laut.de-Kritik
Beschwingt über den Soul- und Jazz-Boulevard.
Review von Artur SchulzDer Albumtitel ist trefflich gewählt: Stete Weiterentwicklung und gleichzeitige Suche nach neuen Wegen gehen hier prächtig einher. Die Basis bildet ihr vorzügliches Debüt "Never In Vain" von 2005. Erforschte die Künstlerin in jenen Tagen vor allem die Abzweigungen und intimen Pfade jenseits vom Sonnenuntergang, macht sich San Glaser nun auf in erweitertes Terrain.
Und sie hat glänzendes Rüstzeug im Gepäck für ihre Reise. Eine spielfreudige, versierte Band, die gewohnt blitzsaubere, punktgenaue Produktionsarbeit und vor allem ihre einschmeichelnden, bis auf vier Ausnahmen selbst geschriebenen und komponierten Songs.
Der Opener und Titeltrack knüpft in Sachen Atmosphäre ans vorige Album an. Sanfte Jazz-Klänge, ein Hauch Folk im Refrain - und über allem diese betörende, dunkle, samtige Stimme. "Girls Like Me" verbreitet mit seinem Seventies-Appeal und dezenten Soul-Anleihen ein freundliches Flair.
Als Expertin für Mitternachts-Jazz verteilt San mit der sanft wiegenden Eleganz von "Heavenly" verliebte Streicheleinheiten mit perlenden Pianoläufen. In "Let It Go" schleicht die Sängerin auf schnurrenden und gleichzeitig zupackenden Catwalk-Pfaden zielsicher um die Blues-Häuserecken.
Die stimmliche Bandbreite und gleichzeitige Intonierungs-Sicherheit Glasers fasziniert und wird auf "New Road" um allerlei Facetten erweitert. Jazz, Blues, Gospel, Soul, gelegentlich ein Schuss Pop - doch niemals in einem Einheitstopf köchelnd, sondern mit erlesenen Zutaten fein abgeschmeckt. Ein ganz großer Songwurf gelingt der Künstlerin in Zusammenarbeit mit der New Yorker Soulsängerin KJ Denhert: "All These Things" tanzt leichtfüßig und beschwingt mitsamt quirligem Saxophon über den Swing- und Soul-Boulevard und weckt mit seiner kompositorischen Klasse Erinnerungen an die Handschrift des unvergessenen Cole Porter.
Ein besonderes Schmankerl stellt die einzige Coverversion dar. Ausgerechnet Culture Clubs Eighties-Heuler "Do You Really Want To Hurt Me" hat sich San da ausgesucht - und kann einen weiteren satten Interpretationssieg für sich verbuchen. In ihrer Version handelt es sich eigentlich um einen komplett neuen Song. Aufs Wesentliche reduziert, taucht San Glaser den Titel in ein verhaltenes Jazz-Gewand. Mit einer betörenden Stimme, die wohlige Gänsehaut verursacht. Der "Daydream" wildert in gospeligen Gefilden, und mit dem hoffnungsvollen "Spring" beschließt sie den Spaziergang durch die Straßen ihres breit gefächerten Stil-Vermögens.
Ob erwartungsvoll nach Abenteuern Ausschau haltend in der Blues-Seitengasse, heiter tanzend in der Swing-Street oder auf dem Soul-Floor: Die "New Road" ist musikalisch wie textlich randvoll mit liebenswerten, kleinen Lebensgeschichten, stilsicher umgesetzt und mit spürbarer Liebe zu handgemachter Musik. So überzeugt die Künstlerin erneut auf außergewöhnlich hohem Niveau - San Glaser-Standard eben.
4 Kommentare
nach dem youtube live-ausschnitt und deiner rezi (nicht in dieser reihenfolge natürlich) scheint mir das ein erfrischendes album zu sein, das die gefahr der kitschgrenze und beliebigkeit geschickt umschifft. sollte ich wohl mal anchecjken.
Am Wochenende wird endlich mein eigenes kleines Radio online gehen - da sind dann ein paar Sachen dabei!
Heute Abend seh' ich zu, das Interview fertigzukriegen. Es gibt dann auch eine kleine exclusive Fotogalerie vom Liveauftritt etc.
Kleine, zierliche Frau - mit Riesenstimme, wirklichem Können und: Total sympathisch und unkompliziert.
Also ich hab mir nun mal drei-vier Stücke angehört und mir gefällt es echt gut.
Danke für die nette Rezension, ich denke, das eignet sich gut als Geburtstagsgeschenk für Paps.
Tolle CD.
Mein Lieblingssong: Girls like me
http://soulgurusounds.blogspot.com/2009/08…