laut.de-Kritik

Den König spielen immer die Anderen.

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"Where are they now?", fragte Nas 2006 auf "Hip Hop Is Dead" und bezog sich damit auf die Helden vergangener Tage: "See I remember them forever / The original Spinderella / Lakim Shabazz, 9 MM." Besagter 9 MM verschrieb sich bereits Mitte der 1980er dem Hip Hop. Für "Whutcha Want?" legte er 1994 seine rauchige Stimme über ein geschmeidiges Streicher-Sample, womit er seinen bislang größten Erfolg einfuhr. Die Auskopplung seines Debütalbums "Nine Livez" fand sich später in Form von Vocal-Samples auf "Hello Nasty" der Beastie Boys wieder.

Doch der mittlerweile unter dem Pseudonym Nine operierende Rapper machte sich rar. Nach seinem dritten Album "Quinine" stellte sich weitgehend Ruhe ein. Erst die ohnehin mit einem Herzen für die alte Schule ausgestatteten Snowgoons reanimierten das Bronxer Urgestein für ihr 2016er-Album "Goon Bap".

Das wieder entfachte Feuer dient Nine nun dazu, seine Stellung in den Hip Hop-Annalen aufzubessern. Da er sich selbst bislang übergangen fühle, stellt er sich nun fortlaufend in die namhafte Ahnenreihe: "I am Biggie, I am Pun, I am Tupac / I am Phife Dawg, I am Prodigy, I am Hip Hop / It is not just what I do, it's who the fuck I am."

In "Hilfiger" hält er eine Vorlesung zum Fachbereich 'Geschichte des US-amerikanischen Rap': "Wu-Tang Clan changed the approach / Snoop Dogg was a god on both coasts/Nas and Biggie was reinventing rap / Tupac was a star, all facts / I was competing with that." Während die Historie einen Platz für ihn bereithält, muss sich die jüngere Generation mit dem Katzentisch begnügen: "I know that Migos will be broke before they turn 50/ Lil Yachty will working at the car wash with Uzi." Arg trotzig grenzt sich Nine von derlei Springsinsfelde ab: "Stop buying all that stupid shit, learn from us."

"Me and the Snowgoons will save you like the cavalry." Zwar bleibt die Notwendigkeit berittener Streitkräfte fraglich, jedoch kann sich jeder glücklich schätzen, das Produzentengespann auf seiner Seite zu wissen. Überdeutlich treten die Snowgoons als Triebfeder des Projekts aus der zweiten Reihe hervor. In Songs wie "Pull Up" oder "The Revenant" fängt das Team um DJ Illegal erstklassig den düsteren Vibe des Eastcoast-Hip Hop ein.

"Killmongor" kündet begleitet von Fanfaren und Chören von der bevorstehenden königlichen Ankunft. Während die Snowgoons in "Tremendous" blecherne Drums mit abgedrehten Streichern kombinieren, unterlegen sie den gemächlich rauen Vortrag des New Yorkers in "Belafonte" mit Hinterhofsound und Scratches. Auch in "Medus" oder "The Revenant" stellen die Produzenten das Hip-Hop-Element des DJing prominent zur Schau.

"I do my own thing. I am king!" Zwar möchte Nine mit "King" gegen Altersdiskriminierung appellieren. Dennoch steht die dargebotene überzogene Selbstwahrnehmung der jungen Generation deutlich besser zu Gesicht, als einem kurz vor seinem 50. Geburtstag stehenden Rapper, der der Öffentlichkeit in den zurückliegenden 20 Jahren lediglich ein Album präsentierte.

Zudem genügt ein fragendes "Was macht eigentlich...?" des "Illmatic"-Rappers nicht aus, um Nines imaginierten "King"-Status zu zementieren. Der stetige Hinweis auf die eigene Herrlichkeit entfaltet erst dann eine glaubwürdige Wirkung, wenn die anderen Genre-Akteure oder zumindest eine beträchtliche Anhängerschar seine Zugehörigkeit zur herrschenden Klasse ehrfürchtig anerkennen. Oder wie es Schauspielschulen ihren Auszubildenden einbläuen: Den König spielen immer die Anderen.

Trackliste

  1. 1. The Revenant
  2. 2. Pull Up
  3. 3. Killmongor
  4. 4. Hilfiger
  5. 5. Tremendous
  6. 6. Belafonte (mit Conway The Machine)
  7. 7. Medusa
  8. 8. Breathe (mit Kool G Rap und Smoothe Da Hustler)
  9. 9. I Am
  10. 10. Pita Roll
  11. 11. Jump Em (mit Ruste Juxx)
  12. 12. Champion (mit Chris Rivers)
  13. 13. King

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9 Kommentare mit einer Antwort

  • Vor 5 Jahren

    Snowgoons machen gefühlt auch seit 15 Jahren die gleichen Beats. Durchaus solide, aber nichts worauf man sich wirklich freut. Keine Finesse, keine Überraschungen, keine Weiterentwicklung.

  • Vor 5 Jahren

    Alternde Rapper....Ein Fall für sich.
    Die wenigsten schaffen es glaubhaft und vor allem nicht peinlich zu werden.
    4:44 sicherlich ein Beispiel wie das gehen kann.
    Der Vogel hier allerdings ein Fremdschämfaktor!
    Auch hierzulande geht die ein oder andere "Legende" langsam auf die 50 zu man darf gespannt sein wie die sich dann so präsentieren!
    In den meisten Fällen wurde ein Rücktritt in Würde bereits verpasst!
    Muss wohl doch am Genre liegen das alte MC's irgendwie so gar nicht klar gehen.

  • Vor 5 Jahren

    Habt ihr das Album überhaupt gehört??
    Es ist eindeutig das beste Album von ihm und das Beste was ich 2018 gehört habe. Eminems Album dagegen ist ein Flop.
    King passt schon , wenn mann im Stande ist, in dem Alter und dem Markt so etwas zu bieten.
    Nine u.v.a liefern ab und überzeugen. Roots Manuva , Cormega usw. sind älter geworden und verändern ihren Sound aber sind weiterhin dope.
    Shame on you ! Für die, die ihren respektlosen Gedankengang der Öffentlichkeit preis tun.