laut.de-Kritik
Lieber heavy und catchy oder abgefahren und wirr?
Review von Matthias BossallerFünf Jahre haben sich Red Fang für "Arrows" Zeit gelassen. So lange wie noch nie. Die Stonertruppe aus Portland, Oregon hat die Zeit genutzt, um sich neu zu positionieren. Keine Angst, Red Fang verfolgen auf ihrem fünften Studioalbum keine radikale Neuausrichtung. Das Sludge-Viergestirn, das in seiner Heimat nach wie vor stark gehypt wird, bewegt sich noch immer tief im musikalischen Slomo-Sumpf. Der knarzige Bass wabert immer noch herrlich im Vordergrund, und die ruppigen Riffs sorgen für die nötige Schärfe.
"Arrows" ist jedoch weit experimentierfreudiger als der Vorgänger "Only Ghosts" geraten und orientiert sich der Band zufolge am Zweitwerk "Murder The Mountains". Damals legte die Band wenig Wert auf eine klare, musikalische Einordnung. Und auch auf dem aktuellen Langdreher experimentiert der Vierer mit vielen, interessanten Klängen. Es kommen eine Drehleier, Streicher und ein Schlagzeug zum Einsatz, das in einem leeren Swimmingpool aufgenommen worden ist. Darauf muss man erst mal kommen. Schon früher setzte die Band auf ausgefallene Ideen: Der Versuch, außerhalb des Studios an einem Lagerfeuer zwischen den Mikrofonen aufzunehmen, geriet jedoch wenig zufriedenstellend.
Red Fang lassen sich von solchen Fehlversuchen jedoch nicht davon abbringen, ihren Ruf zu kultivieren, sehr speziell zu sein. Das wird mit dem etwas seltsamen Intro "Take It Back" deutlich: Grummelige Worte und eine Bassschleife begleiten ein elektronisches Zischen. Kommt ziemlich düster und gruselig daher. Wesentlich aufgeräumter donnert "Unreal Estate" aus den Boxen. Das Stück erinnert stark an die Black Sabbath der 70er Jahre, das typische Ozzy-Gejaule inbegriffen. Unbeschwerter, ja für Red Fang Verhältnisse fast schon fröhlich, kommt der Titelsong "Arrows", bevor mit "My Disaster" und "Two High" zwei Highlights der Platte folgen. Geradlinig und bärbeißig geben die Bierliebhaber Hardcore-mäßig Gas. Die Erinnerung an alte Motörhead und High On Fire fahren weitere Pluspunkte ein.
Mit "Anodyne" geht es in den zweiten Teil der Platte, der vermehrt auf parallel zur Songstruktur laufende Störgeräusche und atmosphärische Klänge setzt. Ruhigere Beiträge wie "Why" und "Days Collide" arbeiten mit psychedelischen Untertönen. Wer es lieber treibend und knackig mag, wird mit dem punkigen "Rabbits In Hives" mehr anfangen können.
Im Gegensatz dazu steht das sperrige "Dr. Owl", das in komplexe Welten eintaucht und mit noisigen Gitarren verstört. Die Experimentierfreude muss man der Band hoch anrechnen. Sie behindert freilich auch den musikalischen Fluss. Jeder Hörer muss so für sich selbst entscheiden, ob er es lieber heavy und catchy oder abgefahren und wirr mag.
1 Kommentar
Musikalisch waren Red Fang eigentlich immer schon wenig ergiebig. Aber lustige Vids haben sie.