laut.de-Kritik
Chillig-coole Bassläufe und unverwechselbare Raps.
Review von Dani FrommIst das überhaupt noch wahr? Sadat X solo gibt es auch noch? Zeichen und Wunder, immerhin liegt der letzte richtige Longplayer des Brand Nubian-MCs fast zehn Jahre zurück - manchmal darf man eben wirklich nicht die Geduld verlieren. Um allen Irrtümern zuvor zu kommen, stellt Sadat X im Opener "God Is Back" gleich mal eines klar: "Mentally, physically I'm still strong." Man muss ihm glauben, sein unverwechselbarer Rap beherrscht die dichte, melodische Szenerie wie eh und je. "Follow my new fresh style of thinkin'" - da lasse ich mich doch nicht zweimal bitten.
"What Did I Do?" - sehr soulig und positiv, der dezente Bass verleiht Struktur, überfährt allerdings nicht die musikalische Konstruktion. Wunderbar. Wer mag für den Beat verantwortlich sein? Und woher zur Hölle stammt das Stimm-Sample? Manchmal wäre ein Hauch von Information zur Platte schon extrem hilfreich. In welcher Reihenfolge die Stücke letztendlich angeordnet sind: Ich habe keine Ahnung. Angaben auf dem Cover und tatsächliche Abfolge der Songs auf der Promokopie differieren erheblich. Eventuelle Fehler im Tracklisting möge man mir daher nachsehen, bitte. Danke.
Es bleibt ohnehin keine Zeit, sich zu ärgern, während Sadat X einen erst mit "The Daily News" versorgt und einen anschließend zu einem auf Bass, beeindruckende Drums und eine schlichte Melodie reduzierten Beat "Back To New York" mitnimmt. Rappen konnte der Kerl ja schon immer, vom Zahn der Zeit ist in dieser Hinsicht nichts zu spüren. Angemessen theatralisch eröffnet eine Fanfare "The Great Diamond D". Steckte hinter diesem Track NICHT der gleichnamige Produzent von D.I.T.C., es wäre schon mehr als tückisch. Funky Percussion, ich sehe mich entzückt über die herrschenden Oldschool-Vibes. Die Illusion einer Zeitreise wird perfekt, als tatsächlich beide Heltah Skeltah-MCs an den Start gehen; ich kann mich nicht erinnern, in den letzten Jahren überhaupt irgendein gemeinsames Lebenszeichen von Rock und Sean Price vernommen zu haben.
"Come On Down" erweist sich als ein schräges Konstrukt, das im Programm der finsteren Untergrundschmiede WordSound überhaupt nicht auffallen würde; erneut gefallen (von Sadat X' durchgehend hohem Rap-Niveau einmal abgesehen) besonders die Drums. Schade, es wurde lediglich ein Zwischenspiel aus dem eingeschobenen "Interlude"; der chillig-coole Basslauf und die darüber liegende Gitarrenmelodie hätten auch auf voller Track-Länge Freude bereitet.
So vielversprechend sich "Experience & Education" anlässt: In der zweiten Hälfte fällt das Album bedauerlicherweise ein wenig ab. Zwar bleiben die Bässe fett, hübsche Streicher hauchen "(Experience) Why Don't You?" Soul ein; ordentliche Cuts bewahren gleichzeitig davor, sich allzu sehr in der Beschaulichkeit einzuigeln. "Creep" wartet mit erneut durchaus bemerkenswerter Percussion und "Ge-ology Beat" mit der klaren Stimme Gina Vegas' auf, doch macht sich in den einzelnen Tracks eine gewisse Eintönigkeit breit. Die Ausnahme: In "Shine" bilden Streicher- und Harfenklänge zusammen mit dem Bass noch einmal ein durchdachtes Fundament für Sadat X' Flow und die ihn unterstützenden Money Boss Players.
"Experience & Education" liefert neben einigen Perlen auf jeden Fall solides Mittelmaß. Man darf hoffen, dass bis zu Sadat X' nächstem Streich nicht wieder ein ganzes Jahrzehnt ins Land geht. Die Zeichen stehen allerdings gut: Man munkelt, ein neues Brand Nubian-Album sei bereits in Arbeit. Dem sehe ich doch mit erheblicher Vorfreude entgegen.
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