laut.de-Biographie
Port O'Brien
Für Van Pierszalowski hat das Jahr 265 schöne Tage. Und 100 höllische. Van ist gerade 24 geworden, als das Debüt "All We Could Do Was Sing" erscheint. Er schreibt und singt die meisten Songs seiner Band Port O'Brien.
Jedes Jahr verbringt er den Sommer in den Fischereigewässern von Alaska, an Bord der Shawnee, einem großen, kommerziellen Lachsfänger, den sein Vater betreibt. Die Bezahlung erfolgt nach Gewicht. Der Job ist erbarmungslos. Es bleibt nicht viel von See- und Salzwasserromantik, wenn monatelang kein fester Boden zu spüren ist, wochenlang keine Dusche möglich ist und jede Nacht um 2:30 Uhr der 20-stündige Arbeitstag seinen Anfang nimmt. Der ständige Zeitdruck, die Konkurrenz, der Netz-Wettbewerb mit den ganzen anderen Schiffen.
Das einzig Positive ist die Bezahlung, die so gut sein kann, dass man den ganzen Rest des Jahres mehr oder weniger davon existieren kann. Der US-Kongress jedoch hat die Lachsfischerei in Alaska unlängst als den "gefährlichsten Job der Welt" eingestuft. Jedes Jahr gehen völlig ermüdete Fischer über Bord und bleiben für immer verschwunden. Van kann unendliche Geschichten erzählen zu diesem Thema. Muss er aber nicht. Auf "All We Could Do Was Sing" dreht es sich um praktisch nichts anderes.
Cambria Goodwin ist Vans Freundin. Sie ist 2008 gerade mal 22 und stammt aus einem kalifornischen Nest zwischen Los Angeles und San Francisco, das auch Cambria heißt. Um ihrem Freund wenigstens etwas näher zu sein, beginnt auch sie, die Sommermonate in Alaska zu verbringen. Die Frage ist tatsächlich, welcher Job härter ist - der auf dem Schiff oder der in der dazugehörigen Konservenfabrik.
Die Lachsfänger kehren nur selten in den Hafen zurück. Ihre Ladung wird auf See gewogen und auf noch größere Kutter umgeladen. Diese schleppen den Fang in den Hafen von Larsen Bay auf Kodiak Island, in dem er in riesigen Konservenfabriken, bevölkert von Tausenden von Drop-outs, Abenteurern und sonstigen übellaunigen Saisonarbeitern, weiterverarbeitet wird. Cambria arbeitet in der Kantine einer dieser "Canneries", wie die Fabriken heißen.
Sie legt einen kometenhaften Aufstieg zum "Head Baker" hin. 16 Stunden backen. Rund um die Uhr wird dort gearbeitet. Der Stressfaktor ist hoch. Die Hitze an den Backöfen brütet. Cambria könnte stundenlang Geschichten aus ihrem kleinen Teil der Lachsfangverarbeitungsindustrie erzählen. Stattdessen schreibt sie Song wie "In Vino Veritas" oder "Tree Bones".
2005 beginnen die beiden, sich in den Monaten zwischen der Saison mit eigenen Folksongs die Zeit zu vertreiben. Nehmen zwei mehr oder weniger rudimentäre Akustik-EPs auf und fassen diese zu einer CD zusammen, die sie auf Konzerten verkaufen. Port O'Brien werden zu einer Band, als Drummer Joshua Barnhart, Bassist Caleb Nichols und Zweitgitarrist Zebedee Zaitz dazustoßen.
In Längen- und Breitengraden, die normale Menschen niemals zu sehen bekommen (kurz vorm Nordpol), entstehen Songs, die später unter Zuhilfenahme von Streichersätzen und rauen, sägenden Gitarren, Cambrias perkussivem Banjo, Töpfen und Pfannen zu Alben werden. M. Ward hat Port O'Brien als seine Lieblingsband bezeichnet. Pierszalowski und Band haben auf Tour unter anderem Modest Mouse und Bright Eyes supportet.
Im Frühjahr 2010 gibt die Band ihre Auflösung bekannt. Van Pierszalowski aber bleibt der Musikwelt erhalten und gründet bald darauf sein neues Projekt Waters.
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