Über 1000 Musikschaffende, darunter Robyn und die Viagra Boys, fordern Konsequenzen für "brutale Kriegsführung".

Stockholm (jmb) - Der 68. Eurovision Songcontest findet dieses Jahr in Malmö statt. Anders als der Name des Musikwettbewerbs vermuten lässt, treten dabei jedes Jahr auch einige nichteuropäische Länder an, darunter Australien und Israel. Im Zuge des Nahostkriegs fordern nun zahlreiche Musikschaffende des Gastlandes Schweden den Ausschluss Israels von der Teilnahme am ESC.

1005 Personen der schwedischen Musikindustrie haben einen offenen Brief unterschrieben, in dem sie die Europäische Rundfunkunion (EBU) aufgrund der "brutalen Kriegsführung" in Nahost zum Boykott Israels aufrufen. Zu den Unterzeichnern gehören auch international bekannte Namen, unter anderem Eagle-Eye Cherry, Anna Ternheim, First Aid Kit, Robyn, Shout Out Louds, Viagra Boys, Looptroop Rockers, INVSN, The Soundtrack Of Our Lives-Sänger Ebbot Lundberg und Fever Ray. Loreen, die Gewinnerin des ESC 2023, hat nicht unterschrieben.

Der Boykott-Aufruf folgt dem Vorbild ähnlicher Aktionen in Island, Finnland und Norwegen. Auch dort forderten bereits zahlreiche Musikschaffende den Ausschluss Israels vom diesjährigen Gesangswettbewerb. Die Veranstalter des Eurovision Songcontests wiesen die Forderungen bislang mit dem Verweis auf die politische Neutralität des Events ab.

Kritiker werfen ihnen Doppelmoral vor, denn Russland wurde 2022 infolge des Angriffskriegs in der Ukraine aus politischen Gründen vom ESC ausgeschlossen. Allerdings war Russland nicht zuvor von der Uktaine angegriffen worden wie Israel von der Hamas. Den Überfall vom 7. Oktober erwähnt die Initiative gegen die Teilnahme Israels mit keinem Wort.

Aurora: "Musik ist Liebe"

Auch die norwegische Sängerin Aurora schloss sich dem Protest an. Auf Instagram teilte sie ein Video, in dem sie Russland mit Israel vergleicht: "Wir alle wissen, dass Musik die Menschen verbindet. Daran glaube ich auch, aber ich glaube auch an Gleichberechtigung und daran, dass alle Menschen fair behandelt werden müssen. Und da wir Russland zur Rechenschaft ziehen, indem wir es wegen seiner Verbrechen gegen die Menschlichkeit nicht beim Eurovision zulassen, bin ich der festen Überzeugung, dass wir an Israel die gleichen Maßstäbe anlegen müssen. Musik ist Liebe, sie ist Frieden und es gibt keinen Platz für Krieg. Werft Israel aus dem Eurovision!"

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First Aid Kit

First Aid Kit,  | © laut.de (Fotograf: Bjørn Jansen) First Aid Kit,  | © laut.de (Fotograf: Bjørn Jansen) First Aid Kit,  | © laut.de (Fotograf: Bjørn Jansen) First Aid Kit,  | © laut.de (Fotograf: Bjørn Jansen) First Aid Kit,  | © laut.de (Fotograf: Bjørn Jansen) First Aid Kit,  | © laut.de (Fotograf: Bjørn Jansen) First Aid Kit,  | © laut.de (Fotograf: Bjørn Jansen)

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10 Kommentare mit 18 Antworten

  • Vor 10 Monaten

    Auf die Viagra Boys sollte man bestimmt hören.

  • Vor 10 Monaten

    Dr. Alban hat auch nicht unterschrieben.

  • Vor 10 Monaten

    M.E. könnte hier mal eine europäische Institution wirklich etwas für ihre Glaubwürdigkeit tun.

    Egal wie man es dreht und wendet - die massenhafte Tötung von Palästinensern in Gaza ist völkerrechtswidrig. Und nach den Maßstäben, die an Russland angelegt wurden, müsste auch Israel hier vom Wettbewerb ausgeschlossen werden.

    Jetzt wird die EBU bestimmt Bammel haben, dass man ihr Antisemitismus vorwirft und andere europäische Staaten (insb. Deutschland) deshalb ihre Teilnahme zurückziehen könnten. Es wäre gut, wenn man den Ausschluss Israels auch mit einer Verurteilung der Hamas, ihrer Massaker am 07. Oktober und der Entführung der Geiseln verbinden würde.

    Eine kulturelle Veranstaltung bei der Teilnehmende ihre Länder repräsentieren kann genauso wenig wie eine Sportveranstaltung unpolitisch sein (z.B. WM, Olympia). Wenn man Unrecht, Krieg und Terror unter dem Vorwand der "Neutralität" verschweigt, ist das schon an sich eine Positionierung. Mit Blick auf z.B. die europäische Menschenrechtscharta ist eigentlich klar, wie eine europäische Institution sich hier verhalten sollte.

  • Vor 10 Monaten

    Auch wenn ich Aurora schätze: Nein, einfach nur nein. Nö.
    Den Ausschluss Russlands kann ich genauso nachvollziehen wie eine eher kritische Sicht darauf. Einen Ausschluss Israels halte ich für ziemlich gefährlich und grundfalsch.

    Leider sehen das auch etliche andere Künstler*innen, deren Schaffen mir ähnlich viel bedeutet, anders. Na ja.

  • Vor 10 Monaten

    da müssen erst irgendwelche esc-glitzersternchen kommen (ob das nicht nur image-quark ist sei mal dahingestellt), bevor die gewählten in verantwortung stehenden westlichen schlüps-träger*innen ihr maul aufmachen. beschämend.

    • Vor 10 Monaten

      Die wie du sie nennst „gewählten in verantwortung stehenden westlichen schlüps-träger*innen“ haben wirklich Wichtigeres zu tun, als sich um irgend ne debile Tralala-Show zu kümmern.
      Viel wichtiger wäre, den antisemitischen und faschistischen Tendenzen in diesem unseren Lande ein Ende zu bereiten. Aber du kannst sicher sein … falls das die „gewählten in verantwortung stehenden westlichen schlüps-träger*innen“ nicht schaffen, wird der Teil der Bevölkerung Deutschlands, der über genug Grips und Anstand verfügt, dem rechtsnationalen Mob die Hölle auf Erden bereiten.

    • Vor 10 Monaten

      du hast mich falsch verstanden: sie sollen ihr maul zum gaza-krieg mitsamt 30000 toten zivilisten aufmachen und nicht zum esc. das wäre schon auch wichtig!
      was gibt dir die sicherheit, daß sich genügend leute mit grips und anstand dem rechtsnationalen mob entgegestellt? meinst du die aktuellen demos im hipster-berlin beeindrucken den afd-wähler in bautzen?

  • Vor 10 Monaten

    Vielleicht können alle erstmal in Ruhe auf ein Statement von Morrissey warten?

    • Vor 10 Monaten

      Das ist sehr wahrscheinlich eines der letzten Dinge, die Morissey in diesem Leben nochmal 1-2 Tränchen im stillen Kämmerlein vorm zu Bett gehen abringen könnten: dass dies noch immer nicht offiziell gültiges Protokoll bei derlei sowie allen anderen Sachverhalten darstellt.