laut.de-Kritik
Weder lächerlich, noch pathetisch, sondern beeindruckend.
Review von Daniel StraubAuf seine beeindruckende Gesangsperformance in "Walk The Line" angesprochen, antwortete Joaquin Phoenix kürzlich in einem Interview, er verspüre keinerlei Ambitionen in den Pophimmel aufzusteigen. Mit der Veröffentlichung des Soundtracks zu "Walk The Line" und dessen Einstieg in die Charts ist Phoenix nun de facto auch ein Popstar. Und das vollkommen zurecht. Schließlich hat er sich in "Walk The Line" nicht nur schauspielerisch, sondern auch musikalisch an einer Ikone abgearbeitet.
Das allein wäre noch nicht unbedingt bemerkenswert. Respekt verdient jedoch die Art und Weise, wie Joaquin Phoenix diese Herkulesaufgabe angenommen hat, mit ihr gewachsen ist und sie dadurch letztendlich auch mit Bravour bewältigt hat. Erhobenen Hauptes, ohne in Lächerlichkeit einerseits oder Pathos andererseits zu verfallen, hat er die Vita von Johnny Cash auf der Leinwand zum Leben erweckt.
Damit hat er vielen, die Johnny Cash lediglich als alternden Country-Sänger kannten, ein vielschichtigeres Bild an die Hand gegeben - das Bild eines Bauernjungen aus Arkansas, der davon träumt, dass seine Tunes eines Tages einmal im Radio gespielt werden. Mit "Cry, Cry, Cry", seiner ersten Single auf Sam Phillips legendärem Label Sun Records, erfüllt sich der junge Cash diesen Traum.
Glücklich macht ihn der Erfolg dennoch nicht. Seine erste Ehe zerbricht am unsteten Rock'n'Roller-Leben von Cash. Auftritte, Drogen, Groupies und ein selbstzerstörerischer Egoismus liegen wie ein schwarzer Schatten über Cashs erster Ehe. Erst mit der Beziehung zu June Carter, im Film fantastisch auf die Leinwand gebracht von Reese Witherspoon, bekommt Cash sein Leben in den Griff und feiert mit seinen beiden Gefängnis-Alben "At Folsom Prison" und "At San Quentin" ein fulminantes Comeback.
"Walk The Line" erzählt die Geschichte von Cashs Kinderjahren auf der elterlichen Bauwollfarm in Arkansas bis zu seinem Auftritt im kalifornischen Gefängnis Folsom 1968. Entsprechend finden sich auf dem Soundtrack überwiegend frühe Hits wie "Get Rhythm", "I Walk The Line" oder "Folsom Prison Blues". Klassiker wie der "Cocaine Blues" oder June Cartes "Ring Of Fire" dürfen natürlich genauso wenig fehlen. Abgerundet wird der "Walk The Line"-Soundtrack mit Songs von Elvis und Jerry Lee Lewis - allesamt eingesungen von den Schauspielern.
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