laut.de-Kritik

Ein Veteran covert sich selbst.

Review von

Die "Scratch My Back - I'll Scratch Yours"-Posse ist immer noch nicht abgeschlossen, da juckt es Peter Gabriel schon wieder in den Fingern. Frei nach dem Motto: Wenn andere nicht aus den Pötten kommen, nimmt man die Geschicke eben selbst in die Hand. Soll heißen: Der Prog-Rock-Pop-Veteran covert sich einfach selbst.

Das an und für sich schon außergewöhnliche Unterfangen wird zudem noch aufgepeppt, indem sich Mr. Gabriel weitestgehend unbekannteren Tracks seines Schaffens widmet, und diese in ein orchestrales Gewand steckt. Der Verzicht auf klassische Instrumentierung sorgte bereits auf "Scratch My Back" für diverse Ausrufezeichen. Auch die eigenen Werke driften durch den opulenten Background in Gefilde vor, die abseits der Klanglandschaften liegen, in denen sich die Originale betten.

Ruhig und verhalten eröffnet "The Rhythm Of The Heat" den Reigen aus insgesamt vierzehn Songs, ehe sich die Streicher-Fraktion im Verbund mit Gabriels markantem Organ zu einem epischen Finale auftürmt. Unterstützt von seiner Tochter Melanie hält sich der Altmeister auf "Downside Up" relativ nah am Original aus dem Jahr 2000. Allerdings verzichtet er auf den kompletten Endpart der Ur-Version, was den Gesamteindruck etwas trübt, da sich gerade hier das Wechselspiel zwischen den verschiedenen Dynamiken mit Hilfe des Orchesters gut hätte inszenieren lassen.

Gabriels Stimmorgan glänzt wie eh und je und hat auch nach über vierzig Jahren Bühnenpräsenz nichts von seiner Einzigartigkeit eingebüßt. Das hilft vor allem dann, wenn es bisweilen zu pathetisch wird und die epischen Arrangements auf Songs wie "Darkness" oder "Red Rain" Überhand nehmen. Insgesamt fügt sich das 46-köpfige New Blood-Orchester aber eher bereichernd ein, als dass es die Songs mit unangemessenem Bombast erdrückt.

Die Jahrhundert-Ballade "Don't Give Up" teilt sich Gabriel mit der Norwegerin Ane Brun anstelle von Kate Bush, was aber nur unwesentlich ins Gewicht fällt, da der Song, selbst wenn er von einer verstimmten Spieluhr vorgetragen würde, noch weit mehr Gänsehautmomente bereithält als die meisten Top-Ten-Balladen der letzten zehn Jahre zusammen.

Eher spartanisch eingepackt kommt der zweite 'Hit' "Digging In The Dirt" daher. Doch nahezu nackt macht der Song vom "Us"-Album aus dem Jahr 1992 eine fast noch bessere Figur als das Original. Das obligatorische "Solsbury Hill" darf natürlich nicht fehlen, und so bildet Gabriels erster Solo-Überflieger als unaufgeregte Klassik-Pop-Melange den passenden Abschluss auf "New Blood".

Insgesamt bleibt die Kirche aber im Dorf, denn dafür ist im Bereich "classic-meets-pop-oder-rock" in den letzten Jahrzehnten schon zu viel passiert. Dennoch gilt es dem Maestro allein schon für seine Eigenwilligkeit und seinen Mut Respekt zu zollen. Denn ein Coveralbum mit Orchester aufzunehmen, damit auf Tour zu gehen und zu guter Letzt einen Teil seines eigenen Schaffens ebenfalls durch den orchestralen Fleischwolf zu drehen, traut sich nicht jeder Künstler seines Kalibers.

Trackliste

  1. 1. The Rhythm Of The Heat
  2. 2. Downside Up
  3. 3. San Jacinto
  4. 4. Intruder
  5. 5. Wallflower
  6. 6. In Your Eyes
  7. 7. Mery Street
  8. 8. Red Rain
  9. 9. Darkness
  10. 10. Don't Give Up
  11. 11. Digging In The Dirt
  12. 12. The Nest That Sailed The Sky
  13. 13. A Quiet Moment
  14. 14. Solsbury Hill

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LAUT.DE-PORTRÄT Peter Gabriel

Peter Brian Gabriel wird am 13. Februar 1950 in Cobham, Großbritannien geboren. Bereits im Alter von elf Jahren beginnt er, erste Songs zu schreiben.

3 Kommentare mit 2 Antworten

  • Vor 12 Jahren

    nu ja ? christmas is just around the door ? absolut überflüssig

    ich geniesse gerade ?a trick of the tail? von genesis
    mit dem völlig verkannten steve hackett - der wohl mehr einfluss auf genesis ausübte als der egozentrische gabriel.

    • Vor einem Jahr

      Genau.. Weil ja im Oktober Weihnachten ist.
      aber was überflüssig angeht kann man das auch von diesem Kommentar sagen.

    • Vor einem Jahr

      Hallo YuiKato,

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  • Vor 12 Jahren

    Das sehe ich anders! Im Gegensatzt zu Sting, der seine Songs mit dem Orchester fast "verklebte", interpretiert Gabriel seine Stücke karger, fast sperrig. Überflüssig ist das auf keinen Fall und auch eine Nähe zu Weihnachten sehe ich nicht. Zumal das ganze Projekt doch ziemlich weit vom Mainstream entfernt ist.

    Mit Hackett hast Du Recht! Auch die letzte CD von ihm ist großartig :)

  • Vor 12 Jahren

    Das sehe ich anders! Im Gegensatzt zu Sting, der seine Songs mit dem Orchester fast "verklebte", interpretiert Gabriel seine Stücke karger, fast sperrig. Überflüssig ist das auf keinen Fall und auch eine Nähe zu Weihnachten sehe ich nicht. Zumal das ganze Projekt doch ziemlich weit vom Mainstream entfernt ist.

    Mit Hackett hast Du Recht! Auch die letzte CD von ihm ist großartig :)