laut.de-Kritik
Bock auf Natur? Langeweile in Endlosschleife.
Review von Mara Brugger"Hay, Hay, make a wish and turn away." Wünschen brauche ich mir nichts, dafür dreh ich mich trotzdem so schnell wie möglich weg von Norman, einer Band aus Oregon. Von ihrem Label werden die fünf Musiker als "fluffig, rockig und gemütlich" beschrieben. Die ersten zwei Darstellungen hätten sie sich sparen können. Gemütlich trifft es nämlich ganz gut. Zu gut. Dieses Album strotzt nur so vor Langeweile und Geplänkel.
Der Titel-Song beschreibt das gleich am Anfang ziemlich gut. Wer kein Englisch versteht, ist hier wahrscheinlich noch um einiges besser dran. Endlose Naturbeschreibungen, um am Ende der endlosen dreieinhalb Minuten festzustellen, dass es zu Hause doch am schönsten ist. Unterstrichen wird das ganze mit einem Folksound, der halb nach Weihnachten, halb nach irischen Klängen tönt und die Freude auf den Rest des Albums eher dämmt.
Weiter geht's dann plötzlich ganz anders mit "Hell If I Love". Flotter Song, bei dem man kurz meint, da könnte ja doch was gehen. Aber irgendwie wird man bei den Gitarrensounds ständig an "Stille Nacht, Heilige Nacht" erinnert und in Weihnachtsstimmung will man erst im Dezember kommen. Der Text ist relativ stimmig: Ein Mann wird von einer Frau verlassen und wie ungeschickt es doch wäre, sich jetzt verliebt zu haben.
Mit "Mackarel Sky" setzen Norman den Naturwahnsinn fort. "Schäfchenwolkenhimmel" heißt der Titel übersetzt. Putzig. Viel mehr gibt der Song aber leider auch nicht her. Langsam stellt sich pure Langeweile ein. Gegen Ende des Songs trällert noch ne Mundharmonika, damit die 'Ich-sitze-auf-einem-Feld-und-finde-mich-selbst-Stimmung' ihren Höhepunkt erreicht. Auf Track Sechs werde ich aus Höflichkeit gar nicht erst eingehen.
"Bell Fountain Stars" besingt die Sterne. Vier Minuten lang, dreht sich alles nur um sie, und wie sich der verliebte Mann mit seinem Mädchen in den Himmel träumen kann. Da hört er wenigstens die Musik nicht mehr. Denn zwischenzeitlich trifft der Frontsänger nicht einmal mehr die Töne und man bekommt langsam den Eindruck, dass hier echte Amateure am Werk sind.
Ein leichtes Aufatmen bringt "Broken Hearted", denn er liefert zum ersten Mal eine einprägsame Melodie, die im Ohr bleiben könnte. Ein Mann verliebt sich, hat aber Angst verletzt zu werden und lässt sich nicht auf eine Beziehung ein. mit den Worten: "It's a long road to go. Love will end" wird dieser Schritt besiegelt. Ähnlich geht es bei "Her Eyes Tell A Story" und "You Were The Sky" zu. Alles Liebeslieder, mit dem gleichen Thema und somit klingt auch "Brokenhearted" wieder wie Langeweile in Dauerschleife.
Ein richtiges Highlight ist das Outro: Super! Trägt den Titel "Predicting Fog", ist eine Nokturne und somit Gott sei Dank ohne Vocals. Ein schönes Klavierstück ohne Schnickschnack, schiefe Töne und Natur. Toller Ausstieg zum bescheidenen Rest! Für Fans vielleicht okay, tendenziell aber enttäuschend.
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