laut.de-Kritik
Abgeklärtes Songwriting zwischen Pop, Folk und Vaudeville.
Review von Martin LeuteNachdem der amerikanische Singer/Songwriter es in den Staaten zu respektablem Ansehen gebracht hat, macht er sich mit seinem dritten Longplayer "Sixteen Skies" auf, erstmals auch die deutsche Hörerschaft von seinen musikalischen Qualitäten zu überzeugen.
Stilistisch erweist sich Weinstein als vielseitig. So pendelt er mit seinen sauber arrangierten Songs zwischen Pop, Folk, Vaudeville und Rock-Anleihen, gibt sich mal energetisch, um sich anschließend ganz der Sentimentalität zu widmen. Dabei klingt er dann und wann tatsächlich wie die vielzitierten Randy Newman und Elvis Costello, ohne aber deren Witz und Eigenständigkeit gewachsen zu sein.
Das Album eröffnet er mit dem dynamischen, folkigen "Too Small", das er mit rastlosen Strophen und ohrgängigem Refrain zur Akustischen, Drums und Akkordeon intoniert und dem folgenden "Gonna Have To Charge You", das mit E-Gitarre, lässigem Pianolauf und flächigem Keyboardspiel zum Bluesrock tendiert.
Der zweistimmig vorgetragenen, lieblichen E-Piano-Ballade "We're All Going There" schließt sich "I Can Hurt People" an, dass sich wie "When I Get My" am Vaudeville-Pop versucht und klingt wie eine glatt gebürstete und versüßte Version diverser Tom Waits-Songs.
Damit ist der musikalische Rahmen Weinsteins weitgehend abgesteckt, wobei er im weiteren Verlauf seine Kompositionen immer wieder mit Bläsern, Backgroundgesängen und der E-Gitarre oder der Lap Steel gekonnt aufwertet.
Mit vibrierendem Gesang setzt er gerne auf gefühlvolle Nummern wie die Pianoballaden "Sail On", "Angel" oder "Where There's A Sky", oder lässt dem behutsamen Einstieg einen hymnischen Chorus folgen ("Above The Music", "Big Babies"). Dazwischen macht er uns zur blechernen Gitarre mit einem Zweizeiler in "Men And Women" in Jonathan Richman-Manier auf grundsätzliche Unterschiede aufmerksam: "Men and women are not the same/ I thought you ought to know". Ach was.
Das stets wiederkehrende Moment findet sich in der gefälligen Melodieseligkeit, die meist in einem ohrgängigen bis pathetischen Refrain mündet. Da ist einer am Werk, der weniger den Indiefreund anspricht, als vielmehr das breite Publikum. Bezüglich der gelungenen Instrumentierung, die immer wieder hübsche Akzente setzt, kann man Weinstein einen gewissen Charme dennoch nicht absprechen.
Er offenbart sich mit "Sixteen Skies" als abgeklärter und technisch versierter Songwriter, der seine popaffinen Songs anspruchsvoll auszukleiden versteht, deren Nachhaltigkeit sich aber aufgrund mangelnder Euphorie erst noch erweisen muss.
Noch keine Kommentare