laut.de-Kritik
Krautrock, elektronisch, lässig, neu, aufregend und doch vertraut.
Review von Joachim GaugerOha! Obacht! Aufgemerkt! Die Bamberger Electronica Band oh. schenkt der Welt mit ihrem zweiten Album "Upper Disker" ein musikalisches Kleinod, das sein Zuhause irgendwo dort oben in den luftigen Sphären zwischen New Electronica, Ambient und Minimal House findet. Und gleichzeitig doch angenehm geerdet und schön kompakt daher kommt.
Das liegt wohl vor allem daran, dass es sich bei oh. um eine leibhaftige Band handelt, die auch richtige Gigs gibt, mit richtigen Instrumenten, mit richtigen Saiten dran und echten Fellen auf dem Schlagzeug. Richtige Musiker eben. Dazu gibts reichlich Digitales und Analoges aus der Kiste. Mal mit minimalen, geraden Beats, wie wir sie von diversen italic-Scheiben usw. kennen, mal mit Gefrickel, das uns ein wenig an to rococo rot erinnern darf.
Die Sounds sind, wie auch die Rhythmen, prima ausgefeilt und wunderbar aufeinander abgestimmt. Arps zirpen Oldschool. Bässe grooven. Obenrum lässt schon mal Derrick from Detroit grüßen (finde ich zumindest). Statt mit dem Presslufthammer wild rum zu vocodern, sind die ab und an reinschneienden Stimmen elegant und verführerisch vermorphelt. Bei "onsubmitklik" geht die Musike dann sogar klammheimlich Richtung Pink Floyd. Cool. Danke. So klingt also, der Krautrock des neuen Jahrtausends: Elektronisch, lässig, neu, aufregend und doch vertraut. Als wäre oh. schon immer heimlich in unserer Plattenkiste rum gestanden.
Unterm Strich haben Florian, Ron, Mat, Frank und Phil mit "Upper Disker" eine wirklich runde Sache vom Stapel gelassen, die sowohl bei Tage für den modernen Haushalt, als auch für die lässige Lounge ab 22.00 CET bestens geeignet ist. Einige der Trax sind zudem unbedingt Club-kompatibel, z.B "Charme 75", das den Freitag Nacht Tanztest im HI mit Bravour bestand und all die Tänzer ganz entrückt zu den locker-catchigen Beats von oh. shaken ließ.
Die Gründe, warum "Upper Disker" nicht die Traumnote fünf erhält, sind folgende: Erstens können nicht alle der 11 Trax das durchschnittlich doch sehr hohe Niveau halten und zweitens würde ich mir ab und zu noch einen größeren, sagen wir, Innovationsschub mit starkem A(ber)Ha(llo)- so was Hammer noch nie gehört- Effekt, wünschen. Weil Elektronik-Alben aber so oft so langweilig sind und "Upper Disker" zeigt, dass das nicht so sein muss, machen wir mal ein ganz dickes PLUS vor die vier. Und sind sehr gespannt, wie sie weiter geht, die Geschichte der oh.
Noch keine Kommentare