laut.de-Kritik

Großes Rock-Kino mit kleinen Mitteln.

Review von

Wenn die beiden Royal Blood-Köpfe Mike Kerr und Ben Thatcher zur Tat schreiten, fallen einem sofort Led Zeppelin, Queens Of The Stone Age, Nirvana, The Black Keys, Muse oder Danko Jones ein. Das allein sorgt schon mal für begeisterte Zuckungen bei Freunden kantiger Old-School-Rock'n'Roll-Klänge.

Die Art und Weise, wie die beiden Shootingstars der britischen Alternativ-Szene bei der Instrumentierung zu Werke gehen, setzt dem ganzen aber noch die Krone auf. Kerr und Thatcher brauchen nämlich nicht mehr als einen Bass und ein Schlagzeug, um eine Klang-Mixtur anzurühren, für die Tausende ähnlich orientierte Bands auf der ganzen Welt alleine schon drei Gitarristen in ihren Reihen benötigten.

Mike Kerr hingegen stöpselt einfach seinen Bass ein, spielt mit diversen Pedals Fuß-Ping-Pong und bearbeitet seine vier Saiten, als habe ihm Jimmy Page höchstpersönlich seine Hände geliehen. So entstehen wahre Riff-Feuerwerke, die Noise-Rock angehauchten Sattelschleppern wie "Come On Over", "Little Monster" oder "Loose Change" auf ihrer Irrfahrt in den Rock-Olymp den Weg weisen - und das, obwohl Mike Kerr nicht unbedingt über ein überdurchschnittliches Organ verfügt.

Der Kerl kann zwar singen und seiner Stimme auch einen mitunter ziemlich quälenden, düsteren Vibe zur Seite stellen, doch verglichen mit wirklich großen Frontmännern der Schnodder-Rock-Geschichte zieht der Mann aus Brighton definitiv den Kürzeren.

Kerrs vermeintlicher Allerwelts-Gesang ist aber kein Makel. Statt sich nämlich abzusondern und wie ein Fremdkörper über Intaktem zu schweben, fügt sich die leidende Stimme des Sängers perfekt in die groovende Background-Maschinerie ein und setzt somit neben der unorthodoxen Instrumentierung ein weiteres bandeigenes Ausrufezeichen.

Einzelne Songs besonders hervorzuheben, ergibt keinen Sinn. Das Debütalbum der beiden Rotz-Rocker von der Insel beeindruckt vielmehr als Ganzes. Von der ersten Minute des Openers "Out Of The Black" bis zum letzten Zucken des finalen "Better Strangers" dürstet es die Verantwortlichen nach einer langlebigen Symbiose zwischen Nirvana-meets-QOTSA-Klängen ("Come On Over"), groovenden Danko Jones-Grüßen ("Figure It Out") und nicht enden wollenden Kniefällen vor den Herren Plant, Auerbach und Bellamy ("Careless", "Ten Tonne Skeleton", "Better Strangers"). Großes Rock-Kino mit kleinen Mitteln: Mike Kerr und Ben Thatcher haben den Dreh raus.

Trackliste

  1. 1. Out Of The Black
  2. 2. Come On Over
  3. 3. Figure It Out
  4. 4. You Can Be So Cruel
  5. 5. Blood Hands
  6. 6. Little Monster
  7. 7. Loose Change
  8. 8. Careless
  9. 9. Ten Tonne Skeleton
  10. 10. Better Strangers

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8 Kommentare mit einer Antwort

  • Vor 10 Jahren

    Definitiv sehr unterhaltsam. Sogar die Vergleiche zu anderen Bands, die der Schreiberling aus dem Presseheftchen abgepaust hat, passen voll und ganz (naja, vielleicht nicht Led Zeppelin). Es stellt sich nur die Frage, ob das Album über längere Zeit überzeugen kann, aber 4 Punkte gehen klar.

  • Vor 10 Jahren

    Vor allem beim letzten Satz bin ich voll bei catweazel, scheint das Album doch auf Dauer etwas von seinem Charme zu verlieren, da viele Songstrukturen einfach zu simpel sind. Macht aber trotzdem ordentlich Laune. Musste beim Hören oft auch an die White Stripes denken. Hoffe die kommen bald mal in Deutschland vorbei, live sieht das ganze dann noch mal interessanter aus.

  • Vor 10 Jahren

    Haut mich nach dem ersten durchhören echt komplett aus den socken! Die klingen so wie Jack White heute noch klingen sollte! Nach der kleinen Enttäuschung Lazaretto gibt mir das wieder etwas zurück was ich so dringend brauche. Fuzz-Gitarren (in dem Fall tatsächlich ein Fuzz-Bass) sind mein Crack!