laut.de-Kritik
Tolle Band, die sich der Ignoranz der Masse sicher sein kann.
Review von Alexander CordasWir schreiben das Jahr 2018 und die North Atlantic Oscillation segelt immer noch unter dem Radar der breiten Öffentlichkeit. Eine weitere tolle Band, die sich der gesammelten Ignoranz der Masse sicher sein kann. Daran wird wohl auch das vierte Album "Grind Show" nichts ändern. Dabei bringen die Herren alles mit: Ausgeklügelte Arrangements, versiertes Sound-Programming, tolle Melodien.
Im Vergleich zum Vorgänger "The Third Day", der mittlerweile auch schon satte vier Jahre auf dem Buckel hat, gönnen NOA ihren Tracks etwas mehr Entfaltungsspielraum. Behutsamer spinnen Sam Healy und Co. die Fäden zusammen. Einzelne Parts ihrer Kompositionen klingen zwar methodisch aneinander gereiht, ergeben aber ein stimmiges Ganzes.
"Weedkiller", mit melancholischen Piano-Klängen und allerlei Fremdgeräuschen gespickt, legt beredtes Zeugnis davon ab. Healy (wieder mal) im Falsett, singt über die Tastenklänge, ehe vermehrt Samples hinzu kommen, die so gar nicht zur verträumten Atmosphäre passen. Würde man diese Sounds extrahieren und im Loop spielen, nach fünf Minuten wären ziehende Kopfschmerzen die Folge. Eingebettet in den kompletten Sound, mit wuchtigem Schlagzeug-Einsatz und wummerndem Background-Bass ergibt das Sammelsurium des akustischen Kuriositätenkabinetts aber auf einmal wieder Sinn. Als reine Harmonie-Suchtels darf man die Schotten also nicht abstempeln. NOA wissen schon, wie sie Haken in ihren Liedern verteilen, um Aufmerksamkeit zu gewinnen.
Um die Hörergunst buhlen die Briten anno 2018 vermehrt mit elektronischen Elementen. "Fruitful Little Moons" leitet nach krachigem Beginn mit Tröten und verzerrten Gitarren in Konservenbeat-Geklöppel über. Erst im letzten Drittel lassen sie shoegazigen Reverb herab regnen, verträumter Hall-Gesang inklusive.
Trotz aller Melodie-Seligkeit darf man es sich im North Atlantic Oscillation-Kosmos nicht allzu gemütlich machen. Denn hat man sich einmal an repetitive Muster ihrer Songs gewöhnt, treten die Schotten die Kupplung durch und schalten wahlweise einen Gang hoch, runter oder wechseln komplett die Fahrtrichtung. Die mitunter etwas abrupt anrauschenden Stimmungs-Schwenks klingen dennoch nicht wahllos gesetzt.
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