laut.de-Kritik
So erfrischend kann Rockmusik heute noch klingen.
Review von Philipp SchiedelAuf dem Cover der ersten Panthers Platte "Are You Down?" faucht ein Panther ins Mikrofon. Schon beim ersten Blick ist der musikalische Inhalt klar: es wird geschrieen und punkgerockt bis die Fetzen fliegen. Das Cover von Album Nummer Zwei zeigt nun einen einsamen Wald. Ein Bild wie aus einem asiatischen Film, das einen stumm und verschlossen anblickt und wie schon beim Debüt den Weg vorgibt.
Während "Are You Down?" trotz seiner unbestrittenen Höhepunkte oft genug zu verquer, zu schraddelig und zu Auf-die-Glocken war, kommt "Things Are Strange" versteckter daher. Die neuen Panthers-Songs warten regelrecht auf ihren Hörer. Sie schleichen sich leise an, bevor man nach einigen Durchgängen gelernt hat ihr hinterlistiges Fauchen zu verstehen. Spätestens dann ist man wieder beim Rock'n'Roll-Cover des ersten Albums angelangt.
Denn schon zu Beginn dieser Platte zeigen die New Yorker wer hier der Chef ist. So einen wuchtigen Einstieg hat man - seit Detroit nur noch für Eminem und White Trash berühmt ist - nicht mehr gehört. Mit "Legally Tender" rast die Band so über einen hinweg, dass man glauben könnte, Punkrock wäre noch taufrisch und hätte nicht längst schon alles gesehen.
Damals, als die Stooges und MC5 sich noch gemeinsam einen hinter die Binde kippten, war Punkrock noch ein Aufschrei. Das können die Panthers heute natürlich nicht mehr schaffen. Aber mit ihrer anspruchsvollen Mischung aus genau jenem rauen 70s-Sound der genannten Bands und ihren modernen Rock-Experimenten gelingt ihnen ein nicht unerheblicher Knall. Der akribische Aufbau der einzelnen Songs hilft kräftig mit, dass dieser ordentlich explodiert.
Selten hat es eine Band so ansteckend verstanden, ihre Songs bis zum unvermeidlichen Höhepunkt zu strecken und trotzdem in keiner Sekunde an Intensität zu verlieren. Bis zu sieben Minuten lang konstruieren die Panthers diese Rock-Bombasten. Das zentrale Stück "We Are Louder", das mit einem hysterisch-jazzigen Inferno beginnt, dann seine Langsamkeit findet und bis zum Ausbruch fast einschläft, ist für diese Songwriting-Herangehensweise exemplarisch. Der Gesang zieht und zieht sich, während die Gitarre die Töne in die Länge streckt bis es dann endlich "louder" wird. Und wie es lauter wird! Bei diesen brettharten Riffs muss jeder waschechte Stoner-Rocker weiche Knie bekommen. Auch das sphärische und nie starten wollende "If You Were Once Young, Rage" wächst über knapp acht Minuten zum gigantischen Kopfschüttler heran. Checkt das ab, Freunde des komplizierten Punkrocks: Lange wurde Wucht nicht mehr so heimtückisch zur Entfaltung gebracht.
Alle die sich gerne mal die Zähne an einem Album auskauen bevor es richtig klickt, dürfen um "Things Are Strange" keinen Bogen machen. So erfrischend kann Rockmusik heute noch klingen - und dass obwohl man hierzu garantiert kein Tanzbein schwingen kann.
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