laut.de-Kritik
"Neon" im reduzierten Akustikgewand.
Review von Toni Hennig"Neon" von Philipp Poisel stellte vor drei Jahren eine eher zweischneidige Angelegenheit dar. Einerseits bot die Scheibe, wenn er etwa in "Was Von Uns Bleibt" zentrale Fragen nach den Konsequenzen des Klimawandels, schlaue Zeilen. Andererseits übertrieb es der in Ludwigsburg geborene Sänger und Musiker zu oft etwas zu sehr mit dem Herzschmerz.
Musikalisch bot die Platte ein paar interessante Ideen, blieb insgesamt aber zu mutlos, um nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen. Nun folgt mit "Neon Acoustic Orchestra" eine Liveumsetzung des Albums, die Anfang April vergangenen Jahres unter der Regie von Produzent Frank Pilsl in der Motorworld in Metzingen entstanden ist.
Dabei verbreiten die Songs schon aufgrund der Instrumentierung mehr Wärme als in der Studioversion. Man hört viel Piano, größtenteils dezente Streicher und gelegentlich Bläser. Gerade Letztere drücken Nummern wie "10 Gründe", "Auge Des Sturms" oder "Zu Weit" ihren eigenen Stempel auf. "Zu Weit" mündet nach einem ruhigen, sich langsam aufbauenden Beginn gar in ein ausgelassenes Saxofonsolo. Ansonsten unterscheiden sich die Livearrangements bis auf die reduziertere Instrumentierung nicht besonders von den Studioversionen. "Alles An Dir Glänzt" klingt beispielsweise live immer noch genauso schlagerhaft wie auf Platte.
Zudem legt Poisel auf der Bühne nicht gerade mehr Leidenschaft an den Tag als im Studio. Gesangliche Unterschiede zu den Studioversionen sucht man mit der Lupe. Zudem beschränkt sich die Interaktion des Sängers mit dem Publikum bis auf ein "Danke" hier und da sowie der Vorstellung der einzelnen Musiker auf das Allernötigste. Sicherlich erwartet man von dem 40-Jährigen live keinen all zu großen Rededrang, aber gerade in diesem intimen Rahmen hätte es sich angeboten, die ein oder andere Geschichte zu den Songs zu erzählen.
Als heimlicher Star des Abends stellt sich stattdessen Alin Coen heraus, die es mit ihrem hauchzarten Gesang schafft, den Pathos des Ludwigsburgers zu bändigen. Dieser quillt nämlich geradezu aus den Boxen, wenn er wie in "Keiner Kann Sagen" gesanglich auf sich alleine gestellt ist. Glücklicherweise steht Coen in so gut wie fast jedem Track als Duettpartnerin an seiner Seite. Dennoch hätte man aus dem Ausgangsmaterial mehr herausholen können, denn trotz sparsamerer Instrumentierung und schönem Duettgesang hat wieder einmal der Mut gefehlt.
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