Doubletime: Sprechgesang wird immer gefährlicher!

Über Staigers Schweinezyklus, Odd Futures "Ned Flanders"-Video, ein Drive-By Shooting, ein bisschen Absinth und ominöse Briefe aus dem Loch.

Konstanz (liw) - Heutzutage sollte man sich schon zweimal überlegen, ob man Rapper wird: je nachdem in welchem Part des Schweinezyklus man sich gerade befindet, und ob die Leute einen zu den Schweinen zählen oder nicht, kann es gut für einen laufen oder eben auch schlecht.

Hollywood Hank überlegt es sich jedenfalls zweimal, ob er später wieder rappen möchte, denn "Sprechgesang wird ja auch immer gefährlicher!". Manchmal ist es aber auch ganz egal, ob Schwein oder nicht: Skills zählen im Rap ja nun mal Gott sei Dank auch noch was. Und die schlagen dann ein – ob nun mit oder ohne

Absolution von Torch

Hank hangs

Was zum Geier noch mal geht eigentlich mit Hollywood Hank? Nicht, dass der Selfmade-Schützling nicht schon optisch gruselig genug wäre - nein, nun schreibt er auch noch ominöse Briefe aus "einem Loch unter der Erde". Seit seinem Album "Menschenfeind" 2009 hat man ja nicht viel gehört von Hank – bis dann vor einigen Monaten Kollege Favorite die Initiative "Holt Hollywood Hank zurück" ins Leben rief (wir berichteten). Selfmade forderte mit der Aktion alle Fans auf, Briefe an Hank zu schreiben. Warum?

Das veröffentlichte das Label nun am vergangenen Wochenende überraschend auf der Homepage: Hank sitzt ein! Die Brief-Kampagne sei angeblich ins Leben gerufen worden, um dem sächsischen Rapper in dieser schweren Zeit beizustehen, Fanpost sei an ihn weitergeleitet worden. Der Irritation nicht genug, schreibt Hank nun einen dreiseitigen Brief an seine Freunde von Selfmade mit Erlaubnis zur Veröffentlichung: "Spaß beiseite, ich sitze derzeit in U-Haft und werde wie ein Schwein gehalten." Womit wir wieder bei den Schweinen wären ...

Sprechgesang ist gefährlich!

Was Hank im Folgenden so alles verlauten lässt, ist doch recht nebulös: nach Dankesworten an die Fans, schreibt er: "Da mein letzter Fluchtversuch, der sogenannten BRD meinen Rücken zuzukehren, vereitelt wurde, muss ich mich nun mit den Konsequenzen der von der CIA oder Interpol, so schätze ich, gesteuerten Hetzkampagne bzw. Treibjagd herumschlagen. (...) Man hat mich zu Anfang des Jahres gestellt und abgeführt wie einen Aussätzigen, gefunden in den hinteren Winkeln abbruchreifer Hausgegenden und mir all mein Hab und Gut genommen."

Die pure Ironie springt einem dann auf der letzten Seite ins Gesicht. Glaubt man seinen Schilderungen der widrigen Haftumstände, wird noch einiges an Fanpost nötig sein, um den guten Hank wieder aufzubauen: "Wiedergefunden habe ich mich in einem Loch unter der Erde und nur nach tagelanger Erniedrigung und Qual in meiner Zelle war ich zur Kooperation bereit und bekam Vergünstigungen wie eine warme Dusche und Essen - oder eben die Möglichkeit mit der Außenwelt zu kommunizieren."

Um den Grund für seine Verhaftung hüllen sowohl Hank, als auch Favorite und ganz Selfmade in einen Mantel des Schweigens (Entschuldigung, verehrter Leser, aber auch ich muss nun pathetisch werden).

Den Vorwurf, dass das Ganze inszeniert sei, weist Favorite mit einer umfassenden Stellungnahme an "alle Skeptiker" auf Facebook vehement von sich: "Der Brief ist wirklich von Hank, niemals würden wir so was erfinden oder euch bei so einer ernsten Sache anlügen ... das verspreche ich!"

Den ganzen Brief könnt Ihr Euch hier zu Gemüte führen.

"Und schon mal präventiv an alle, die ernsthaft glauben, wir würden so etwas erfinden oder der Brief wäre nicht echt ... schämt euch." (Selfmade)

Taichi disst Favorite

Nicht nur von Skeptikern der Hank-hangs-Story müssen Favorite und sein Label Selfmade einstecken, sondern auch von Rapper Taichi. Das Video zum Disstrack seiner kommenden EP "Verblendung" wurde auf aggro.tv als Teil des Formats "Halt die Fresse" veröffentlicht. Nach Reibereien zwischen den beiden vor einigen Jahren, die sich mit Tracks wie "Aktive Sterbehilfe" und "Flieg nicht so hoch" Luft machten, hatten sich die beiden 2009 angeblich wieder versöhnt.

"Verblendung" erscheint am 30.März.

Drive By in Nashville

Sprechgesang ist gefährlich! Die Erfahrung musste nicht nur 2Pac machen. In der vergangenen Samstag Nacht wurde Young Buck Opfer eines Drive Bys. Aus einem weißen Chevrolet Tahoe soll gegen 3.30 Uhr in Nashville mehrmals auf den Rapper geschossen worden sein. Der befand sich glücklicherweise auch im Auto, das elf Mal getroffen wurde. Der Rapper blieb unverletzt, seine Beifahrerin aber wurde leicht an der Schulter getroffen. Ob die Tat in Zusammenhang mit vorhergehenden Reibereien in einem Club steht, ist noch nicht klar. Laut Angaben eines Polizisten haben beide Parteien den Club gleichzeitig verlassen, nachdem die Security eingriff.

Leben und Musik von Legende 2Pac soll übrigens mit einem Broadway-Musical gewürdigt werden. Erzählt werden soll die Geschichte zweier Freunde, unterlegt von 2Pacs Musik. Regisseur Kenny Leon, der auch schon für Diddys Broadway-Debüt "A Raisin in the Sun" verantwortlich war, holte sich hierfür die Genehmigung der Mutter Afeni Shakur ein. Uraufführung des Stückes ist für Ende 2012 geplant.

Romeo, Julia und der Absinth

Ein bisschen Absinth und alle vertragen sich wieder. Marsimoto, der sein aktuelles Video "Absinth" präsentiert, hat es sich außerdem zur neuen Berufung gemacht hat, die ersterbende Online-Plattform Myspace wieder zu beleben. Vor ein paar Jahren war MySpace noch der angesagteste Ort, um sich unter seinesgleichen zu tummeln. 2009 zählte das Portal noch 268 Millionen angemeldete Mitglieder. Die tollen aber inzwischen fast alle auf Facebook und YouTube herum. Die meisten Künstler haben ihr Profil seit Jahren nicht mehr aktualisiert. Marsimoto stellte aber genau hier seinen neuen Song "Romeo & Julia" exklusiv zum Download bereit. Denn der macht nach wie vor einfach gerne das, was alle anderen nicht machen.

And the Urban Echo goes...

Am 22. März 2012 steigt wieder ne Echo-Schose. Für die Kategorie "Hip Hop/Urban National/International" ist dieses Mal Kool Savas nominiert. Ja ja – "Aura" war nämlich die Hip Hop-Platte des Jahres 2011! Kein anderer deutscher Rapper verkaufte in der ersten Woche so viele Einheiten wie er. Und weil das so gut lief, bringt der King of Rap am 23. März 2012 sein erstes Live-Album raus - damit diejenigen, die keine Tickets mehr für die "Aura"-Tour bekamen, auch noch ein Scheibchen abbekommen. "Aura" wird als CD/DVD-Doppelpack wieder independent über Essah Entertainment / Groove Attack erscheinen. Neben "Aura"-Tracks und weiteren Klassikern gibt's auch einen Livemitschnitt vom Abschlusskonzert der "Aura"-Tour in Berlin fürs Auge. Bonusmaterial wie unveröffentlichte Backstage-Storys und Bilder sind auch im Package.

MMS

Was lange währt, wird endlich gut? Manchmal kann man ja tatsächlich so lange auf etwas warten, dass man das Ding, auf das man wartet, über das Warten schon wieder vergessen hat: das Debüt von "MMS" ist so ein Ding. Ursprünglich geplant war "MMS" vor Jahren als gemeinsames Projekt von Melbeatz, Moe Mitchell und Savas - drei Versalien für drei Namen. Inzwischen steht es nur noch für einen: Moe Mitchell. Der kündigt nun sein Soloalbum für den 27. April an. Veröffentlicht wird es über Savas' Label Essah Entertainment. Die Instrumentals sind von Melbeatz, und Savas wird wohl auch für mehrere Gastverse gut sein - so hat der Name MMS doch noch Substanz.

Kleinen Vorgeschmack bietet hier schon mal das Video zum Track "Meine Stadt":

Clip der Woche

Wunderkynd, oh Wunderkynd! Rapper Olli Banjo schaukelt gemeinsam mit der Frankfurter Regisseurin Katja Kuhl sein Alternativrock-Baby Wunderkynd. Ein großartiges Video zur aktuellen Single "Sie Will Ein Freak Sein" ist das Resultat. Ob man noch auf weitere Wunder hoffen darf und der Clip als Auskopplung aus einem bevorstehenden Album zu Ollis Nebenprojekt zu verstehen ist, ist noch nicht raus.

Bis dahin: Enjoy!

Lisa Wörner, Stefan 'Wudo' Johannesberg und Yo Mama Fromm, sammeln und kredenzen wöchentlich Diverses aus dem Kopfnicker-Universum. Anträge, Blumen oder Punchlines an doubletime@laut.de.