laut.de-Kritik
Mit 70 Kerzen auf der Torte lebt es sich ganz unbeschwert.
Review von Kai ButterweckEs ist schon erstaunlich, dass eine Musikgröße wie Rod Stewart nach gefühlten hundert Jahren im Business immer noch Neuland für sich entdeckt. Der Kerl müsste doch eigentlich schon alles mitgemacht haben. Hat er aber nicht. Beispielsweise hat er doch tatsächlich noch nie ein Soloalbum komplett in Eigenregie aus dem Boden gestampft. Mit der Veröffentlichung seines mittlerweile 29. Studiowerks "Another Country" setzt der Halbschotte nun ein Häkchen hinter diese bisher gemiedene "Herausforderung".
"Dieses Album daheim aufnehmen zu können, hat sich viel intimer und einfach angenehmer angefühlt", berichtet der ehemalige Womanizer mit der Starkstromfrisur. Gleich zu Beginn lässt er den Hörer an seinen Glücksgefühlen teilhaben. Mandoline, Fiedel, Akustikklampfe: "Love Is" rückt den heimatverliebten Reibeisen-Highlander ins rechte Licht.
Weitere Höhepunkte aus der Folk-Schatulle, das rhythmische Feuerwerk "We Can Win", der mit klassischer Melodieführung glänzende Titeltrack und der schunkelnde Muntermacher "Hold The Line", unterstreichen Rod Stewarts neugewonnene Unbekümmertheit musikalisch, das Stimmungsbarometer steigt.
Egal ob mit bluesgeschwängerten Vibes ("Please"), im 80s-Rockpop-Korsett ("Walking In The Sunshine") oder mit pulsierenden Offbeats im Reisegepäck ("Love And Be Loved"): Rod Stewart begegnet jedem Genre mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
Auch wenn der Sänger seine obligatorischen Balladen aus dem Ärmel schüttelt ("Way Back Home", "Can We Stay Home Tonight?", "A Friend For Life") oder im Stile von Chuck Ragan den polternden Pubrocker mimt ("The Drinking Song"), dringt stets ein imaginäres Augenzwinkern mit durch die Boxen. Unbeschwert und aus dem Bauch zieht der Insulaner Bilanz.
Selbst Stewarts Gutenachtgruß für Sohnemann Aiden ("Batman Superman Spiderman") entpuppt sich als spaßbringende Superhelden-Ode. Triefende Melancholie im Verbund mit klassischen Mobile-Sounds? Fehlanzeige. Rod Stewart genießt das Hier und Jetzt genauso wie den Blick zurück auf fast 50 Jahre Musikgeschichte. Mit mittlerweile 70 Kerzen auf dem Geburtstagskuchen kann man das Leben aber getrost ein bisschen lockerer angehen.
Noch keine Kommentare