Die Debatte um den R'n'B-Star reißt nicht ab. Nun wurde der zuletzt in Sindelfingen abgesagte Gig überraschend verlegt.

Neu-Ulm (timm) - Das erst kürzlich in Sindelfingen abgesagte R. Kelly-Konzert ist überraschend erneut angesetzt worden: in der Ratiopharm-Arena in Neu-Ulm. Der R'n'B-Star sieht sich mit schwersten Vorwürfen konfrontiert, die von sexuellem Missbrauch Minderjähriger und Pädophilie bis hin zu Kinderpornografie reichen. Die US-Staatsanwaltschaft sowie das FBI ermitteln.

Letzte Hoffnung Neu-Ulm?

Ein Sprecher der Neu-Ulmer Ratiopharm-Arena, Richard Kling, beruft sich nun auf die geltende Unschuldsvermutung bis zu einer möglichen Verurteilung. Als Vermieterin wolle sich die Arena "nicht anmaßen", als "Instanz sozialer Ächtung selbst an die Stelle rechtsstaatlicher Verfahren zu treten". Kling räumte aber ein, dass es vertragliche Vorkehrungen gäbe, sollten die Vorwürfe gerichtlich bestätigt werden.

In einem Facebook-Statement des Konzertveranstalters heißt es, man habe das "Möglichste und Beste getan", um eine neue Location zu finden. Eine terminliche Verlegung sei aufgrund des Reiseplans des Künstlers nicht möglich gewesen. Wer bereits Karten gekauft habe, werde umgebucht, und wem der Weg nach Neu-Ulm zu weit ist, soll sein Geld für die Karten "seriös, unkompliziert und schnell" zurückbekommen. Bisher scheinen sich alle Beteiligten dem öffentlichen Druck nicht beugen zu wollen.

Im Zuge der Anschuldigungen war eine Onlinepetition unter dem Hashtag #rkellystummschalten ins Leben gerufen worden, um die beiden für April angekündigten deutschen R. Kelly-Konzerte zu verhindern. Bisher verbucht die Petition über 40.000 Unterschriften, was ursprünglich zur Absage des Gigs im Sindelfinger Glaspalast geführt hatte. Bei den Verantwortlichen der Ratiopharm-Arena findet dies offenbar wenig Beachtung.

Hamburg in der Zwickmühle

Die Betreiber der Hamburger Sporthalle, in der das andere deutsche Konzert von R. Kelly stattfinden soll, das Bezirksamt Hamburg-Nord, berufen sich bis dato auf vor längerer Zeit geschlossene Verträge. Ein Verstoß würde erhebliche Schadensersatzforderungen nach sich ziehen, heißt es. Der einzige plausible Grund für eine Absage wäre mangelnde Nachfrage nach Tickets. Danach sieht es derzeit aber nicht aus. Beide Events sind nahezu ausverkauft.

Anfang der Woche kündigte R. Kelly via Social Media zudem an, in Australien, Neuseeland und Sri Lanka auftreten zu wollen. Doch auch in Übersee regte sich Widerstand: So sprachen sich einzelne australische Politiker gegen R.Kellys Konzerte aus, berichtet u.a. die BBC. Man wolle ihm die Einreise verweigern. Mittlerweile sind die Konzertankündigungen wieder verschwunden.

Hintergrund sind die bereits Jahrzehnte andauernden Missbrauchsvorwürfe gegen R. Kelly. So war der Musiker 2008 in einem Verfahren wegen Kinderpornografie freigesprochen worden. Eine Ende Januar erschienene sechsstündige Dokuserie, in der zahlreiche Opfer massive Anschuldigungen erheben, hatte dies erneut thematisiert. R. Kellys Label RCA/Sony hatte kurz darauf den Vertrag aufgelöst. In Deutschland soll "Surviving R. Kelly" im Mai beim PayTV-Privatsender A&E Germany ausgestrahlt werden.

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R. Kelly

R. Kelly,  | © BMG (Fotograf: ) R. Kelly,  | © BMG (Fotograf: ) R. Kelly,  | © Jive (Fotograf: ) R. Kelly,  | © BMG (Fotograf: ) R. Kelly,  | © BMG (Fotograf: )

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