Refused - " Refused Are Fucking Dead"

Endlich ist es erschienen. Das Vermächtnis einer der wichtigsten Bands der Neunziger Jahre liegt in DVD-Form vor. "Refused Are Fucking Dead" wurde über Jahre angekündigt, nun ist das wohl letzte Lebenszeichen der Band aus Umeå, Schweden, da, und es ist an der Zeit, endgültig Abschied zu nehmen von der richtungsweisenden Punk-/Hardcore-Band. Ein stiller Abschied wird es nicht werden, soviel ist klar. Laut wird es sein, aggressiv und energiegeladen. Aber was genau wird es eigentlich sein?

Das ist zuerst einmal der Film selbst: "Refused Are Fucking Dead". Die Dokumentation über Refused und ihr Ende drehte Refused-Gitarrist Kristofer Steen. Die Bandmitglieder kommen ausführlich zu Wort, intime Einblicke sind garantiert. Einem unterhaltsamen wie informativen Treffen mit der jüngeren Vergangenheit steht nichts im Wege. Und es fängt auch so gut an: Ein erläuternder Text steht am Anfang, dazu hört man Tonaufnahmen vom letzten Live-Auftritt der Band. "The cops are here!" - Schnitt auf eine Brücke und einen Fluss, wohl der Umeälven.

All das wirkt ein wenig unwirklich, und eigentlich würde ich eher Kommissar Wallander in der nächsten Szene vermuten als Dennis Lyxzén. Doch es ist eine verfilmte Bandbiographie mit Anspruch. So wie man es von Refused erwartet. Und dann packen sie aus: die Bandmitglieder erzählen von der letzten Tour durch die USA, die zum Ende von Refused führte. Verändert haben sie sich seit damals. David Sandström trägt einen Bart über seinem kantigen Gesicht, Dennis Lyxzéns Haare sind nicht mehr im jungenhaften Topfschnitt gebändigt.

Und auch sonst ist die Zeit nicht spurlos vorüber gegangen. Obwohl Refused so lange zurück liegt (sie trennten sich vor gut siebeneinhalb Jahren), scheint die Band wie ein dunkler Schatten auf der Seele ihrer Mitglieder zu liegen. Seltsam emotionslos reden sie über die Vergangenheit, von der Begeisterung, die die Band damals auszulösen vermochte, sind sie Lichtjahre entfernt. Das Ende war eines mit Schrecken, aber man merkt den Bandmitgliedern heute noch an, dass sie froh sind, dass es damals so schnell ging.

Wenn man sie über die letzten Tage und Wochen reden hört, dann wirkt diese Zeit sehr unglamourös. Vor allem aber erschließt sich dem Zuschauer, selbst dem geneigten Fan nicht, was jetzt genau das Ende von Refused besiegelt hat. Zumal nach knapp vierzig Minuten der Film auch schon vorbei ist. Wenn man bedenkt, dass immer wieder Live-Mitschnitte eingeblendet werden, kommt man auf eine recht kurze Filmdauer, die wirklich Informationen transportiert. So gut "Refused Are Fucking Dead" gemacht ist, so sehr bleibt die Band im Dunkeln. Unantastbar, unnahbar. So leben Mythen.

Die Livemitschnitte, die als "Extra Material" enthalten sind, vermögen zwar die rohe, ungebändigte Energie auf DVD zu bannen, sind aber sowohl vom Bild als auch vom Ton her von minderer Qualität. Dies ist sicherlich dem Umstand geschuldet, dass Refused selbst mit "The Shape Of Punk To Come" keine Band war, die man mit einer Filmcrew auf Tour schicken würde.

Refused stammen aus einer Szene, in der die Buchstaben DIY noch etwas bedeutet haben, und so klingt das Livematerial auch. Pophistorisch ist es allenthalben - auch weil hier versucht wird, das Album "The Shape Of Punk To Come" durch die Angleichung von Setlist und Playlist nachzuzeichnen.

Als kleiner Bonus sind noch zwei Videos enthalten, der immer wieder sehenswerte Kurzfilm zu "New Noise" und der zu "Rather Be Dead", jenem Song, den Refused ironischerweise als allerletzten Song ihrer Karriere live gespielt haben, bevor ihnen die Cops in Harrisonburg, Virginia, den Saft abdrehten. Ein unglamouröser Moment für eine wichtige Band, für die Nachwelt festgehalten auf DVD.