs waren überhaupt keine Aprés-Ski-Hits, aber trotzdem. Aber mir ging dieser Bitchfight gestern ziemlich auf die Nerven. Das hat ausnahmsweise mal den sonst so nervigen Marco Schreyl übertroffen :-). Die Nina erinnert mich ein bisschen immer an Samantha Fox, naja ;-). Marvin hatte aber Personality. Mir gefiel einfach, dass er konsequent nicht das gemacht hat, was die anderen gemacht haben :-).