Respektlos findet John Lydon, aus dem Tod der Königin Profit zu schlagen. Seine Ex-Band wundert sich: Es gab gar keine entsprechenden Anfragen.

London (dani) - Die Queen ist tot, und alte Punks entdecken die Pietät: John Lydon, ehemals Frontmann der Sex Pistols, distanziert sich öffentlich von Geschäftemacherei mit der Punk-Hymne "God Save The Queen": "John hält den Zeitpunkt, um speziell aus 'God Save The Queen' Profit zu schlagen, für geschmack- und respektlos gegenüber der Königin und ihrer Familie", heißt es in einem offiziellen Statement.

Lydon habe zwar die Lyrics des geschichtsträchtigen Songs verfasst, aber obwohl er nie ein Anhänger der Monarchie gewesen sei, finde er, die Windsors verdienen in dieser schweren Zeit den gleichen Respekt wie jede andere Familie, die eins ihrer Mitglieder verloren hat. Das klingt eigentlich erstaunlich vernünftig und mitfühlend. Man tendiert zu einem "Recht so!", und wenn Lydon (oder wer immer seinen offiziellen Twitter-Account pflegt), anprangert, seine ehemalige Band habe auf Grundlage einer gerichtlich erstrittenen Mehrheitenregelung irgendwelche Deals eingetütet, um aus dem Tod von Queen Elizabeth II Kapital zu schlagen, erscheint einem das ziemlich verwerflich und obendrein ungeheuer un-punkig.

Welche Anfragen?

Allein: Entsprechende Anfragen an die Sex Pistols, denen diese gegen Lydons erklärten Willen zugestimmt haben sollen, hat es offenbar gar nicht gegeben: "Wir verstehen gar nicht, worauf er sich bezieht", ließ ein Sprecher der Band gegenüber Deadline verlauten. "Von ein paar Anfragen nach Bild- oder Audiomaterial für nachrichtliche Meldungen über die Queen und ihren Einfluss auf unsere Kultur abgesehen, gibt es überhaupt nichts Neues bezüglich 'God Save The Queen'." Der Song werde weder in ingendeiner Form beworben, noch sei eine Neuauflage geplant.

Populatitätsschub für The Smiths

Ob absichtlich oder nicht: Mit Songs über (oder gegen) die Queen ließ sich in den letzten Tagen ganz ordentlich verdienen. Zumindest die Streamingzahlen mancher Titel sprechen dahingehend eine deutliche Sprache: Den markantesten Zugewinn verzeichnete ein Song der Smiths aus dem Jahr 1986, der einen nun unerreicht passenden Titel trägt: Billboard meldet für "The Queen Is Dead" am Tag, als die Nachricht vom Tod der Königin um die Welt ging, einen Anstieg der Abrufe um 1.687 Prozent.

"God Save The Queen" mit um 650 Prozent gestiegenen Streamingzahlen stinkt dagegen beinahe ab. "Her Majesty" von den Beatles und "Elizabeth My Dear" von den Stone Roses bescherte der royale Trauerfall immerhin noch ein Plus von 269 respektive 224 Prozent.

Am Montag wird Queen Elizabeth II. beigesetzt. Gut möglich, dass das besagten Songs noch einmal einen Popularitätsschub beschert. Andere Künstler*innen dagegen müssen ihre Zeitpläne umstellen: Verschiedene Live-Shows und Festivals werden in den nächsten Tagen nicht stattfinden - aus Respekt vor der verstorbenen Queen. John Lydon gefällt das hoffentlich.

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