'Songpoetin' und 'Prinzessin' LEA stand gestern Abend auf Vox im Mittelpunkt.
Südafrika (dük) - Warum ist Deutschland so fasziniert von der Vox-Musikshow "Sing meinen Song - Das Tauschkonzert"? Die neue Folge der aktuellen Staffel, in der Michael Patrick Kelly die Gastgeberrolle innehat und Popstars wie Nico Santos, Max Giesinger und LEA Songs der anderen Teilnehmer interpretieren, verfolgten am Dienstagabend fast genauso viele der 14- bis 49-Jährigen wie die Tagesschau. Tageszeitungen schreiben regelmäßig über "Sing meinen Song" und auf Facebook berichten Zuschauer, wie sehr sie die Sendung berührt oder sogar zum Weinen bringt.
Dabei unterhält die Show eigentlich nur dann, wenn die Kandidaten es mit ihrer Gefühlsduselei und gegenseitigen Beweihräucherung so weit treiben, dass man darüber schon wieder lachen kann. An diese Grenzen stießen Kelly und Co. gestern Abend aber nicht.
Wie gewohnt loben die Teilnehmer den Kandidaten, dessen Songs interpretiert werden, zunächst in Interviews über den grünen Klee. Heute ist LEA dran, die erst kürzlich ihr neues Album in die Läden stellte. Sie wird mit Ehrerbietung überhäuft, bis nur noch die obersten Strähnen ihres blonden Bobs zu sehen sind: "Für mich ist sie eine Prinzessin", sagt Jan Plewka von Selig. "Sie ist eine Songpoetin, eine echte Künstlerin", analysiert Michael Patrick Kelly, "der herzlichste, empathischste Mensch, den man sich vorstellen kann", schwärmt Nico Santos. Ilse Delange wünscht sie sich sogar als Schwester.
"Die deutsche Antwort auf Kate Bush"
Auf der Couch in der südafrikanischen Hotelanlage, umgeben von Grillenzirpen und romantischen Fackeln und Lagerfeuer, hört die Lobhudelei aber noch lange nicht auf. Kelly stößt auf LEA an, denn sie ist "eine echte Erfrischung für die Popmusik" und die deutsche Antwort auf Kate Bush dazu.
Über LEA erfährt der Zuschauer in dieser Ausgabe der erfolgreichen Vox-Sendung auch, dass sie ihre Karriere auf YouTube angefangen, 13 statt den geplanten sechs Semester Sonderpädagogik studiert und ihren Erfolg genau genommen einer schmerzhaften Trennung von ihrem damaligen Freund zu verdanken hat, die sie musikalisch verarbeitete. "Ohne Musik wäre ich aufgeschmissen", berichtet sie, und ehrlich gesagt fällt es gar nicht so schwer, ihr das zu glauben. Außerdem erfahren wir, dass ihre Songs anscheinend so einfach gestrickt und zu singen sind, dass sie selbst Rapper MoTrip ohne große Wackler über die Bühne bringt.
Die restlichen Darbietungen, darunter neu interpretierte Versionen von "Halb So Viel", "Monster", "110 (Prolog)" und "Zwischen Meinen Zeilen", sind nicht der Rede wert, was wohl auch an LEAs unspektakulärem Ausgangsmaterial liegt. Die Kalimba für den besten Auftritt des Abends erhält Ilse DeLange für ihre Akustikversion von "Leiser", LEAs traurigem Beziehungssong auf Kindergarten-Niveau.
Der einzige sinnvolle Beitrag kommt von LEA selbst
Für den einzigen wirklich sinnvollen Beitrag des Abends sorgt die Sängerin selbst: Während einer kurzen Unterhaltung der Musiker zwischen den Darbietungen nutzt LEA die Gelegenheit, um darauf hinzuweisen, dass sie Rollkragen trägt, keinen Ausschnitt zeigt und nicht auf Sexappeal setzt. An die weiblichen Zuschauer vermittelt sie die Botschaft, dass man sich nicht ausziehen muss, um im Musikgeschäft Erfolg zu haben.
"Wir waren sehr ergriffen, und da muss schon einiges kommen, damit wir ergriffen sind", fassen die Teilnehmer*innen, die sich ansonsten gerne beim Zuschauen auf der Couch heulend in den Armen liegen, zusammen. Diesmal bleibt der Abend aber fast tränenfrei. Die Couch macht Dienst nach Vorschrift, die Beweihräucherung und das Abrocken halten sich in Grenzen. Langeweile überwiegt Fremdscham.
6 Kommentare mit 5 Antworten
Allein auf Grundlage eures Artikels überwiegt bei mir schon der fremdscham die Langeweile... Klingt absolut peinlich, das ganze.
Also das mit dem Rollkragenpullover ist ja okay aber um auf sexappeal setzen zu können braucht man erstmal welchen.
Lustiger Artikel und bestätigt meinen Eindruck von der Sendung. Hab gestern Abend zu meiner Freundin gesagt das ich keinen Bock hab mir arschkriechende Leute reinzuziehen, die sich gegenseitig ihre kacke vorsingen. Haben dann spaceforce mit Steve Carrel angefangen und das war echt lustig. Danke
LEA wird mit Kate Bush verglichen?! Das sagt so ziemlich alles über die Kulturlandschaft in Lauchland aus.
In Ermangelung von irgendetwas Wertvollem, was das Format und seine Akteure bieten könnten, kann die einzige Form von Kritik an ihm nur noch sein:
Holt endlich die Brüste raus und reibt sie mit Öl ein!
"An die weiblichen Zuschauer vermittelt sie die Botschaft, dass man sich nicht ausziehen muss, um im Musikgeschäft Erfolg zu haben."
Hat sie gar ncht unrecht, aber die Alternative scheinen dann nur säuselig vertonte Wandtattoos zu sein. Die Zielgruppe hobelt sich eifrig auf Shirin Schlagmichtot und heult anschließend zu Leas Beziehungsdramen. Mehr scheint in der deutschen Female Pop-Landschaft nicht drin zu sein.
P.S.: Für den Kate Bush Vergleich gehört der Typ an die Wand gestellt. Wie kann man nur.
Um Himmels Willen. Kate Bush hat mehr Talent im kleinen Finger als Rollkragen-LEA (warum eigentlich GROSS GESCHRIEBEN?!?) jemals auch nur ansatzweise mit ihrem Säusel-Pop erreichen wird.
Zuallerst vielen Dank für diesen nervigen Artikel, der wohl vergessen hat hervorzuheben, dass es sich doch eher um eine einzelne Meinung handelt. Das braucht doch auch keiner????
"...dass es sich doch eher um eine einzelne Meinung handelt."
Um. Was. Denn. Sonst?
Die Anzahl an Leuten die das Konzept von Rezensionen nicht raffen ist wohl ziemlich hoch.
Gleep, ich schätze deine Beiträge hier sehr, am liebsten sind mir deine WOTs.
"I said WOT WOT, to the bot"