laut.de-Kritik
Keine Revolution, sondern souveräne Herrschaft.
Review von Manuel BergerWalter Schreifels' Portfolio umfasst Youth Of Today, Gorilla Biscuits, Rival Schools, er ist gleich mit zwei Alben in unserer Meilenstein-Kategorie vertreten ("Start Today" und "Slip"), in den letzten Jahren überzeugte er mit den Neugründungen Vanishing Life und Dead Heavens. Und natürlich ist er Mainguy der wegweisenden Posthardcoreler Quicksand, mit denen er nun 22 Jahre nach "Manic Compression" das Albumcomeback begeht. Bbeweisen muss Schreifels nichts mehr, und so spielt er auf "Interiors" auch völlig losgelöst von jedwedem Erwartungsdruck auf.
Weder versteifen sich Quicksand auf ihr Vermächtnis, noch wollen sie zwanghaft neues Territorium beschreiten. Post Hardcore ist zwar nach wie vor als Kulisse vorhanden, einige Merkmale aus den 90ern, wie etwa die dominanten Basslines Sergio Vegas, erkennt man sofort wieder. Speziell beim Gesang und der allgemeinen Grundstimmung hat sich jedoch einiges getan. Den Tracks haftet fast durchgängig ein Laid-Back-Vibe an, das Zauberwort heißt 'Entschleunigung'. Würden Quicksand demnächst verkünden, QOTSA-Boss Josh Homme hätte als Co-Writer an "Fire This Time" mitgewirkt – die Wenigsten wären wohl überrascht.
Auch im Opener "Illuminant" weht Stoner-Wind, Wah-Wah-Leads und langgezogene Vocals prägen das Stück. Psychedelisches Zirpen im C-Teil und ein verdrogtes Gitarrensolo tun ein Übriges. Demgegenüber steht allerdings ein rhythmisch sehr interessantes und akkurat gespieltes Heavy-Riff, das die Luft des anspruchsvollen Core-Sektors atmet, den Quicksand einst mitdefinierten.
Überhaupt gelingt der wegen der Inhaftierung Tom Capones aktuell als Trio tourenden Combo nach wie vor der Spagat zwischen schwelgerischen Passagen, in die man sich fallen lassen kann, und bewegungsintensiven, aggressiven Parts. Alan Cage dominiert "Sick Mind" mit drängenden Drumpatterns, ähnlich forsch treibt er "Feels Like A Weight Has Been Lifted" voran, während Vega die Magengrube durchrührt und die Gitarristen erst im Refrain zupacken – dann aber richtig.
Demgegenüber steht "Hyperion", das am shoegazigen Outro des Titelstücks "Interiors" ansetzt und Slowdive beschwört, später aber aus bester 90s-Motivation heraus Grunge und Hardcore gegeneinander ausspielt. Das schon dem Namen nach spacige "Cosmonauts" präsentiert eine ähnliche Mischung. Bestechend ist dabei erneut Vegas schwergewichtig mäandernde Bass-Hypnose.
Ihre Vielschichtigkeit bereiten Quicksand niemals so komplex zu, dass man nicht mehr weiß, wo einem der Kopf steht. Wenige simple, dafür sehr ausgereifte Ideen erzielen in richtiger Zusammenstellung eben oft die größte Wirkung. Effektiv arrangiert pushen sich auf "Interiors" die unterschiedlichen stilistischen Einflüsse gegenseitig. Gerade "Hyperion" entwickelt durch die Zahnradästhetik aus monoton-präzisem PHC-Riff und sphärischem Dunst auf Dauer einen unglaublichen Punch. Dynamik erzeugen Quicksand hier allein durch überlegt strukturierte Komposition.
Quicksand mögen insgesamt sanfter und relaxter geworden sein, seit sie 1995 zuletzt mit einem Album an die Öffentlichkeit gingen. Schreifels bellt nicht mehr, er seufzt lieber und passt die Musik diesem smoothen Duktus an. Trotzdem ist "Interiors" keine völlige Neuerfindung der Band. Fans werden die Trademarks überall auf der Platte finden, nur eben in überarbeiteter, in die heutige Zeit übersetzter Form. Quicksand zetteln keine Revolution mehr an, sie haben längst gelernt zu regieren.
4 Kommentare mit 14 Antworten
bin ja sonst eigentlich übler fanboi von allem, was schreifels so am stiso hat oder hatte, und spätestens seit seiner ode an raybeez ist er für mich eh ein glänzender goldener gott.
lediglich quicksand wollte nie bei mir fruchten, und da macht das neueste werk dann leider auch keine ausnahme.
habs wahrlich versucht, aber bis auf einen song ist das alles nicht meins.
ärgert mich selbst granatenhaft, aber es soll wohl einfach nicht sein
"ärgert mich selbst granatenhaft"
Ich weiß nicht, mich amüsiert das eher thermoskannenhaft. Habe zugegeben aber auch einen interfacehaften Tag.
Oy, net Herrchen dissen, der läuft doch sonst gleich wieder aus ey....
Dieser Kommentar wurde vor 7 Jahren durch den Autor entfernt.
@sancho
jetzt sei doch nicht so nachtragend, hmm?
@48
so spät noch wach?
der monat ist doch noch jung, da müßtest doch eigentlich über ausreichend hartz verfügen, um dich bereits mittags richtung solides pet-koma zu verabschieden
Dieser Kommentar wurde vor 7 Jahren durch den Autor entfernt.
Bin zwar immer noch nicht Sancho, aber
stimmt, bist ja der zyniker
Nope. Also schon Zyniker, aber nicht DER Zyniker.
Reg dich nicht auf Schwinger. derHerrvonWelt ist ein Feigling, der entweder denkt, nur weil er jemanden kennt, den er für Sancho hält, kann er hier auf einen Kreuzzug gehen und alles anprangern was nach unserem rechtsoffenen Bauertölpel klingt oder er denkt, mit mir kann er es ja machen. Für letzteres spricht auch die Tatsache, dass er nur einen von drei Personen geantwortet hat, welche sich abfällig über die Aktion äussern. So oder so, es ist mir scheiss egal was so ein Möchtegern schreibt. Wers braucht.
....äh, whut?
lass gut sein, Herr. Es ist mutmaßlich wirklich nicht sancho. Nur ein weiterer Dude ohne creds und erfahrung aber dafür mit massig wissen aus dem Internet.
Check lieber mal die neue Lionheart und Knucklehead aus! Wie gefiehl dir comeback kid?
Ihr seid ALLE behindert
torque, wb und schön wieder von dir zu lesen
lionheart hab ich nur kurz reingehört, schien aber solide zu sein.
die anderen beiden hab ich noch nicht gehört, bzw. wußte auch gar nicht, dass knucklehead was released haben.
nuja, und das unserer selbsternannter zyniker nicht sancho ist war mir schon klar, aber ich dachte, den spass kann ich mir mal erlauben. ausserdem gehen mir so langsam wirklich die geschichten für den geistigen zerfall, den das jahr der frau hier hat wurzeln schlagen lassen, aus.
da muss man dann schon mal den ein oder anderen kunstgriff tätigen
Dieser Kommentar wurde vor 7 Jahren durch den Autor entfernt.
Vor Kurzem haute es mich geradezu aus den Socken als neues Material von Quicksand ertönte. Sind doch die bisherigen Werke zwar nen amtliches Weilchen her aber bis heute ziehen Sie große Kreise in meiner Inspiration. Natürlich ist der Sound auf dem neuen Werk nicht mehr so drückend und beruht auf relaxte Akkordwände mit fein schrunzigen Bassläufen. Zieht das Tempo an ist der Charm dieser einmaligen Band wieder zu spühren...nicht immer aber in wunderbaren Dosen. Der Walter und seine Kumpels haben einfach zu viel Know How um das hier zu versauen und mixen alte Rezepte mit der Gelassenheit von Heute. Fazit: Bleibt Relevant und Wächst garantiert 4/5
entgegen der ersten Reinhöhraktion gefällt es mir besser als HWM.
Gefällt mir nach mehrmaligem Hören doch recht gut, da es mit jedem Mal gewachsen ist. Einer 4/5 schließe ich mich an. Zu Gute halten kann man der Band, dass man dankenswerterweise beim Comeback auf radikale, denkmalzerstörende Experimente komplett verzichtet hat. Das mordernere Soundgewand steht der Band auch ganz gut (erinnert mich phasenweise an einen astreinen und logischen Quicksand-Klon namens Renee Heartfelt, meine Empfehlung). Die Intensität und Agressivität ist nach 22 Jahren natürlich etwas zurückgefahren, dennoch hätte ich schon gerne gehört, wie es Anno 2017 so klänge, wenn Walter à la Backwards oder Dine Alone gegen eine alles plattwalzende Rhythmus-Sektion so anschreit.