laut.de-Kritik

Die Borlänger treten aus dem Schatten von Mando Diao.

Review von

Verzerrte Gitarren, treibende Drums, ein flockiger Basslauf. Irgendwo hab ich das doch schon mal gehört? Der verwandtschaftliche Verweis liegt so sehr auf der Hand, dass er zuerst gar nicht auffällt. Doch wer plagiiert hier wen? Sugarplum Fairy die großen Brüder Mando Diao oder anders herum?

Das müssen die Noréns wohl unter sich ausmachen, eins zeigt dieser Einstieg in Sugarplum Fairys zweites Album deutlich: die Aufteilung, die noch bei den letzten beiden Alben der Borlänger galt, Mando sind für den Rock zuständig und Sugarplum für den Powerpop, ist aufgeweicht.

"Last Chance" eröffnet "First Round First Minute" derart rockig, dass man tatsächlich befürchtet, Sugarplum Fairy könnten ausholen, die schwedische Rockkonkurrenz auf die Bretter zu schicken. Dass sie das Poppen nicht verlernt haben, unterstreicht "She", die andere Seite der Doppel-A-Single mit "Last Chance". Jungenhafte Background-"Uuhs" untermalen diesen Powerpoprock-Brecher derart eingängig, dass man jegliche Verweise an andere Bands vergisst. Hier spielen Sugarplum Fairy und nicht Mando Diao II oder sonstwer. Die fünf Mittelschweden poprocken sich souverän gekonnt, ja fast schon altklug durch ihre vierzehn Songs, dass man vergisst, dass man es hier mit Jungspunden zu tun hat, die gerade mal ihr zweites Album veröffentlichen.

Der Ton ist rauher geworden bei Sugarplum Fairy, doch um in der Manege des großen Rock'n'Roll-Zirkus mitspielen zu können, bedienen sie sich genau der richtigen Mittel. Da darf es dann auch schon mal ein Klavier oder ein Streichersatz sein, auch mit "Uuhs" und "Aahs" im Hintergrund geizen sie nicht. Und immer schwingt unterbewusst beim Hören mit, dass man hier sehr clever gemachte Pop-Tunes hört. Irgendwie althergebracht. Bei "Visible Karma" fällt es mir dann wie Schuppen von den Augen. Die Sitar gibt den offensichtlichsten Verweis: Sugarplum eifern den Beatles nach. Größenwahnsinnige Band? Bekloppter Rezensent? Vielleicht ein bisschen von beidem, aber die Parallelen sind deutlich zu erkennen, auch wenn die Beatles sicher nicht die einzigen waren, die in den späten Sechzigern mit indischen "Philosophien" in Kontakt gekommen waren.

Auch die Drums auf "Visible Karma" sind exakt Ringo Starr, und von diesem Moment an hört man beatlesque Harmonien in fast jedem Lied. Der zweistimmige Gesang tut sein übriges. Doch die Band verweist auch an andere Wurzeln ihrer Musik. Das Kurzhörspiel zu Beginn von "Illusion Of Conclusion" soll wohl Hinweis auf die schwarzen Wurzeln des Rock sein. Und hin und wieder - wie bei "My Saviour, My Secret" - kommen sie dann doch wieder gefährlich nah an die andere Band aus Borlänge heran. Was aber auch nur Puristen stören mag.

Insgesamt beweisen Sugarplum Fairy trotz aller Referenzenschleuderei eine erstaunliche Eigenständigkeit (zum Beispiel bei den überaus opulenten Rockballaden) für eine solch junge Band. Die Ausgewogenheit der Songs macht das Album zu einer runden Sache - die Gruppe um die Norén-Brüder tritt damit aus dem Schatten der musikalischen Nachbarband.

Trackliste

  1. 1. Last Chance
  2. 2. She
  3. 3. Don't Wake Us Up
  4. 4. The Soul Of The Sun
  5. 5. Marigold
  6. 6. Visible Karma
  7. 7. Illusion Of Conclusion
  8. 8. My Saviour, My Secret
  9. 9. Back Where We Belong
  10. 10. Left, Right, Black, White
  11. 11. Day One
  12. 12. It Takes Time, It Takes Two
  13. 13. Let Me Try
  14. 14. Love Bird

Preisvergleich

Shop Titel Preis Porto Gesamt
Titel bei http://www.amazon.de kaufen Sugarplum Fairy – First Round First Minute €15,99 €3,00 €18,98

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Sugarplum Fairy

Victor und Carl Norén gründen 1998 mit dem Drummer Kristian Gidlund eine erste Band in ihrer Heimatstadt Borlänge in Mittelschweden. In Kristians Elternhaus …

Noch keine Kommentare