laut.de-Kritik
Der Berliner grenzt sich lautstark von Trends ab.
Review von Dominik LippeSilla denkt die Dinge vom Ende her. "Ich bin unsterblich", behauptet er zu Beginn seines zwölften Soloalbums. Wie zum Beweis posiert der muskelbepackte Rapper auf dem makabren Cover als "zu breit für den Sarg". Das erzeugt nicht nur Fremdscham, sondern passt auch gar nicht zu dem stets mit sich selbst hadernden Berliner, der allzu oft an die falschen Leute geraten ist. Schon bei Flers Label Maskulin wirkte er zu einem gewissen Grad wie ein Fremdkörper. Nun bei Major Movez scheint es überfällig, sich mit "Unsterblich" endlich von der Übermenschen-Attitüde zu befreien.
"Ich bin die Kälte in dei'm Nacken. Das Gefühl als hätt' der Mut dich gerad' verlassen." Angenehm geradliniger Straßenrap gibt in der ersten Hälfte den Ton an. Silla grenzt sich lautstark von Trends ab und hält deutlichen Abstand zu Animus-Albernheiten und Samra-Selbstmitleid. Zudem holt er sich Gastrapper ins Studio, die auch Sinn ergeben. Jedermanns Freund Eko Fresh bildet im Titelsong mit Stimme und Humor einen gelungenen Kontrast zum Hauptdarsteller. Chakuza teilt den dosierten Pathos in "Indianer": "Wenn du ein Gewinner bist, weißt du auch, was scheitern heißt."
Zu dieser erfreulichen Ausgangslage gesellt sich ein Traditionsbewusstsein, wie es zuletzt Play69 auf "Babylon II" an den Tag legte. DJ Reaf sorgt für die Scratches und baut Klassiker des Straßenrap ein. "Put It On" von Big L oder "Keep It Thoro" von Prodigy klingen in "Sieben Kugeln" durch, "The Foundation" von Xzibit oder "Thugz Mansion" von Tupac in "Hood". Mit "Labelboss" findet sich sogar eine solidarische Ode an den Deutschrap wieder. Silla führt durch die hiesige Label-Landschaft und zitiert Sidos "Mein Block" oder Massivs "Wenn Der Mond In Mein Ghetto Kracht".
Mit fortschreitender Laufzeit rückt Silla den Tod zunehmend ins Zentrum. "Jede Ära hat ein Ende. Und irgendwann sterb' ich als Legende", vermerkt er zu nicht gerade atmosphärischen Streichern in "Legende". In "Engel Links, Teufel Rechts" spielt er mit dem Gedanken an Selbstmord, und in "Irgendwann" läutet er schließlich den Schlussakt ein: "Jetzt steh' ich hier und klopfe an die Himmelspforte." Kurzerhand zieht er ein positives Resümee und tritt erfolgreich in das Jenseits über: "Ich muss zu meinen Fehlern stehen, doch ich habe Glück gehabt, mein Leben eine 10 von 10."
Aus unerfindlichen Gründen startet Silla nach diesem Finale das Programm neu. Erneut steigt der "Phoenix Aus Der Asche", um "Vom Asphalt Zum Horizont" zu gelangen. Stilistisch orientiert er sich zunehmend an der aktuellen Savas-Schule, die schwülstige Refrains in jedem Song vorsieht. So bewegt sich die zweite Hälfte zwischen Herzschmerz-Hymnen wie "Zu Spät" und "Hassliebe" sowie süßlichen Pop-Versuchen wie "Ozean" und "So Perfekt". Ansen wiederum verpasst der wirklich gut gemeinten Klimawandel-Warnung "Wir Sind Jung & Brauchen Die Welt" deutliche Schlager-Vibes.
Wenn Silla vereinzelt auf Sängerinnen und Sänger verzichtet, probiert er sich an laschen, völlig inkonsistenten Trap-Songs wie "Best" oder "Drive". "Der Vibe ist mir zu weichgespült", bemerkt er in "Stunts" dann selbst. Er taut hörbar auf, wenn er in seiner Medienschelte zum Teil überzogene und lebensferne, aber mitunter auch berechtigte Kritik vorbringt: "Nur noch Gossip-Feeds anstatt konstruktiver Song-Kritik." Bedenkliche Verflachung macht der Berliner auch bei diesem doch recht kritikfreudigen Medium aus: "Meine Bars sind wie Pfefferspray für laut.de und RapUpdate."
"Deutscher Rap ist nicht mehr originell. Sie benutzen die gleiche Worte, die gleichen Beats." Mit Blick auf die zweite CD von "Unsterblich", die dutzendfach gehörte Verse mit Mainstream-Musik verbindet, lässt sich der Vorwurf mühelos zurückspielen. Ganz zu schweigen von "Sellout"-Rügen in der Geschmacksrichtung des Rap-Jahrgangs 2001 und dem erhöhten Aufkommen von Kalendersprüchen: "Glück ist kein Ziel, Glück ist der Weg." Auch wenn Silla das Album im eröffnenden "Legacy" als sein "Vermächtnis" bezeichnet, bleibt dies wohl eher "City Of God".
3 Kommentare mit 9 Antworten
Boah, ist der fett geworden.
was für ein cover ... kannst du dir nicht ausdenken
Unfassbar.
Massiv konnte
https://deutscherapper.net/m10/
Wer hört hier schon Massiv...
Im Idealfall Niemand.
menschen die sind von strasse und menschen von hoch schule hören massiv männer und frauen und junge und alten
und ElVassimo
Guten Tag... Ich bin der Zilla und ich bin unsterblich
Ist doch tofte, wenn das Cover als Warnhinweis genügt...
Fast so wack wie Fler.