laut.de-Kritik
Gute Ideen im Kampf gegen zuviel Beliebigkeit.
Review von Artur SchulzDer Titel "Kaleidoscope Heart" ist passend gewählt. Sara Bareilles bietet eine bunt funkelnde Palette von Pop-Songs unterschiedlichster Spielarten. Das ganze Unterfangen krankt aber vor allem an der Gesamt-Inszenierung, die zu sehr auf Nummer Sicher geht. Vielleicht ist ist die fraglos begabte Sängerin und Songwriterin gerade deshalb hierzulande noch nicht so recht durchgestartet.
Im Gegensatz zum harsch angegangenen Vorgänger "Little Voice" zeigt sich Sara auf ihrem Zweitling deutlich stimmiger, gereifter und kurzweiliger. Purer Pop, der mehr auch nicht sein will - diese unangestrengte Vorgabe sorgt für mancherlei unterhaltsames Resultat. Der Titeltrack entpuppt sich als effektiv gestaltetes und neugierig machendes Intro. Hier setzt mehrstimmiger Gesang das Kaleidoskop-Thema des Albums um.
Munter wirbelt ihr Piano, das Schlagzeug folgt der Einladung, und Sara reißt nicht nur dank vereinnehmender Hook den Song an sich: mit "Uncharted" lockt verführerisch und "Gonna Get Over You" gefällt mit nettem Happy-Pop und viel Tempo. "Hold My Heart", die erste Ballade, krankt an einem alten Bareilles-Problem. Sie kombiniert ein vordergründig in Moll-Terrain agierendes Klavier mit dramatischem Gesang. Das ergibt aber nicht automatisch echte Gefühlstiefe. Dies ist noch auffallender, wenn es der eigentlichen Komposition ohnehin an Frische mangelt.
Der "King Of Anything" führt zurück auf eine beschwingte Singalong-Avenue, auf der Sara eindeutig eine bessere Figur macht. Auch wenn das Arrangement kaum über den nicht sonderlich originellen Song hinwegtäuschen kann. "Say You're Sorry" jongliert gekonnt mit Spannungsstrukturen des Fifties-Pop-Beats. "The Light" scheint gut hinein ins Hörer-Zimmer, zeichnet aber keinerlei scharfe Konturen.
Ein bisschen Singer/Songwriter hier, ein wenig Folk dort, und irgendwie von alldem nichts richtig. Saras Songs schmecken oft, als würde man nur die Sprühsahne vom Teller lecken, und die Erdbeeren liegenlassen. "Let The Rain" bestätigt diese Theorie erneut. Die hier zu hörenden Country-Anklänge sind zu dezent und halbherzig eingestreut, um aufregend zu klingen. Die für Bareilles-Verhältnisse untypisch auftauchende E-Gitarre mag man gar nicht als solche bezeichnen. "Not Alone" hingegen gefällt als locker und abwechslungsreich inszenierte Sixties-Referenz ganz prächtig.
Die radiokompatible Produktion zeigt sich stets tiptop und sauber ausbalanciert. Doch mehr Ecken und Kanten würden im Ansatz interessanten Titel viel besser in Szene setzen.
Pop, Piano und Mainstream ergeben in der Summe manch hörenswertes Resultat, die Produktions-Beliebigkeit macht jedoch vieles zunichte. Es muss ja nicht gleich Rick Rubin sein, doch mehr Wagemut in diesem Bereich stünde Sara Bareilles eindeutig besser zu Gesicht.
1 Kommentar
Irgendwie fand ich Little Voice besser. Trotzdem, sind beides 3 Sterne Alben für mich.