"Wir sind The Notwist. Das wisst ihr schon. Was wir spielen, wisst ihr auch." 1.000 Fans tanzen im zakk.

Düsseldorf (huz) - Ein leises Raunen geht durchs Publikum, als Markus Acher auf der Bühne des Düsseldorfer zakk ankündigt, man habe die "Neon Golden"-Songs für die Livedarbietung beim Lieblingsplatte Festival neu angeordnet. Ein erstes Anzeichen dafür, dass The Notwist gar nicht erst versuchen wollen, die Nostalgie ihres zentralen Werks von 2002 zu reproduzieren?

Einige Besetzungswechsel wurden seitdem schließlich vollzogen. Zuletzt schied Elektronik-Tüftler Martin Gretschmann aus, der den Sound der Band lange maßgeblich mitdefinierte.

Die Welt sieht 2016 natürlich anders aus als noch 2002, auch die Acher-Brüder hat man irgendwie jünger in Erinnerung. Gedanken rasen durch den Kopf: Etwa die Befürchtung, enttäuscht zu werden. Wenige Sekunden später eröffnen die Weilheimer den Abend mit "One Step Inside Doesn't Mean You Understand" - der erste Song auf "Neon Golden". Auch wenn die Reihenfolge eine andere ist, danach reiht sich Hit an Hit. Klar, die Platte hat ja nur solche zu bieten.

Während die meisten Songs sowieso zum ständigen Liverepertoire gehören (Markus Acher: "Wir haben nicht extra für heute Abend geprobt"), finden natürlich auch unterschätzte Stücke wie "Solitaire" oder "Off The Rail" ihren Platz in der Setlist. Dabei zeigt sich im Minutentakt, warum The Notwist noch immer den Ruf der wichtigsten deutschen Indie-Band genießen und "Neon Golden" einst im Ranking des BR-Zündfunk zum besten Album der Nullerjahre gekürt wurde: Kaum eine Band wechselt derart mühelos zwischen pathetischem Indie-Pop und technoidem Bassgewaber.

Das Publikum? Zwischen 20 und 60

Ausgiebig zelebriert die Band diese Fähigkeit bei "Pilot", das wie auf dem kürzlich erschienenen Livealbum zu hören, in einer 13-minütigen Version dargeboten wird. Herzliche Grüße an alle EDM-Nerds da draußen: In Sachen melodiöser Tanzmusik zählen die Mittvierziger aus Bayern noch immer zum Nonplusultra.

Musste sich das Publikum während der ersten Songs noch eingrooven, mündet später jeder Song in eine kollektive Disko: Das zakk verwandelt sich in einen Techno-Tempel mit Publikum zwischen 20 und 60. So geht es fast unter, dass nach etwa einer Stunde alle Songs von "Neon Golden" durchgespielt sind.

So muss es damals wohl gewesen sein ...

Der Stimmung tut das keinen Abbruch, beim folgenden "Kong" betreiben die zwei Herren vorne rechts, die sich längst ihrer Shirts entledigt haben, weiter ihr Headbanging, bevor "One Dark Love Poem" vom 1992er-Album "Nook" noch mal sämtliche Energien in einem kleinen Moshpit bündelt.

So gingen auch Nostalgiker gestern Abend zufrieden nach Hause, bestätigt in dem Gefühl, dass The Notwist einen jetzt mindestens so überwältigt zurücklassen, wie es damals gewesen sein muss.

Heute führen Die Goldenen Zitronen ihre Scheibe "Lenin" beim Lieblingsplatte Festival auf.

Fotos

Düsseldorf, Zakk, 2016 "Neon Golden" live, direkt und in voller Länge.

"Neon Golden" live, direkt und in voller Länge., Düsseldorf, Zakk, 2016 | © laut.de (Fotograf: Simon Langemann) "Neon Golden" live, direkt und in voller Länge., Düsseldorf, Zakk, 2016 | © laut.de (Fotograf: Simon Langemann) "Neon Golden" live, direkt und in voller Länge., Düsseldorf, Zakk, 2016 | © laut.de (Fotograf: Simon Langemann) "Neon Golden" live, direkt und in voller Länge., Düsseldorf, Zakk, 2016 | © laut.de (Fotograf: Simon Langemann) "Neon Golden" live, direkt und in voller Länge., Düsseldorf, Zakk, 2016 | © laut.de (Fotograf: Simon Langemann) "Neon Golden" live, direkt und in voller Länge., Düsseldorf, Zakk, 2016 | © laut.de (Fotograf: Simon Langemann) "Neon Golden" live, direkt und in voller Länge., Düsseldorf, Zakk, 2016 | © laut.de (Fotograf: Simon Langemann) "Neon Golden" live, direkt und in voller Länge., Düsseldorf, Zakk, 2016 | © laut.de (Fotograf: Simon Langemann) "Neon Golden" live, direkt und in voller Länge., Düsseldorf, Zakk, 2016 | © laut.de (Fotograf: Simon Langemann) "Neon Golden" live, direkt und in voller Länge., Düsseldorf, Zakk, 2016 | © laut.de (Fotograf: Simon Langemann) "Neon Golden" live, direkt und in voller Länge., Düsseldorf, Zakk, 2016 | © laut.de (Fotograf: Simon Langemann) "Neon Golden" live, direkt und in voller Länge., Düsseldorf, Zakk, 2016 | © laut.de (Fotograf: Simon Langemann)

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2 Kommentare mit 8 Antworten

  • Vor 8 Jahren

    War ein geiles Konzert. Tolle Songauswahl, auch über Neon Golden hinaus, super Stimmung.

  • Vor 8 Jahren

    Ich hasse den Bassiten, yo!

    "Neon Golden" aber keine schlechte Platte, einzige die ich je von denen gehört habe.

    • Vor 8 Jahren

      Neon Golden ist zeimlich gut, bekanntestes / erfolgreichstes Album der Band usw. aber mMn längst nicht die beste.

    • Vor 8 Jahren

      Sondern welche(s)?
      Frage aus Neugier, das wäre nämlich mal wieder so eine Bildungslücke von mir, die eigentlich längst geschlossen gehört...

    • Vor 8 Jahren

      Weiß nicht welches battlefire meint, aber ich persönlich finde 'The Devil You + Me' lange nicht so enttäuschend wie es meist dargestellt wird/wurde. Klingt in meinen Ohren nämlich nicht ganz so... deutsch... wie der Vorgänger.

    • Vor 8 Jahren

      Mein persönlicher Favorit ist ganz klar "Shrink". Ich finde es nach wie vor unglaublich fesselnd, jazzig, unkonventionell, unvorhersehbar.

      Neon Golden finde ich auch sehr gut, folgt knapp hinter dem jüngsten, "Close to the Glass".

      The Devil, You + Me mag ich persönlich auch sehr sehr gerne, ist für mich mit Neon Golden gleichauf, wenn auch rückblickend natürlich nicht so bedeutend wie Neon Golden.

    • Vor 8 Jahren

      Alles klar, ist notiert. Merci euch beiden.

    • Vor 8 Jahren

      Im Prinzip ist's für mich die Gretschmann-Phase. Also alles von Shrink bis inkl. Close to the Glass. Liebstes Album Neon Golden, Liebster Track "On Planet Off" von The Devil, You + Me.
      Hört man sich die Sachen vor Gretschmanns Einstieg an, beschleicht einen schnell Ratlosigkeit, wie's jetzt weitergehen soll im Hause Notwist.

      Gretschmann ist übrigens auch solo als Elektroniktüftler (Console; https://www.youtube.com/watch?v=XQl72I2jKOE) bzw. DJ (Acid Pauli, https://www.youtube.com/watch?v=VHEeAUyqZq8) absolut erlebenswert, während der singende der beiden Acher-Brüder live doch eher zu den Wackelkandidaten gehört, so rein stimmlich.

    • Vor 8 Jahren

      Naja gut, aber nicht nur live. Für. Gesangstechnische Feinkost standen Notwist noch nie. Hat mich bei ihnen aber auch nie gestört.

    • Vor 8 Jahren

      Console finde ich solo auch nicht halb so spannend wie the notwist komplett. Aber du hast schon recht, dass sie ohne ich schwer vorstellbar sind.
      Naja. Live klappte es auch so gut.