laut.de-Kritik
Straight forward zwischen Thrash und Hardcore.
Review von Eberhard DoblerEin, wenn nicht das Stichwort der Saison lautet mit ziemlicher Sicherheit: Doublebass. Veröffentlicht in diesen Tagen doch die erste Garde der Thrash-Metal-Riege neue Platten. Während sich Metallicas ultrahartes Comeback-Album "St. Anger" anschickt, sämtliche Rekorde zu brechen, und Slayers neuester Output "War At The Warfield" Ende des Monats nicht minder poltern dürfte, sorgt Sepulturas drittes Studio-Album der Nach-Cavalera-Ära für wenig Aufmerksamkeit: in puncto Brachialität sicher zu Unrecht.
Auch wenn die Brasilianer seit dem Weggang Maxens bekanntlich kleinere Brötchen backen, nähern sie sich mit "Roorback" wieder älteren Tagen an. Im Vergleich zum Vorgänger kommt die Platte soundtechnisch gefestigter und selbstsicherer daher. Sepultura verzichten diesmal komplett auf eine Gästeliste und streichen die charakteristischen Tribal-Elemente, von einigen Andeutungen mal abgesehen ("Godless" oder "Urge"), aus dem Programm. Stattdessen covert die Band U2, und Reibeisen Derek Green versucht sich neuerdings als Melodiengeber.
Geblieben ist Andreas Kissers typisch tiefer Gitarrensound und Drumspuren, die Dave Lombardo gerne eingetrommelt hätte ("Come Back Alive", "Godless"). Dazu kommen effektbeladene, schwebende Rock-Soli und ein zum Teil überraschend melodiöser Bass (das zähe "As It Is"). Bei aller Härte brettern Sepultura aber nicht nur drauflos, sondern legen rhythmisch ausgefeiltes Material vor. Trotzdem beeindruckt die Platte mehr mit Kompaktheit als Innovation, selbst wenn "Godless" mit überraschenden Gitarrenparts, Breaks und Tempowechseln recht frisch klingt. Ab dem langsamen und bösen "Urge" wechseln Sepultura verstärkt auf die Hardcore-Schiene.
Greens in bester Lemmy-Manier vorgetragenes Gebrummel (z.B. "As It Is" oder die rüde Ballade "Bottomed Out") bleibt letzten Endes durchschnittlich und kommt an Cavaleras Charisma nach wie vor nicht heran - die Vocals sind nicht umsonst eher in den Hintergrund gemischt. Als Zuckerchen packt der Vierer zum Schluss noch ein gelungenes und dick rockendes Cover des U2-Songs "Bullet The Blue Sky" aus. Prädikat: absolut Stadion-tauglich. Ihre Stärken (präzis-funktionales High Speed-Moshen) spielen Sepultura dennoch in anderen Stücken aus.
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