laut.de-Kritik
Piano-Loops und Krawall-Raps: #düsterasfuc!
Review von David MaurerErst letztes Jahr ließen die Snowgoons einmal mehr die Muskeln spielen und versammelten auf ihrem Album "Black Snow 2" quasi jeden renommierten Rapper, der sich mit Verschwörungstheorien, Weltuntergang und Krawall auskennt. Besonders zu letzterer Thematik haben natürlich auch Onyx eine Menge beizutragen. Die Kollaboration auf dem Track "Do U Bac Down" funktionierte offenbar so gut, dass die Goons gleich einen kompletten Langspieler der New Yorker produzierten.
Schon die Tracklist beweist: Auch auf ihrem neuesten Werk klopfen die auf alles einen Fick gebenden Onyx nicht behutsam an die Tür, sondern treten selbige mit voller Wucht ein. "Whut Whut", "Buc Bac", "Boom!!" und "Turndafucup" sprechen eine deutliche Sprache. 45 Minuten Vollgas, #mittenindiefresse. Also alles beim Alten? Nicht ganz. Sticky Fingaz und Fredro Starr müssen auf Sonny Seeza verzichten, der sich nicht an dem Hashtag-Werk beteiligte.
Sei's drum, Onyx ohne Seeza, das ist wie "fuck" ohne k - irgendwie ungewohnt, klingt aber genau gleich. Die beiden übriggebliebenen MCs bellen nämlich nach wie vor, was das Zeug hält. Vor allem Sticky Fingaz keucht und faucht seine Zeilen mehr denn je, als hätte er sich an einer feurig scharfen Yum Yum-Suppe verschluckt: "My middle name is fuck that, 'cause everything is fuck that / Imma bust first, and bet them niggas won't bust back." Die Message: Fuck that! Oder besser: Fuc that!
Die Snowgoons untermalen "Whut Whut" zudem perfekt mit bedrohlich hellen Piano-Loops. Das macht jedem, der sich nach den letzten beiden Compilations auf ein richtiges Onyx-Album gefreut hat, von Anfang an Spaß. Der Übergang zum nächsten Track gelingt beinahe fließend, denn das Rezept setzt sich abermals aus verstimmten Tastentönen und angepissten MCs zusammen.
"We Don't Fuckin' Care" scheint die einzig sinnvolle Attitüde zu sein, wenn eh alles für'n Arsch ist: "Praying is fucking dumb, we're all going to hell, bitch." Davon kann der teuflische Trap Lord A$AP Ferg ein Lied singen, macht er aber zum Glück nicht. Er rappt lieber, und das sehr unterhaltsam. Sean Price zu lauschen, wie er Zeilen à la "I'll rip your arms off and use them shits for drumsticks" mühsam zwischen seinen Schneidezähnen hindurch quetscht, lohnt sich ohnehin immer.
Gleichermaßen treffend und #düsterasfuc präsentieren sich die Beats. Die Snowgoons basteln Bekanntes, aber eben auch Bewährtes zusammen. Als charakteristische Elemente kristallisieren sich grelle Streicher und schaurige Piano-Loops heraus, unterlegt von Bässen so finster wie die Gemüter der miesgelaunten Rapper. Nicht vergleichbar mit Moshpit-Hymnen wie "Slam", aber trotzdem passend. Spätestens die dominanten Schlachtpauken in "Boom!!" beweisen, dass man gute Laune und Sonnenschein auf "#wakedafucup" vergeblich sucht.
Überall macht's "Boom!!" und "Peng, fuc this, fuc that", vor allem aber: "Fuc you". Ihr plakatives Gehate gegen alles und jeden übermitteln die Onyx-MCs nicht gerade mit originellen Zeilen, dennoch vermag es kaum einer, diese Aggression dermaßen glaubhaft zu erzeugen und zu leben wie Sticky Fingaz, Fredro Starr und deren perfekt gewählte Features wie Cormega in "The Tunnel".
Irgendjemand muss Pop-Raps und Gesangsfeatures schließlich etwas entgegensetzen, findet zumindest Sticky Fingaz. "Wakedafucup" brüllt er der vor sich hin dämmernden Rap-Gemeinde ins Ohr, die immer weiter Richtung Kuschelecke und Kommerz schlummert. "Hip Hop started out on the block / I fell asleep at the wheel, the shit crashed into Pop." Ja ja, früher war alles besser, würde Opa sagen.
Eines jedoch hat sich seit Jahren nicht verändert: der Sound von Onyx selbst. Wer mit dem aggressiven Stil und der zur Schau getragenen Hau-drauf-Mentalität bisher nichts anfangen konnte, dürfte sich von "#wakedafucup" kaum bekehren lassen. Die niedermetzelnden Krawumm-Raps begeistern auch anno 2014 nicht jeden. Für alle, die bereits "DöDöDöp, let the boys be boys" schreiend im Kreis sprangen und etwas für die grimmigen Streicher- und Piano-Beats der Snowgoons übrig haben, heißt es jedoch: "Turndafucup"!
6 Kommentare mit 5 Antworten
whut whut ist wahrscheinlich eine homage an den verblichenen lautuser
war jetzt paar tage nicht so informiert. wo ist timo?
dass er keine größe zeigt ist nicht nur anatomisch bedingt
Er hat sich nach Terrordrohungen eines Fakes aus dem Business zurückgezogen, yo whut.
in welchem fred ist das zu finden?
In diesem Voice of Germany Thread mit BossHoss. Da gibts n Post von Morpho mit 100 Antworten, da isses passiert.
ich finds schade aber Respekt, dass er es wirklich durchzieht
aber er wird hoffentlich wiederkommen!
Who slam harder? Onyx, or Vince Carter? ONYX!!
Danach kam leider nix mehr.
Slaaaaam! Döt dööööödöööööt!
"…das ist wie "fuck" ohne k - irgendwie ungewohnt, klingt aber genau gleich."
Sehr gut
Fuer mich uebrigens eines der Ostkuestenalben des Jahres, in einer Zeit, die gerade wieder - man muss es leider zugeben - von der anderen Seite dominiert wird. Zusaetzlich kommt die beste line des Jahres von Makem Pay auf 'Hustlin' Hour': "All I sell is cocaine, I'm a drug dealer / Nah, for real, I'm a motherfuckin' drug dealer.". Das ist es schon fast wert, es sich auf den Koerper stechen zu lassen. Sticky Fingaz zudem einfach nach wie vor mit der abgefucktesten Stimme im game, keiner agitierter als er. Das passt dann auch perfekt zu seiner Beschreibung vom Tunnel - da kamen Erinnerungen zurueck.
Auf '#TurnDaFucUp' gibt es uebrigens eine neue Version von 'Last Dayz', die nichts an Intensitaet verloren hat. Und auch 2014 wird immer noch haerter geslammt als in 'Trainspotting'.
Ich kann mit den Snowgoons-Produktionen immer noch nicht wirklich was anfangen. Oft genial, viel öfter aber Mumpitz.