laut.de-Kritik
Aalglatte Popsongs mit rockigen Gitarren.
Review von Dani FrommDamit war über kurz oder lang zu rechnen: Rob Thomas, Sänger und hochdekorierter Songwriter der Matchbox Twenty, will wissen, ob er es alleine kann und präsentiert sein Solodebüt. Handwerklich ist an "Something To Be" überhaupt nichts auszusetzen. Alles andere hätte bei einem Blick auf die Besetzungsliste auch schwer verwundert.
An den Gitarren finden sich Mike Campbell, der bei Tom Petty's Heartbreakers spielte, Wendy Melvoin (50% des Duos Wendy & Lisa) sowie Sheryl Crows Gitarrist Jeff Trott. Für den Rhythmus sorgen Mike Elizondo am Bass und Gerald Heyward am Schlagzeug; beide arbeiteten bereits mit Eminem und Dr. Dre respektive für Mary J. Blige und Beyoncé. Matt Serletic an den Keyboards ist ebenfalls kein Unbekannter, produzierte er doch vor "Something To Be" auch sämtliche Matchbox-Twenty-Alben. Kein Zweifel, diese Herrschaften sind alles andere als Stümper, nein. Die wissen, was sie tun.
Und was tun sie? Sie spielen eine Kollektion von Mainstream-Pop/Rock-Songs ein, die sich - der Siegeszug der ersten Singleauskopplung "Lonely No More", die sich bereits an der Spitze der amerikanischen Billboard-Charts befindet, nimmt den kommerziellen Erfolg vorweg - aller Voraussicht nach wie irre verkaufen wird. Freunde aalglatter Popsongs mit rockigen Gitarren sind gut bedient, allen anderen möchte ich zur Warnung den Kommentar der Plattenhändlerin meines Vertrauens entgegen schleudern: Obacht! Entsetzlich langweilige Radiomusik! Ich musste "Something To Be" x-mal anhören, bevor überhaupt irgendetwas hängen geblieben ist; keiner der Songs wagt ein wie auch immer geartetes Experiment. Die einzige Frage, die sich stellt, besteht darin, ob man letztlich eine poppige Rocknummer, einen rockigen Popsong oder eine Ballade serviert bekommt. "Normal" im bedauerlichsten Sinne.
Dabei ist der Einstieg gar nicht übel: "This Is How A Heart Breaks" beginnt mit wunderbar wuchtigen Drums; der Hip Hop-Hintergrund von Schlagzeuger Heyward ist unüberhörbar. Leider dauert der Spaß nicht lange, der mächtige Beat verläuft sich zwischen den Gitarren vollkommen. Die Nummer, die so vielversprechend anfing, wandelt sich noch vor dem ersten Refrain zum durchschnittlich interessanten Rocksong. "Never get what I want, never get too close too the end of the line, just the same thing that I knew back before the time." Wie wahr. Wie schade.
Womit wir bei den Texten wären. Lyrisch gibt "Something To Be" bei aller Toleranz überhaupt nichts her. "I don't wanna be lonely no more" (Wer will das schon?), "just let me hold you", "forever with you", "free like the water", "let us hold to each other till the end of our days". "Don't you feel better now?" Ganz ehrlich, Mr. Thomas? Nicht wirklich. Derart abgedroschene Phrasen ohne einen Hauch von Selbstironie, ohne ein winziges erkennbares Augenzwinkern zu servieren, dazu gehört schon einiges. "You need me to carry all your weight but you're no burden" versichert Rob Thomas in "Ever The Same". "He ain't heavy, he's my brother" jaulen die Hollies in meinem Kopf - und das ist schon ganz schön lange her.
Im Titelsong "Something To Be" heißt es: "I don't wanna hear about love no more, I don't wanna talk about how I feel." Warum zur Hölle tut er es dann? Ach so: "Play another one of those heartbreak songs." Alles klar. Trotz allem kann man sich "Something To Be" hervorragend als Opener eines Konzerts in einem ausverkauften Stadion vorstellen; ein Gastspiel des Matchbox-Twenty-Kollegen Kyle Cook an der Gitarre sowie von meinem Lieblingsarrangeur Jerry Hey koordinierte Bläser tun ihr Übriges, um der Nummer nicht unerheblichen Nachdruck zu verleihen. Letzterer läuft allerdings erst in "Streetcorner Symphony" zur Hochform auf, auch hier ist die hervorragende Bläsersektion gekonnt in Szene gesetzt. "Streetcorner Symphony" wird schon jetzt als Sommerhit dieses Jahres gehandelt.
Da wir schon im Stadion sind: Hier kommt mit Sicherheit auch das hymnische "All That I Am", das seinen leichten Weltmusikanflug einem wirklich tollen Drum-Ensemble verdankt, gut an. Für Feuerzeuge und Wunderkerzen eignet sich "My, My, My", oder (besser noch) "Now Comes The Night", eine klassische Ballade, bei der sich Rob Thomas am Piano lediglich von Matt Serletics Keyboards begleiten lässt. Überraschung ausgeschlossen.
Nach einer knappen Stunde Laufzeit hat "Something To Be" niemandem wehgetan. Ich habe alles sofort vergessen - mit Ausnahme des über die Maßen gruseligen Rob-Thomas-Miniposters im CD-Booklet, das mir wohl noch einige Zeit in meinen Alpträumen begegnen wird.
1 Kommentar
... dieser "Kritik" kann ich nichts abgewinnen, außer dass es egomanisch gehörter und manifestierter Geschmacksblödsinn ist, den du hier frustriert niedergeschrieben hast.
Die Platte ist durchzogen von zeitloser und erfreulich abwechselnder nicht langweilig werdender Rhythmik, ohne nervendes Gehipphopp, mit grandiosen Musikern im (hörbaren) Hintergund sowie etwas weniger sinnigen Texten, die aber angesichts des sonstigen sexistischen und Plattensprungtextwiederholens einiger RNB- und Hiphopp-Chaoten keinen Abbruch tut, diese Platte im CD-Wechsler beim Autofahren, Arbeiten am Rechner oder und im Urlaub mitzuführen. Richtig! Sie tut wahrlich keinem weh - und das ist gut so - meine Ohren (und Augen) müssen schon genug Schmerzen im Radio und in den MTV-Charts ertragen.