Die Welt könnte für Plattenfirmen so schön sein: Endlich kommen Internet-Abos in die Gänge, werden Netze mit Raubkopien verklagt und finden sich immer mehr Künstler in den Angeboten der beiden Services, MusicNet und Pressplay. Doch just in diesem Moment rebelliert ein kleiner Haufen Musiker.
Los Angeles (psj) - Es ist nicht gerade ein leichtes Unterfangen, Musik legal im Internet anzubieten. Das größte Hindernis sind - wie sich jetzt zeigt - die Lizenzen. Jahrelang kämpften große Labels in einem juristischen Kleinkrieg gegen inoffizielle Musikangebote, oft genug mit Erfolg. Doch nun richtet sich diese Waffe gegen sie selbst: Viele der unter Vertrag stehenden Musiker sind nicht mit dem Online-Verkauf ihrer Stücke einverstanden.
Die rechtlichen Vertreter der Dixie Chicks, Korn, Limp Bizkit, The Offspring oder No Doubt sollen nach einem Bericht der Los Angeles Times Klage gegen ihre Labels eingereicht haben. Wie im Lande der Juristen üblich, stehen sich nun verschiedene Ansichten gegenüber: Die Künstler bestehen darauf, dass die Labels sie vor jeder Veröffentlichung um Erlaubnis bitten müssen; der Interpretation der Labels zufolge beinhaltet der Plattenvertrag die Übergabe sämtlicher Rechte für alle Medien an die Firma.
Einige Größen der Musikbranche waren sowieso schneller als die Industrie: Künstler wie die Beatles, die Rolling Stones, Beach Boys, Janet Jackson, Madonna, Led Zeppelin, REM, Pink Floyd, Grateful Dead, Run DMC oder Luther Vandross haben von vornherein jegliche Veröffentlichung ihrer Werke im Internet verboten, und dies auch in die Plattenverträge mit aufgenommen. Dass in absehbarer Zeit keiner ihrer Songs legal im Netz zu haben sein wird bereitet den Verantwortlichen bei Online-Abos ziemliche Kopfschmerzen.
In einem verzweifelten Aufruf versuchen sie daher, "abtrünnige" Musiker wieder unter das Dach des Labels zu rufen: "Das Problem ist doch, dass im Moment tausende Seiten Millionen an illegalen Tracks anbieten, ohne dafür auch nur das Geringste zu bezahlen. Die Musikindustrie investiert Dutzende Millionen Dollar, um sichere Kanäle zu etablieren, damit die Künstler angemessen entschädigt werden können", so Zach Horowitz, Präsident der Vivendi's Universal Music Group.
Beachtet man jedoch den bisherigen Verlauf des Streits, stehen die Künstler gar nicht so schlecht da. Insider der Musikindustrie bestätigen, dass die Firmen auf die Faulheit der Bands hoffen: "Es geht im Moment um wenig Geld. Ich schätze, die meisten Künstler werden nichts unternehmen, solange es kein bedeutendes Geschäft ist."
Dann aber könnte es düster aussehen am Horizont von Pressplay und Musicnet: Oft beinhalten Plattenverträge zwar die Verpflichtung für sieben Alben, verbieten dem Label aber die Veröffentlichung von Singles oder Compilations ohne das Einverständnis der Musiker.
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