laut.de-Kritik
Die beste Musik über Sex und Scheitern.
Review von Vicky ButscherMüsste man Emotion musikalisch darstellen, sollte man Suede wählen. Die Stimme Brett Andersons ist ein ständiges Sehnen und Aufbegehren. Die Gitarren bauen sich zu einer komplexen, vielschichtigen, undurchlässigen Wand auf, die den Hörer mal unter sich begräbt, um ihn im nächsten Moment auf kaltem Abstand zu halten. So lassen die Songs ein Gefühl tiefer, verzweifelter Dunkelheit zurück.
Obwohl Suede dem Britpop den Weg in die Charts ebneten, verkörpert ihre Musik das Gefühl der Nicht-Zugehörigkeit. Sie bietet den warmen Kokon für den ewigen Außenseiter, sie stürmt auf den Hörer ein und ist zugleich in sich gekehrt. Es entsteht ein ständiges Spannungsfeld der Emotionen. Die Stücke entwickeln dabei eine einnehmende Energie, die den Hörer komplett einnimmt oder abstößt. Einen Mittelweg gibt es bei Suede nicht.
Die Song-Auswahl ist gelungen, auch wenn die Songs der B-Seiten-Kollektion "Sci-Fi Lullabies" für ein paar kleine Durchhänger sorgen. Auffällig ist vor allem, dass sich mit "Obsessions" nur ein Song des letzten Albums "A New Morning" auf der Best Of befindet. Insgesamt bietet diese Zusammenstellung einen wesentlich besseren Einblick in das Werk der Band als die bereits erschienene "Singles"-Collection.
Doch bevor es 2002 zum letzten Suede-Album kommt, zu dem die Band inzwischen selber ein distanziertes Verhältnis hegt, geht sie den in England typischen Weg des kometenhaften Aufstiegs: Morrissey covert ihre erste B-Seite "My Insatiable One", der Melody Maker feiert sie, das Debüt landet auf der Eins. Androgyne Zweideutigkeiten, die Anderson sich bei Bowie abschaut, geben die Richtung der frühen Suede vor.
Gitarrist Bernard Butler verlässt die Band, noch bevor das zweite Album "Dog Man Star" in den Läden steht. Für viele Fans das Ende der Band: Der Ausstieg wurde betrauert wie einst das Auseinandergehen von Marr und Morrissey. Doch Suede bleiben auch mit neuer Besetzung erfolgreich, bis Ende der 90er Drogen und Ausgebranntheit die Band langsam untergehen lassen.
"Ich wollte über Sex und Scheitern schreiben", beschreibt Sänger Brett Anderson sein Vermächtnis, "und die Trägheit feiern, die Kultur des schönen Verlierens". Besser hätte er es nicht hinbekommen können.
3 Kommentare
Gute Review.
Ich liebe Suede !
Gott, was hab ich die Band geliebt! Ganz groß!
super platte