laut.de-Kritik
Energiegeladener Pogo-Crossover vom Bodensee.
Review von Kai Butterweck"Scheiß auf die Hater, scheiß auf die Kritik! Für dich ist es der shit! Victoreyyyy!", posaunen die Jungs von Oxmo zu Beginn ihres Debütalbums "Wer Willst Du Sein?" in die Mikros. In einer Zeit, in der sich junge Bands Dank unendlich vieler Vertriebsmöglichkeiten gegenseitig auf den Füßen stehen, stechen Oxmo nicht nur mit einer erfrischenden Gute-Laune-Attitüde heraus. Auch musikalisch präsentieren sich die Konstanzer abseits des Mainstreams auf einem vielversprechenden Pfad.
Mit ihrem energiegeladenen Crossover-Mix rennen Oxmo vor allem bei all jenen offene Türen ein, die daheim auch Kraftklub, Fettes Brot und The Mighty Mighty Bosstones in den Regalen stehen haben. Mit der Kunst des Vermischens sind Oxmo bereits so sehr vertraut, dass am Ende, trotz aller offensichtlicher Referenzpunkte, ein ganz eigenständiges Ganzes entsteht.
Aufgepeppt mit detailverliebt arrangierten Rock-Breaks, denen zumeist ein nachhaltiges Bläserthema zu Grunde liegt, bringen die Songs von Fabi, Olli, Yannik, Vale und Lars jede Pogo-Party zum Kochen. Inhaltlich holen Oxmo nicht zu weit aus. Auf den Tisch kommt all das, was sich in unmittelbarer Schlagweite präsentiert.
So macht beispielsweise der Dussel mit fragwürdigem Gedankengut auch nicht vor dem schönen Bodensee-Panorama halt ("Der N.").
Melodischer Punkrock rammelt durch die Boxen, wenn es um Großraumbüro-Alpträume ("Prince Of The Senseo") und die zu Papier gebrachte Selbstvermarktung geht ("Pressetext"). Zwischendurch biegen Oxmo immer wieder gerne ab. "In Den Straßen Von New Ravensborough" ist ein komplexes Sechsminuten-Monstrum. Der Social-Media-Ächzer "Das Leben Eines Künstlers" lebt von entspannten Offbeat-Vibes und glänzt mit orientalischem Abgang. Auch nicht schlecht: Die Classic-Rock-Parodie "Lass Die Socken An". Hier zeigen Oxmo, dass sie auch das Einmaleins der verzerrten Gitarrenmusik sehr gut beherrschen.
Die einzige Konstante im breitgefächerten Oxmo-Kosmos ist der in den Strophen meist auf der Überholspur brausende Sprechgesang. Alle anderen Beteiligten halten sich an keine Regeln - was auch gut ist, denn so präsentiert sich ein durchweg unterhaltsames Gesamtpaket, das Lust auf mehr macht. Wenn der feurige zwischen Eckbar-Krepierer und Festivalhymne pendelnde Kapitelschließer "Benzin" den Deckel draufmacht, zieht man vor den Boxen artig den Hut und freut sich, dass hierzulande in punkto Rock-Nachwuchs scheinbar doch noch richtig was zu gehen scheint.
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