laut.de-Kritik
Voller Leben, voller Wärme, voller Soul, voller Gefühl.
Review von Dani FrommWenn eine junge Sängerin schon im Mai als "Newcomerin des Jahres" angepriesen wird, ist Vorsicht geboten. Nach Genuss von Rox' Debütalbum - im Falle von "Memoirs" darf man das Wort "Genuss" getrost heranziehen - treibt besagte Vorsicht bedenkenlos über Bord geworfen am Horizont davon.
Die schlafwandlerische Sicherheit, mit der Rox die Balance zwischen Kraft und Verletzlichkeit, und gleichzeitig zwischen Oldschool und Moderne findet, verblüfft angesichts ihres zarten Alters von gerade einmal 21 Jahren gleich doppelt.
Diese Frau singt, wie eine Rihanna vermutlich von sich glaubt, dass sie singe: mit einer Stimme voller Leben, voller Wärme, voller Soul, voller Gefühl - und zugleich mit Ecken und Kanten, die sie aus der Masse der glattgebügelten R'n'B-Sternchen hervorstechen lassen.
Dabei beackert Rox thematisch absolut klassisches Soul-Terrain. Sie erzählt von Liebesfreud und Liebesleid, von beginnenden, versandenden und zerbrechenden Beziehungen. Zugleich engagiert und unverkrampft vorgetragen, wirken ihre Geschichten statt mehrfach durchgenudelt immer wieder frisch und neu erlebt.
Die musikalische Ausgestaltung setzt dem Projekt die Krone auf: Die zwei langen Jahre Arbeit, die Rox in ihren Erstling investierte, zahlen sich in jedem einzelnen Ton aus - nicht zuletzt das Verdienst sturmerprobter Mitstreiter.
Der unwiderstehliche Reggae-Vibe, der den souligen Produktionen zugrunde liegt, dürfte auf das Konto Commissioner Gordons gehen. In seinem Studio wurden, zusammen mit versierten Musikern, das Sound-Fundament gelegt. "Manchmal hatte ich das Gefühl, ich säße bei den Freunden meines Großvaters", beschreibt Rox diese Phase, "Leuten aus Jamaika, die schon mit Bob Marley gearbeitet hatten."
Trotzdem - und obwohl sich mit "Rocksteady" eine lupenreine ... nun, ja ... Rocksteady-Nummer im Programm befindet, die mit blechernen Drums sommerliche Hitze, damit einher gehende Trägheit und den Geruch von Rum und Jerk herauf beschwört - ist "Memoirs" keine Reggae-Platte geworden.
Produzent Al Shux, der unter anderem seiner Zusammenarbeit mit Jay-Z wegen zu Ruhm und Ehren kam, sorgt mit der richtigen Portion Feingefühl für den Gegenpol zum karibischen Flair: Ob üppig ausgestaltet mit Orgeln und Percussion oder ganz schlicht, nur mit Akustikgitarre wie in "Heart Ran Dry", setzt er Rox' Gesang ins rechte Licht.
Manche Nummer passte mit energischem Gitarreneinsatz bestens in den Soundtrack eines beliebigen Tarantino-Films. Selbst die Abstecher ins Balladenfach kommen ohne die sonst zu weit verbreitete Versatzstück-Jonglage aus.
Rox selbst bleibt dabei immer für eine Überraschung gut: Wer zum Beispiel hinter einem Titel wie "My Baby Left Me" einen weinerlichen Blues vermutet, den dürfte der schwungvolle Groove gehörig aus den Latschen hauen.
Eine musikalische Revolution wird "Memoirs" vermutlich nicht lostreten. Zu sicher bauen Rox und Konsorten auf Bewährtes. Trotzdem: Wenn eine Nummer zauberhafter als die andere ausfällt, lässt man sich im am Ende versteckten Track aber gerne noch einmal zum Walzer bitten. Encore!
7 Kommentare
Man muss die Frau einfach gern haben.
ist ein tolles album
War klar, dass diese Dame was besonderes kreieren wird. Super Frau, super Stimme, sicher ein Hammer-Album.
Ich hab von der dame zwar noch nie gehöhrt, aber so wie die Review klingt, sollte ich dringenst das ändern.
Ich muss hier einfach noch mal meinen Senf dazu geben, das Album is Knalla, jede Nummer mit eigener Seele und super arangiert, viel zu schade für Vergleiche mit 08/15-Popsängerinnen. Läuft jeden Morgen im Auto zur Uni.
erinnert mich ein bisschen an lauryn hill wo sie noch nicht auf drogen war