laut.de-Kritik

Wirkt nie überladen, sondern immer natürlich, warm, sanft, genau richtig.

Review von

Notwist sind Notwist sind Notwist. Jedesmal anders und jedesmal doch wieder gleich. Aber: Insgesamt noch nie so perfekt wie diesmal. "Neon Golden" macht dort weiter, wo "Shrink" aufhörte - bei der Verknüpfung von Elektronik und großem Songwriting. Doch im Vergleich zum neuen Meisterwerk wirkt der Vorgänger plötzlich befremdlich sperrig. Wie die Gretschmann'sche Console hier eins wird mit den Streichern, Banjos, Gitarren, einfach mit dem Song selbst, ist, ja, perfekt.

Neu im Notwist-Kosmos ist der Pop-Faktor. Indierock war vorgestern. "Pilot" - und das musste sogar Experte Schuh zugeben - hat was von New Order. Und ist trotzdem nicht der Höhepunkt der Platte. Der hört auf den Namen "Pick Up The Phone". Oder "This Room". Oder "One With The Freaks". Oder ... Einzelnes herauspicken lässt sich nicht, weil hier einfach alles gut ist. Bezaubernd. Groß. Umwerfend. Wenn "This Room" sich dem Ende nähert, dann klingt das so, wie Radiohead gerne auf Kid A geklungen hätten.

"One Step Inside Doesn't Mean You Understand". Mit jedem Durchlauf erschließen sich wieder neue Stückchen, andere Details kommen zum Vorschein. Hier noch ein Loop, dort noch ein Geräusch. Trotzdem wirkt "Neon Golden" nie überladen, sondern immer sehr natürlich, warm, sanft, genau richtig. Als würde alles passen. Perfekt eben.

Liegt es daran, dass die vier Weilheimer fast 15 Monate im Studio verbracht haben? Dass ihre Herangehensweise an Musik eine andere ist als beim Rest der Welt? Dass Martin Gretschmanns Elektronik inzwischen so passend wirkt, als wäre sie schon immer dagewesen? Dass aus grandiosen Projekten wie Lali Puna oder dem Tied & Tickled Trio so viel Input in Notwist einfließt? In der Süddeutschen sagt Markus Acher über "Consequence" (zum Sterben schön), es gehe darum, "dass man nicht Teil ist von einer schillernden, tollen Welt; dass es wichtig ist, dass man das weiß. Und dass man, wenn man das weiß, Sachen besser machen kann, weil man nicht die ganze Zeit sucht." Ihre Sache besser gemacht haben sie. So viel besser, dass es einfach unglaublich ist.

Trackliste

  1. 1. One Step Inside Doesn't Mean You Understand
  2. 2. Pilot
  3. 3. Pick Up The Phone
  4. 4. Trashing Days
  5. 5. This Room
  6. 6. Solitaire
  7. 7. One With The Freaks
  8. 8. Neon Golden
  9. 9. Off The Rails
  10. 10. Consequence

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT The Notwist

Sie sind wohl der Inbegriff der deutschen Indie-Band: The Notwist. 1989 im bayerischen Weilheim von Markus Acher (Gitarre, Gesang), Michael Acher (Bass) …

15 Kommentare

  • Vor 21 Jahren

    ich habs seit monaten im schrank rumliegen und hab nie reingehört.

    heut nachmittag hat's gezündet. ich bin hin und weg :)

    wunderschöne melodien... interessant arrangiert. erzeugt eine sehr ruhige, chillige und schöne atmosphäre.

  • Vor 21 Jahren

    Seit Monaten im Schrank und nicht angehört????
    Schande! :D

    Ist wirklich ein sehr schönes Album, ist auch eine interessante Entwicklung der Band, wenn man sich mal die Anfänge betrachtet.
    "Pilot" ist mein Lieblingslied von der CD.

    Wenn Dir das so gefällt, dann probier' mal "Rocket in the Pocket" von Console (= Martin Gretschmann von The Notwist).
    Schon allein der Starter "My Dog eats beats" hebt ihn in den Musiker-Olymp.
    Nach verfrickelteren Beats wird mal lange suchen müssen.

  • Vor 21 Jahren

    ja, wie kann man sowas im schrank vergammeln lassen ????? na ja, immerhin hast du´s ja noch entdeckt.....find this room, pilot, solitaire, consequence, pick up the phone und one with the freaks am schönsten...........das sind ja schon fast alle....