laut.de-Kritik

Der King Push-Appetizer ist ein Hauptgang.

Review von

Pusha T gehört zweifelsohne zu der auserkorenen Handvoll Rapper, die sich über Jahrzehnte hinweg im Spiel halten, ohne dabei die immergleichen, aufgewärmten Aufgüsse einstmaliger Großtaten zu reproduzieren. Ganz im Gegenteil hat King Push im Verlauf seiner Karriere schlichtweg die richtigen Moves gemacht: Nachdem sich abzeichnete, dass Clipse infolge ihres Gamechangers auseinander treiben, bandelte Pusha bei Kanyes Qualitäts-Imprint G.O.O.D. Music an. Fünf Jahre später nun findet sich folgende Line wie in Stein gemeißelt auf Pushas neuer Platte: "The president of G.O.O.D. Music has been announced / A quarter million a year and that don't bounce".

Die Gründe für die fortwährende Relevanz des Pushas liegen derweil auf der Hand. Musikalisch tänzelt der MC aus Virginia auf dem schmalen Konsensgrat zwischen ins Jetzt übersetzten neptun'schen Klangfricklereien und dezenten Anleihen vom derzeit vorherrschenden State of the Art. Wie hervorragend die Mixtur funktioniert, ließ bereits das hypnotische und zeitgleich brutal klatschende "Untouchable" erahnen.

"Darkest Before Dawn: The Prelude", der als Vorspann zur großen King Push-Platte angedachte Appetizer funktioniert derweil als eigenständiges Album, das rein qualitätstechnisch den Zusatz "Prelude" nahezu überflüssig macht. Viel eher entwickelt sich Pusha T stetig in Richtung des von Jay Z geprägten Begriffs des Grown Man Raps. "Darkest Before Dawn" lässt daran keine Zweifel. Push begrüßt sein Publikum zunächst mit der gewetzten Aufforderung: "Leave your conscience at the door".

Was folgt ist eine gute halbe Stunde vollgepackt mit ignorantem wie scharfsinnigem Szenebelächeln, erhabener OG-Flexticker-Attitüde und pointierten Sticheleien. Allein die bissigen Zeilen auf "Crutches, Crosses, Caskets" dürften so manchen seiner Mitstreiter ins Mark treffen: "All I see is death by the masses / The only asterisk is the change of address". In eine ähnliche Kerbe schlägt auch "M.F.T.R." (More Famous Than Rich) mit Dauerkollaborateur The Dream, dessen zerbrechlich gesungene Hook fast schon als Verhöhnung an vermeintliche Gangbanger verstanden werden darf: "Niggas ain't been to church in a minute / But it's funny how that TEC make a nigga get religious".

Auch musikalisch reichen Pusha T oft simple Mittel aus, um die größtmögliche Wirkung zu erzielen. Kanye reanimiert auf "M.P.A." (Money, Pussy, Alcohol) den Runaway-Swag mittels Pianogeklimper und einer Schellen-Snare, A$AP Rocky trällert beiläufig ein paar drogenverhangene Interludes zwischen die stets makellos cleanen Parts des Pushas. Wie sehr Letztgenannter dabei unaufhörlich die Oberhand über das Geschehen behält, zeigt sich im letzten und besten Song der Platte.

"Sunshine", ein politisch motivierter Rundumschlag gegen die Berichterstattung über und Wahrnehmung der schwarzen Bevölkerung in Amerika, dürfte wohl mit der stärkste Song sein, der im Zuge der Black Lives Matter-Kampagne entstand. Hinter brodelnden Synthies, die wie Polizeisirenen eine elektrische Spannung provozieren, kickt Pusha T bissige Lines en masse: "Public Enemy, I am Chuck D / Flavor Flav in Louis V, but I'm Huey P / Woo! The new elite, it's either you or me / Let the sunshine, cause their dark clouds try to ruin me".

Dass die Platte derweil nur als Überbrückung des fürs Frühjahr angekündigten King Push-Albums fungieren soll, grenzt somit fast schon an Fahrlässigkeit. Mit einer noch eigenständigeren Beatauswahl könnte Pusha T in Bälde also sein ganz eigenes "Hell Hath No Fury" veröffentlichen. G.O.O.D. Music season is definitely approachin'.

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. Untouchable
  3. 3. M.F.T.R. (Feat. The-Dream)
  4. 4. Crutches, Crosses, Caskets (prod. by Diddy)
  5. 5. M.P.A. (Feat. Kanye West, A$AP Rocky & The-Dream) (prod. by J. Cole)
  6. 6. Got Em Covered (Feat. Ab-Liva)
  7. 7. Keep Dealing (Feat. Beanie Sigel)
  8. 8. Retribution (Feat. Kehlani)
  9. 9. F.I.F.A.
  10. 10. Sunshine (Feat. Jill Scott)

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