laut.de-Kritik

Die weibliche, gefühlvolle Version von R. Kelly ist da.

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Die 23-Jährige Syleena Johnson rettet den Soul. Viel zu lange hat man auf echte Gefühle aus den USA warten müssen. Die moderne R'n'B-Szene wimmelt zwar von talentierten KünstlerInnen, doch die meisten Songs kommen so glatt gebügelt daher wie Bankierhemden. Selten findet man wirklich gelebte Emotionen, bei denen man aus tiefsten Herzen mitleiden kann. Aber gerade so etwas zeichnet den Soul aus und unterscheidet ihn von anderen Genres. Syleena Johnson ist also zur rechten Zeit auf der Bildfläche erschienen.

Schon das Cover und der Albumtitel machen klar, dass man hier nicht mit billigen Sexappeal und oberflächlichen Texten gelangweilt wird. Das Cover zeigt Syleena, frei nach Roy Black, ganz in weiß. In Verbindung mit dem bedeutungsschwangeren Titel "Chapter One: Love, Pain And Forgiveness" wird ein gewisser Tiefgang bereits angedeutet, der sich auch in den Lieder fortsetzt.

Lyrisch gesehen könnte man sogar von einem Konzeptalbum sprechen. Syleena erzählt eine (ihre?) wahre Geschichte, in der eine junge Frau eine Beziehung mit einem älteren Mann eingeht und von diesem schlecht behandelt wird. Doch entscheidend ist die stimmliche und musikalische Umsetzung der Story.

Syleenas Stimme ist einfach der Hammer, Vergleiche mit der großen, alten Diva Aretha Franklin sind nicht aus der Luft gegriffen. Es gibt nicht viele 23-jährige Sängerinnen, die in so jungem Alter über eine derart ausgereifte, charismatische Stimme verfügen. Als Beispiele seien hier die Tracks "Everybody Wants Something" und "Ain't No Love" erwähnt, bei denen sich Syleena dank sehr sparsamer Instrumentierung völlig verausgaben und austoben kann.

Weitere Höhepunkte sind das von keinem Geringeren als R. Kelly geschriebene "I'am Your Woman", die 70er-Midtempo-Nummer "You Said", die wunderschöne Ballade "One Day", sowie das bluesinspirierte "He's Gonna Do You In". Für die wundervolle Produktion zeichnet sich übrigens Bob Powers verantwortlich, der auch schon für Größen wie D'Angelo und Erykah Badu hinter den Reglern stand.

Trackliste

  1. 1. The Beginning (Intro)
  2. 2. I'am Your Woman
  3. 3. You Said (feat. Liberty City)
  4. 4. Baby I'm So Confused
  5. 5. Meanwhile... (Interlude)
  6. 6. Everybody Wants Something
  7. 7. You Got Me Spinnin'
  8. 8. Hit On Me
  9. 9. And Then (Interlude)
  10. 10. He's Gonna Do You In (feat. Buddy Guy)
  11. 11. You Ain't Right
  12. 12. Ain't No Love
  13. 13. One Day
  14. 14. I'd Rather Be Wrong
  15. 15. All Of Me
  16. 16. The End (Outro)

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