laut.de-Kritik
Angesichts des Debüts eine mittelschwere Enttäuschung.
Review von Alexander CordasDarf man das künstlerische Schaffen einer Band an ihrer Vergangenheit messen? Sicher, woran denn sonst? Das jeweils neueste Werk ganz unbefangen zu beurteilen, ist nur schwerlich möglich. Im Falle der Pure Reason Revolution ist dies sogar besonders bitter.
Legte das Quintett mit "The Dark Third" doch ein Wahnsinnsalbum vor, das mit seiner monumentalen Ausstrahlung bereits damals Befürchtungen aufkommen ließ, dass diese kompositorische und atmosphärische Glanztat nur schwer zu toppen sein würde. Und so ist es auch gekommen.
Ein Totalausfall sieht zwar anders aus, aber angesichts des umwerfenden Debüts gleicht "Amor Vincit Omnia" einer mittelschweren Enttäuschung. Es beschleicht einen des Öfteren das Gefühl, dass die Briten mit den eigenen Ambitionen nicht so recht mithalten können.
Die Zutaten sind zwar - mit Abstrichen - fast dieselben. Doch seltsamer Murks wie die von C64-Gedudel geprägte Ballade "Bloodless" oder das richtig furchtbare "Disconnect" - klingt mit Vocoder-Schlonz und Synthies aus dem Mülleimer wie ein richtig übler 80er-Track - hinterlassen einen schrecklichen Eindruck.
Dabei starten die fünf Revolutionäre zu Beginn doch zuerst ganz passabel. Der Opener "Les Malheur" knüpft in Stil und Intonation lose ans Debüt an. Mehrstimmiger Harmoniegesang und dominante Elektro-Elemente fügen sich so zu einem schönen Ganzen, dass man fast überhört, dassnicht eine einzige Gitarre erklingt. So lässt man sich Weiterentwicklung gerne gefallen. Leider hält dieser Eindruck nicht vor. "Victorious Cupid", das mittlerweile auch schon fast zwei Jahre auf dem Buckel hat, bietet gute, aber nicht überragende Kost.
Dennoch: PRR haben immer noch überdurchschnittliches Material auf der Pfanne. Das in Kapiteln unterteilte Epos von "Keep Me Sane" bis "Requiem For The Lovers" zieht einmal mehr alle Register. Entspannt progressiv und mit schön Druck von der Gitarrenfront toben sich Wilcox, Alper und Co. so aus, dass die imaginäre Handbremse, die über dem Album zu schweben scheint, endlich mal ausgeblendet wird.
Das solide "The Gloaming" sowie das zerbrechliche "Avo" beschließen ein Werk, mit dem PRR nicht auf Nummer sicher gegangen sind. Teilweise äußerst sperrig, zuweilen auch nervig präsentieren sie sich anno 2009. Die Briten sind zwar nach wie vor zu großen Taten fähig, die offenen Münder ob der Kompositionskunst sind aber einem nur wohlwollenden Kopfnicken gewichen.
11 Kommentare
Der erste Satz von deiner Review ist auch etwas sperrig Alex.
Stimme dir vollkommen zu. Es ist nicht das was man erwartet hat. Ist es deswegen schlechter? Mit The Dark Third haben PRR aufgezeigt in welche musikalischen Spähren die Reise gehen kann. Mit diesem Album biegen sie scharf auf die elektro Autobahn ab und lassen den Hörer etwas verdutzt stehen.
Bloodless und Disconnect gingen bei den ersten Durchläufen gar nicht. Mittlerweile nervt nur noch das 80s trash revival Disconnect.
Trotzdem hat das Album ein paar sehr starke Stücke die einen wieder versöhnen.:)
Die ewige Crux mit dem 2ten Album.
aber nur ein ganz kleines wenigkeit.
Ich hab gar keine Lust mehr.
Ich finde es auch schade, dass der Gesang von Chloe so sehr zurückgefahren wurde.
Genau das hat auch auf The Dark Third einige Gesangsharmonien so genial gemacht.
Nun ist sie wirklich nur noch selten im Hintergrund zu hören.
Ansonsten, ein sehr gutes Album, wenn man es nicht mit dem ersten vergleicht. Dann ist es automatisch sehr enttäuschend.
Und Disconnect ist einfach grauenvoll.
Arr, ich liebe das Album mittlerweile. Nur zu kurz isset. Der durchschnittlichste Track ist für mich The Gloaming.. zieht man die 9min von der eh schon kurzen Laufzeit ab, bleibt nicht viel.
Und was hat alle Welt gegen "Disconnect"? Super isset. "Avo" hat mich die letzten Tage als Ohrwurm begleitet. "Deus Ex" auch super.. Genau wie Opener und Vorab-Single.
"Bloodless" hat schöne Seiten, der Rest tingelt im oberen Mittelmaß. 4 Punkte für mich der elektrische Musik sehr mag. Davon allerdings ein 3/4 Punkte Abstrich wegen der Länge des Gebotenem.
@ Mac
kann mich dem fast genau anschließen. Das Album wächst beim mehrmaligen hören. Als Lieblingssongs haben sich bisher Victorious Cupid und Deus Ex Machina hervergetan. Vorallem ersteres rockt unheimlich. Könnte vom Sound her auch von Muse sein (deren härtere Sachen)