Die von Bertelsmann aufgekaufte Musiktauschbörse soll noch in diesem Jahr online gehen, doch sind nach einer Umfrage nur sechs Prozent der Internet-Nutzer bereit, Geld für Musikfiles auszugeben.

Konstanz (kh) - Bertelsmann-Chef Thomas Middellhoff will noch in diesem Jahr Napster mit einem breiteren Angebot ins Netz stellen. Nicht nur Musik sondern auch Bücher, Videos und Filme sollen online verfügbar gemacht werden. In Zukunft muss aber für die neue alte Medientauschbörse Geld bezahlt werden. Um dies technisch zu ermöglichen hat sich Bertelsmann ein diffiziles System einfallen lassen: Zunächst einmal werden die Majorlabels AOL Time Warner, EMI und BMG über die Musicnet-Platform in Napster eingebunden. Ihre Songs können als verschlüsselte RealAudio-Dateien herunter geladen werden, eine Weitergabe dieser Dateien mittels Filesharing wird nicht möglich sein.

Will man Musik herunter laden, die auf einem kleinen Label erschienen ist, muss man das Napster-eigene neuentwickelte NAP-Dateiformat verwenden, mit dem allerdings der Austausch von Musik noch möglich ist. Um diese neuen verschlüsselten Dateien verwenden zu können, braucht jeder Nutzer einen Public Key, der bei Napster käuflich zu erwerben ist. Das Abspielen und Tauschen der Songs wird damit aber nur für einen begrenzten Zeitraum möglich sein.

Nach einer Studie des Marktforschungsunternehmens GartnerG2 ist diese neue Art des Musikkonsums genau das, was die Internetnutzer nicht wollen. Bei der Befragung von 4000 Erwachsenen kam heraus, dass lediglich sechs Prozent von ihnen in den vergangenen Monaten Musik über das Web kauften. 25% laden sich aber ihre Lieblingsstücke bei kostenlosen Anbietern aus dem Netz herunter. Außerdem hören die Hälfte der Befragten gelegentlich Musik-CDs an ihrem Computer.

Was bedeutet, dass diese Kunden bei der Einführung von Kopierschutzsystemen verprellt werden. Nach Auffassung der Gartner-Gruppe werden sich die neuen Online-Dienste nur dann durchsetzen, wenn sich die Major-Labels auf ein gemeinsames Datei-Format einigen und Nutzung möglichst einfach gestallten. Im Moment sind die großen Plattenfirmen in zwei Gruppen aufgeteilt, die getrennte Plattformen mit unterschiedlichen technischen Lösungen anbieten. Weiterhin wird es den Nutzern sicherlich nicht gefallen, die Musik nur für eine bestimmte Zeit hören zu können.

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