laut.de-Kritik
Der König dankt Gott und lässt die Puppen tanzen.
Review von Stefan JohannesbergZwei Herzen schlagen in des Soul-Königs Brust. Zum einen wirbelt ein nervös zuckender Hüftschwung-Impuls seine Innereien durcheinander, zum anderen sucht seine Seele nach göttlich großen Gefühlen. Um diese beiden Charaktere gleichberechtigt seinem Publikum zu öffnen, veröffentlicht R. Kelly nun das Doppelalbum "Happy People/U Saved Me". Dort trennt er die Balladen strikt von den Club-Brechern.
Der "Happy People"-Part schwoft entspannt in der Tradition des berühmten Chicago Step-Dance. R. Kelly lässt auf "Red Carpet", "Love Signals" oder "Love Street" den Groove der 60er und 70er Jahre wieder aufleben und holt selbst im schwülsten Club die hüftsteifen Gangster auf die Tanzfläche. Der Sänger zeigt wieder einmal, dass er die Trends setzt. Während die ganze Welt bis zum Erbrechen bounct, lässt er die Puppen geschmeidig tanzen.
Der zweite Teil seines Doppelalbums zeigt Kelly von seiner verletztlichen Seite. Auf "U Saved Me" dankt er Gott, dass er ihn aus seiner Depression gerettet hat, und erzählt in "Prayer Changes" innig von seinem unerfüllten College-Traum, ein NBA-Star zu werden. Die balladesken Tracks stehen in der Tradition von Kelly-Klassikern wie "I Believe I Can Fly" oder "Turn Back The Hands Of Time" und müssen sich dank der herzzerreißenden Soul-Melodien nicht vor diesen verstecken.
Verstecken ist eben nicht R. Kellys Ding. Trotz der Anschuldigungen und Gerichtsverhandlungen liefert er auch jetzt wieder R'n'B-Sport der Sonderklasse ab. "Happy People/U Saved Me" erfüllt definitiv die hohen Erwartungen. Nach dem tiefen Fall von Michael Jackson, der freiwilligen Zurücknahme von Prince und den ganzen austauschbaren Newcomern strahlt R. Kellys Stern auch 2004 am hellsten am Black Music-Firmament.
Noch keine Kommentare