laut.de-Kritik

Mr. Miracle-Madmans gesammelte Solo-Hits.

Review von

Im Sog seiner jüngsten Erfolge als Soap-Star erlebt auch Ozzy Osbournes eigentlicher Brötchenerwerb eine Renaissance. Nach dem Konzertmitschnitt "Live At Budokan" und dem Seriensoundtrack "The Osbournes Family Album" wirft das Label des Dunkel-Fürsten binnen Jahresfrist auch noch die unumgängliche Doppel-Best Of hinterher. Fast alle Hits und Klassiker seiner Solo-Karriere sind enthalten. Die Betonung liegt hier auf dem Wort "fast", doch dazu später mehr.

Für langjährige Ozzy-Fans, die alle Werke des Meisters besitzen, nur minder relevant bietet die Zusammenstellung für die neue MTV-"Dreamer"-Gemeinde jedoch eine musikalische Geschichtsstunde. Besonders auf Disc eins, die sich den ersten Soloschritten O.O.s widmet, schwingen der viel zu früh verstorbenen Gitarrengott Randy Rhoades und sein nicht minder superber Nachfolger Zakk Wylde die pure Metal-Keule. Anspieltipps: alles.

Hervorzuheben wären höchstens die vier Stücke des zu Unrecht unbeachteten "No Rest For The Wicked"-Albums, auf dem der angesprochene Zakk Wylde zum ersten Mal die Gitarre aufheulen ließ und dem Sound seinen Stempel aufdrückte. Außerdem: wer erinnert sich nicht gerne an das Video zu "Miracle Man", als Ozzy drogenmäßig ausgeschwemmt eine Kirche sprichwörtlich in einen Saustall verwandelt. Sein Motto damals: Schweine in die Kirche, Tauben in den Mund.

Die zweite Hälfte zeigt den Prince Of Darkness von seiner rockigeren Seite. Mit ruhigen Songs wie "Mama, I'm Coming Home", dem Lieblingstrack seiner Managerfrau Sharon, dem sphärischen "No More Tears" oder der Ballade "Time After Time" rettet sich Ozzy mit Unterstützung von Motörhead-Frontmann Lemmy erfolgreich in die Neunziger. Die er zum neuen Jahrtausend mit "I Just Want You" und natürlich "Dreamer" ähnlich melancholisch wieder verlässt.

Leider fehlt das 86er Werk "The Ultimate Sin" auf beiden Teilen, was den Plattentitel "The Essential" ad absurdum führt. Zwar gilt "die ultimative Sünde" als Ozzys Mainstream-Album, doch "Shot In The Dark" oder der Titeltrack gehören auf jede halbwegs essentielle Ozzy Osbourne-Best Of. Schade, dass eine "fast" perfekte Greatest Hits-Scheibe durch das Unvermögen von Sony-Strategen an Bedeutung einbüsst.

Trotzdem unterstreicht "The Essential" die Klasse und Einzigartigkeit des Prince Of Darkness. Bleibt nur zu hoffen, das sich "Mr. Miracle-Madman" auf der Bühne noch lange nicht "So Tired" fühlt. Und wenn wirklich mal das Ende naht, könnte jene schicksalhafte Zeile Ozzys (Künstler-) Grabstein zieren, die er bereits 1980 in der melancholischen Ballade "Goodbye To Romance" äußerte: "I've Been The King, I've Been The Clown."

Trackliste

  1. 1. Crazy Train
  2. 2. Mr. Crowley
  3. 3. I Don't Know (Live with Randy Rhoads)
  4. 4. Suicide Solution
  5. 5. Goodbye To Romance
  6. 6. Over The Mountain
  7. 7. Flying High Again
  8. 8. Diary Of A Madman
  9. 9. Paranoid (Live with Randy Rhoads)
  10. 10. Bark At The Moon
  11. 11. You're No Different
  12. 12. So Tired
  13. 13. Rock 'n' Roll Rebel
  14. 14. Crazy Babies
  15. 15. Miracle Man
  16. 16. Fire In The Sky
  17. 17. Breakin' All The Rules
  1. 1. Mama, I'm Coming Home
  2. 2. Desire
  3. 3. No More Tears
  4. 4. Time After Time
  5. 5. Road To Nowhere
  6. 6. I Don't Want To Change The World (Live)
  7. 7. Perry Mason
  8. 8. I Just Want You
  9. 9. Thunder Underground
  10. 10. See You On The Other Side
  11. 11. Gets Me Through
  12. 12. Dreamer
  13. 13. No Easy Way Out

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Ozzy Osbourne

"In den letzten einundzwanzig Jahren war ich nichts anderes als ständig stoned und besoffen. Ich kann mich an Namen und an Gesichter erinnern, aber wenn …

Noch keine Kommentare