laut.de-Kritik
Schwedisches Uneasy Listening in Reinkultur
Review von Gregory BritschAngesichts der kaum mehr überschaubaren Anzahl von exportiertem schwedischen Liedgut (Cardigans, A-Teens & Co), das uns tagtäglich durch die Gehörgänge geblasen wird, ist es kaum verwunderlich, dass jetzt auch Bands wie Psycore ihr Glück jenseits der Riksgränsen versuchen.
Psycore machen es dem Hörer nicht gerade einfach, sich in "I'm Not One Of Us" reinzuhören. Der Bandname ist Programm. Eingängigkeit wird rigoros abgelehnt, man versteckt sich eher hinter einem grollenden Soundgewitter aus heruntergestimmter Gitarre und Bass, Schlagzeug und einem zwischen Sprechen und Brüllen variierenden Gesang.
Sounds like Korn wäre eine naheliegende Vermutung, die aber nur bedingt gelten kann. Psycore haben im Gegensatz zu den Megasellern aus Amiland (noch) nicht die ausreichende Professionalität, um richtig gute Songs zu schreiben. Ausserdem sind sie für einen Erfolg auf breiter Ebene einfach zu sperrig. Eben Psycore, um mal wieder eine neue Komponente im vorherrschenden industriellen Schubladendenken zu kreieren.
Musikalisches Talent und Gespür für den passenden Groove sind zweifelsohne vorhanden. Gerade "Narrowmind" ist das beste Beispiel für gesunde Härte plus gepflegter Rhythmik. Da packt man gerne die Luftgitarre aus und lässt die Arme fliegen.
So gut die Platte anfängt, so schnell knickt die Kurve nach unten weg. Drei von 13 Tracks sind eine magere Quote. Beim Rest sind die Jungs wohl etwas übermotiviert an die Aufgabe herangegangen. Etwas weniger Moll und Lärm hätte es auch getan.
So gesehen liegt die Plattenfirma mit ihrer Einschätzung "Uneasy Listening", entgegen der üblichen Anpreisereien und des lobhudelnden Geblubbers, einmal nicht so ganz daneben.
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