Der Bassist des ewigen Grunge-Geheimtipps aus Seattle wurde 55 Jahre alt.

Seattle (mis) - Van Conner ist tot. Das Gründungsmitglied der amerikanischen Alternative-Rock-Band Screaming Trees war bereits länger krank und starb an einer Lungenentzündung, wie Bruder Gary Lee auf Facebook mitteilt. "Er war einer meiner engsten Freunde, ich liebte ihn abgöttisch und ich werde ihn ewig vermissen", so der Gitarrist.

Van Conner musste Anfang des Jahres aufgrund einer Leberentzündung ins Krankenhaus, hatte aber bereits seit 2021 mit schweren gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, berichtet Gary Lee auf Facebook. Demnach wurde Van seinerzeit am Magen notoperiert, fiel anschließend ins Koma und konnte etwa ein Jahr nicht laufen. In der darauffolgenden Genesungsphase erlitt er eine Corona-Infektion, die zu einem Blutgerinnsel in der Lunge führte, wodurch er erneut ins Koma fiel.

Die Punkrock-Fans Van und Gary Lee gründeten die Band Screaming Trees Mitte der 1980er Jahre in der elterlichen Videothek in Ellensburg/Washington. Dort trafen sie bald darauf Mark Lanegan, der ihr Sänger wird. Mit Drummmer Mark Pickerel ist die Band komplett und gilt schnell als Szenetipp des amerikanischen Westküsten-Undergrounds. Van Conner hielt sich stets im Hintergrund und überließ seinem extrovertierten Bruder und dem 2022 gestorbenen Lanegan den Platz im Rampenlicht. Er schrieb allerdings zahlreiche Songs für die Band, darunter ihren größten Hit "Nearly Lost You". Er handelte Van zufolge von einem Trip, den er mit Lanegan in die Heimat Ellensburg unternahm, während er auf Acid war.

Als Teil des Soundtracks zum Cameron-Crowe-Beziehungsfilm "Singles" mit Matt Dillon brachte "Nearly Lost You" der Band 1992 größere Aufmerksamkeit ein. Wie sein Bruder gründete auch Van während seiner Zeit bei den Trees eine weitere Band (Solomon Grundy) und tourte zeitweise mit Dinosaur Jr.

Der große Durchbruch blieb den Trees im Gegensatz zu Pearl Jam, Soundgarden oder Nirvana verwehrt, obwohl ihr eigenwilliger stilistischer Mix aus Folk, Punk und 60s-Psychedelica im Grunge-Zeitalter absolut auf der Höhe der Zeit war. In Musiker*innenkreisen war das Quartett hoch angesehen, ihr 1990er Album "Uncle Anesthesia" produzierte Chris Cornell. Legendär waren die Kämpfe diverser Bandmitglieder auf der Bühne, in die meistens Lanegan und Gary Lee involviert waren. Der Sänger, der nach dem Bandsplit 2000 mit Queens Of The Stone Age spielte und eine erfolgreiche Solokarriere startete, ließ in seiner 2020er Biografie "Sing Backwards And Weep" kein gutes Haar an den Conner-Brüdern, entschuldigte sich jedoch später bei ihnen.

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