Der Musiker hat nach Antisemitismus-Vorwürfen des Münchener OBs seinen Anwalt eingeschaltet.

München (emi) - Roger Waters fordert, dass die Stadt München eine Pressemitteilung aus dem Netz löscht, in der Oberbürgermeister Dieter Reiter ihm Antisemitismus vorwirft. Hintergrund ist der Auftritt des Rockmusikers in der Münchner Olympiahalle am vergangenen Mittwoch.

Reiter hatte sich am Tag vor dem Gig in einer Erklärung ausdrücklich von dem Konzert distanziert. Er habe zwar großen Respekt vor dem musikalischen Werk des Pink Floyd-Mitbegründers. Dies gelte aber in keinster Weise für seine "zunehmend unerträglichen antisemitischen Äußerungen", so der SPD-Politiker. Die Vorwürfe beziehen sich auf Waters öffentliche Unterstützung der anti-israelischen Organisation BDS (Boycott, Divestment and Sanctions). In der Vergangenheit empörte der Musiker unter anderem indem er Israels Politik mit dem Holocaust verglich. Auch seine Auftritte nutzt er des öfteren, um seine politische Meinung kundzutun.

"Antisemitische Stimmungsmache in München nicht willkommen."

"Umso wichtiger ist es mir, im Vorfeld des Konzerts unmissverständlich klarzustellen, dass die antisemitische Stimmungsmache Roger Waters' in München weder willkommen ist noch unwidersprochen bleibt", heißt es in dem Brief. Weiter bedauert Reiter, dass der Mietvertrag für das Konzert bereits abgeschlossen wurde, bevor der Stadtrat im Dezember 2017 den Beschluss 'Gegen jeden Antisemitismus' verabschiedete. So war Roger Waters' Auftritt juristisch nicht mehr zu verhindern, in Zukunft könnte das aber anders aussehen.

Der 74-jährige Musiker reagiert darauf mit Entrüstung: Bereits während des Konzerts in München wies er die Vorwürfe zurück und stellte Auftrittsverbote kontroverser Künstler in die Nähe von Bücherverbrennungen der Nazis im dritten Reich. Auf seiner Facebook-Seite erklärte Waters, er mache sich lediglich für die Menschenrechte stark.

Waters schaltet jetzt seinen Anwalt ein.

Auch rechtlich will Waters gegen die Pressemitteilung vorgehen. Sein Anwalt kritisiert, dass diese einem Boykott-Aufruf gleichkomme mit dem Reiter seine Neutralitätspflicht verletze. Waters habe sich zwar kritisch zur Politik des Staates Israel geäußert, aber niemals "abfällig über Menschen jüdischen Glaubens". Reiters Sprecherin wollte sich bisher inhaltlich nicht zu Waters Forderungen äußern. Sie gab nur bekannt, dass das Anwaltsschreiben von der Rechtsabteilung der Stadt geprüft werde.

Zuletzt sorgten auch andere prominente Unterstützer der BDS-Kampagne für Wirbel: Die Young Fathers, am Wochenende beim Maifeld Derby in Mannheim, wurden von der Ruhrtriennale 2018 ausgeladen, nachdem die Band sich nicht von BDS distanzieren wollte. Da die Veranstalter in keiner Verbindung mit der Bewegung gebracht werden wollen, entschieden sie sich jüngst dafür, das Konzert der Gruppe abzusagen.

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Roger Waters

Roger Waters,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Roger Waters,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Roger Waters,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Roger Waters,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Roger Waters,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Roger Waters,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Roger Waters,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Roger Waters,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Roger Waters,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Roger Waters,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Roger Waters,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Roger Waters,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Roger Waters,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Roger Waters,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Roger Waters,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Roger Waters,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Roger Waters,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Roger Waters,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Roger Waters,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Roger Waters,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Roger Waters,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof)

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3 Kommentare mit 10 Antworten

  • Vor 5 Jahren

    schizophrene Politiker eben, die nicht in der Lage sind, das eine vom anderem zu unterscheiden. Einer der ganz wenigen Musiker die Mut haben, die Misstände in der Welt wenigstens anzusprechen.

    Ah übrigens Israelkritik=Nazi oder Antisemit gilt besonders für Deutsche.... Armes Deutschland

  • Vor 5 Jahren

    "Der 74-jährige Musiker reagiert darauf mit Entrüstung: Bereits während des Konzerts in München wies er die Vorwürfe zurück und stellte Auftrittsverbote kontroverser Künstler in die Nähe von Bücherverbrennungen der Nazis im dritten Reich. Auf seiner Facebook-Seite erklärte Waters, er mache sich lediglich für die Menschenrechte stark."

    fikk dich, onkel roger!

    dort per kulturboykott die gesamte zivilgesellschaft über einen kamm scheren und ebenso gänzlich unbeteiligte/unschuldighe künstler aus israel mobben & eine organisation, die mit doppelstandardfs und delegigitimierung operiert tatsächlich als "pro menschenrechte" adeln,

    aber bei verdientem gegenwind gleich einen von bücherverbung erzählen.

    wer lieber den dorfrichter spielt als die menschen zueinander zu bringen, ist eben kein friedenengel. andere wie barenboim oder kobi farhi sind es.

    • Vor 5 Jahren

      Zum Boykott von Israel aufrufen, aber selbst sofort aufschreien, wenn zum Boykott gegen einen selbst aufgerufen wird. BDS ist in seiner Konsequenz antisemitisch. Antizionismus ist nur das neue Wort für Antisemitismus, da selbst die Antisemiten nach dem 3. Reich verstanden haben, dass sie ein neues Etikett brauchen.

      Ich war dennoch auf dem Berliner Konzert, denn ich trenne zwischen dem Menschen und seiner Kunst. Letztere, das Werk mit Pink Floyd, ist weiterhin über alle Zweifel erhaben und man muss das Werk manchmal auch vor dem Künstler schützen.

    • Vor 5 Jahren

      da läufst du bei mir (bekanntermaßen) offene türen ein. so eine trennung funktioniert allerdings nur so lange die kunst nicht selbst teil der agitation ist/wird.
      ich habe mir mal die mühe gemacht, den hochgeschätzten musiker vom selbstgerechten politclown zu separieren. keine ahnung, ob das geklappt hat. aber den versuch war es wert.
      https://diekolumnisten.de/2017/06/01/anoth…

    • Vor 5 Jahren

      In welcher Welt ist Roger Waters 2018 denn bitte ein kontroverser Künstler? An der Stelle blitzt doch die eigentliche Intension des Herren durch, die (ihm) fehlende Kontroverse seiner Kunst mit politischen Äußerungen zu füllen. :lol:

    • Vor 5 Jahren

      ich glaube, die gleichung funktioniert anders herum, mundi.
      die letzte platte ist ja erkennbar so unfassbar mittelmäßig und wurde musikalisch weitgehend dem produzenten überlassen. da drängt sich der eindruck auf, er nutzt die musik eh nur als vehikel für seine bds-agitation und seine diesbzgl. furhtbar eindimensionalen texte.

      und genau das klappt ja. er kann das ganze gewicht seiner legende in pr-waagschale und tour werfen. das bringt dem fukking bds medial extrem viel.

      geil auch: bei so freundlichen, wohlerzogenen jungs wie radiohead hat er ne große schnauze.
      aber bei nem richtigen rotzlöffel wie john lydon, der den bds regelmäßig mit gebührendem sarkasmus verspottet, traut er sich nicht.
      und von "mrs pianoman", sir elton, bekam er die richtige antwort: "fukk your cherry picking!"

    • Vor 5 Jahren

      Der bds hat ja auch versucht Nick Cave zum Verzicht auf sein Israel-Konzert zu bringen. Den lässt das Gott sei Dank kalt. Anders leider Lorde, die sich von den Schreihälsen hat einschüchtern lassen. Sie ist halt noch sehr jung und kommt vom anderen Ende der Welt.

      Ich habe Deine Kolumne mit großem Interesse gelesen, vielen Dank!

    • Vor 5 Jahren

      ich habe zu danken fürs interesse :)

    • Vor 5 Jahren

      „fikk dich“ usw. - sogar mit der Rechtschreibung haberts. Nicht so schlimm, aber die undifferenzierte, ja dümmliche Bewertung ärgert schon! Immer erst prüfen, ob Gehirn und Zunge Verbindung haben, bevor Du Dich äußerst, sonst ist es peinlich wie hier.

    • Vor 5 Jahren

      "'fikk dich' usw. - sogar mit der Rechtschreibung haberts. "

      https://www.duden.de/rechtschreibung/hapern

  • Vor 5 Jahren

    "bevor der Stadtrat im Dezember 2017 den Beschluss 'Gegen jeden Antisemitismus' verabschiedete." Schlimm genug, dass das erst Dezember 2017 passiert ist.