Vampire Weekend haben sich Zeit gelassen, jetzt machen sie kurzen Prozess: Heute gibt es zwei neue Videos, am 5. April ein ganzes Album.

New York (phk) - Der Clip zu "Gen-X Cops" macht mit rasender Bilderflut schwindlig, sicher nichts für Epileptiker. In Camcorder-Optik, mit ruckelnden, abrupten Schnitten, Filmrissen und verwaschenen, teils schwarz-weißen, teils blaustichigen Bildern führen uns Ezra Koenig & Co. durch den New Yorker Untergrund. Alles ist beim U-Bahnfahren gefilmt. Teils fühlt es sich beim Angucken an, als sei dem Kameramann das Gerät aus der Hand geglitten. Dieser Eindruck findet sich im Cover-Foto des Albums wieder.

Der Sound bleibt in der altbewährten Stilistik des zum Trio geschrumpften, einstigen Quartetts: leicht hektisch nach vorne stompend, mit dezent verschobenen Beat-Betonungen, immer ein bisschen von südafrikanischem Jive durchtränkt.

Den Trademark-Sound der Band beizubehalten, scheint erst mal folgerichtig. Denn das Album beschäftigt sich mit Zeitgeschichte, Vampire Weekend zitieren gern alte Musik und setzen sie auf ihre Weise neu zusammen.

"Only God Was Above Us" wird der Longplayer heißen. Er porträtiert das New York des 20. Jahrhunderts, also bevor der erschütternde Terroranschlag auf die Twin Towers am 11.9.2001 die Identität der Stadt veränderte. "Only God Was Above Us" versteht sich als Konzeptwerk. Es soll zehn Tracks enthalten, erheblich kürzer als der Vorgänger "Father Of The Bride".

"Gen-X Cops" ist der Name einer Undercover-Agents- und Gangster-Komödie aus Hongkong von 1999, während "Gen-X" für die Generation nach den Baby Boomers steht, also für die 1965/66 bis 1979/80 Geborenen. Mit ihnen werden oft negative Eigenschaften wie Egozentrismus und zynische Ellbogen-Mentalität als Merkmal der ganzen Alterskohorte verknüpft. Im Aufwachsen dieser Generation spielte die Zugehörigkeit zu einer musikalischen Subkultur eine enorme Rolle.

"Capricorn" ist eine schwermütige Keyboards-Schlagzeug-Ballade mit einem glibberig klingenden instrumentalen Mittelteil und Akustikgitarre-Outro. Das Video startet in der gleichen Ästhetik wieder in der U-Bahn, wo die Schwerkraft außer Kraft gesetzt ist und ein Typ so herum turnt wie ein Astronaut im All. Tatsächlich ist aber der U-Bahn-Wagon umgestürzt.

Der Clip wechselt dann zur Ansicht der Hochhaus-Skyline Manhattans vom Hudson River aus, collagiert Bilder vom Riesenradfahren und aus einem alten Computerspiel mit vielen anderen Schnippseln zu einer surrealen Bilderflut. Unter anderem stechen Aufnahmen aus einem verwahrlosten Apartment heraus, die auch die perspektivlosen Seiten der Touri- und Wallstreet-Metropole zeigen.

Das Album ist nach einem Zeitungsartikel vom 1. Mai 1988 benannt. "Only God Was Above Us" war die Überschrift der 'New York Daily News', als sie über eine Explosion berichteten, bei der es einem Flugzeug das Dach abriss. Vampire Weekend nutzen fürs Album-Artwork und für ihre Clips einige Fotos ausrangierter U-Bahnen von Steven Siegel.

Das letzte Album "Father Of The Bride" von Vampire Weekend erschien im Mai 2019 und gewann den Grammy als bestes Alternative-Album des Jahres. "Only God Was Above Us" wird das insgesamt fünfte Album der Gruppe sein.

Tracklist:

Ice Cream Piano
Classical
Capricorn
Connect
Prep-School Gangsters
The Surfer
Gen-X Cops
Mary Boone
Pravda
Hope

Fotos

Vampire Weekend

Vampire Weekend,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Vampire Weekend,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Vampire Weekend,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Vampire Weekend,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Vampire Weekend,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Vampire Weekend,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Vampire Weekend,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Vampire Weekend,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Vampire Weekend,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Vampire Weekend,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Vampire Weekend,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig)

Weiterlesen

laut.de-Porträt Vampire Weekend

Selbst ist der Mann. Das gilt auch für Vampire Weekend. Trotz New Yorks urbanem Überangebot an Hipstern Ende der Nullerjahre schafft es die Band, ganz …

Noch keine Kommentare