laut.de-Kritik
Die Weltlage nach dem 11. September.
Review von Mathias MöllerDeutschpunk galore! Die Pöbel von der Terrorgruppe beehren uns mit solidem Punkrock. Musikalisch haben sie das Punk-Rad zwar nicht neu erfunden, dennoch ist der Drei-Akkord-Radikalismus der Berliner streckenweise höchst unterhaltsam. Terrorgruppengerecht wirkt das Album textlich manchmal ein wenig holprig, aber wen störts? Prollstyle gehört beim dreckigen Punkgeschäft auf jeden Fall dazu, und MC, Johnny Bottrop, Maschine West, und Slash Vicious nehmen wir das gerne ab.
Die Terrorgruppe lässt sich nicht lumpen und veröffentlicht im zehnten Geburtstagsjahr nach der Super-Compilation "Aggropop Now!" auch noch ihr erstes Studioalbum seit drei Jahren. Die Erstauflage von "Fundamental" kommt im schicken, dicken Digipack mit Bonus-DVD. Thematisch liegt auch bei den Deutsch-Punk-Recken die viel zitierte veränderte Weltlage nach dem 11. September zu Grunde. Die Terrorgruppe wurschtelt sich durch Fundamentalismen unterschiedlichster Art: es geht um den Fascho-Nachwuchs in "Doktor, Doktor", die CDU und die abartige Vorstellung von Sex mit ihrer Vorsitzenden "Angela" Merkel (das ursprünglich auf die nicht minder attraktivere Claudia Nolte gemünzt war).
Gut nach vorne beschleunigt das wunderschön prollige Juwel "GTI", worum es inhaltlich geht, dürfte klar sein. Ein ganz besonderes Highlight der Platte sind die beiden ebenso großartigen wie kurzen Gastauftritte von Stereo Total-Femme Francoise Cactus in "Zusammenrücken" und "Du Denkst?". Subtil und ohne erhobenen Zeigefinger greifen die vier Aggropopper in "Marylin" brisante Themen auf, gesungen von Basser Slash Vicious. Klingt herrlich schräg, so wie Punk klingen sollte. Dass auch gesetzlose Frisurakrobaten "Prinzipien" haben, verwundert ein wenig, aber wir lernen ja gerne dazu.
Medienschelte, Klonwahn und sonstige Themen der letzten 365 Tage lassen die Terrorgruppe kritisieren und maulen, allerdings auf so unterhaltsame Weise, dass man sich kaum beschweren mag. Bei wem auch? Die Terrorgruppe bringt die Welt 2003 auf CD, und dieses Jahr greinen nun mal alle.
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