laut.de-Biographie
The Amity Affliction
Im Schatten der großen australischen Metalcore-Adressen Parkway Drive, The Ghost Inside und Northlane springen The Amity Affliction 2003 auf eine Erfolgswelle auf, die in den Folgejahren weit über den Tellerrand des Inselkontinents hinausschwappt. Nach dem eher unbeachteten Debüt "Severed Ties", lässt das Quartett 2010 mit "Youngbloods" erstmals international aufhorchen.
Weniger erfreulich ist das Hintergrundthema der Platte. Denn für Shouter Joel Birch, der an starken Depressionen leidet, dienen die Lyrics und das Gebrüll dazu, einen gescheiterten Suizidversuch aufzuarbeiten.
Anders als etwa die genannten Genre-Vertreter setzen die vier Jungs aus Gympie nahe Brisbane neben metallischer Wucht vermehrt auf den melodischen Clean-Gesang ihres Bassisten Ahren Stringer. Roadrunner Records erkennen, dass das Projekt das Zeug hat, aus der Masse ähnlicher Erfolgsrezepte herauszustechen und setzt den ersten großen Plattenvertrag auf.
Nach unendlich vielen Besetzungswechseln formiert sich um Birch und Stringer ein eingespieltes Ensemble, um mit "Chasing Ghosts" 2012 den Durchbruch einzuleiten. National schießt die Platte auf den ersten Platz der Longplayer-Charts, Tour-Supporte für die Architects und The Ghost Inside stehen ebenso auf dem Programm wie die erste Vans Warped Tour durch die USA.
Die stetig wachsende Anziehungskraft der Band hat ihren Preis. Birchs Erkrankung verschlimmert sich. Immer mehr verfällt er dem Alkohol und bricht aufgrund von Entzugserscheinungen während des Sets in Pittsburgh leblos zusammen. Glücklicherweise gelingt die Reanimation. In Interviews spricht der Sänger später immer wieder von einer Nahtod-Erfahrung, die er in diesen Momenten durchlebt.
Der Erfolgsgeschichte von The Amity Affliction tut der tragische Zwischenfall keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil. Bei Konzerten bereits mehrfach eingesprungen, nimmt Daniel Brown den Platz an der Gitarre ein und Birch fasst neuen Mut.
Statt sich zurückzuziehen, beschließt der Frontman, das Geschehene abermals musikalisch zu bewältigen. Im Frühjahr 2014 erscheint mit "Pittsburgh" die erste Auskopplung des vierten Studioalbums "Let The Ocean Take Me" und wirft einen emotionalen Blick zurück auf das prägende Trauma.
Inzwischen ist die zuletzt noch unbeschwert mitschwingende Melancholie einem düsteren Einblick in das Seelenleben des Bandheads gewichen. Stringers zutrauliche Pop-Punk-Stimme strahlt dagegen weiterhin Optimismus aus. Pausenlos bewährt sich die Band auf Tourneen durch Europa und die Staaten als zuverlässiger Publikumsmagnet für die Metalcore-Gemeinde.
Mit dem kommerziellen Erfolg fahren sie die Härte der Anfangszeiten zugunsten eingängiger Hooks weiter zurück. Auf ihrem im August 2016 veröffentlichten sechsten Studioalbum "This Could Be Heartbreak" überwiegen die atmosphärische Elemente.
Zwei Jahre später folgt "Misery", das mühelos an die Erfolg des Vorgängers anknüpft und von Musikkritikern von Alternative Press bis The Noise hoch gelobt wird. Mit "Everyone Loves You Once You Leave Them" gehen TAA 2020 den Weg weiter, der sich bereits auf den letzten Veröffentlichungen abzeichnete: Der brutale Sound ihrer ersten Alben weicht einem deutlich poppigeren Klangbild.
Weiterhin sind es vor allem mentale Probleme, die die Band in ihren Songs verarbeitet. Oder wie es Frontmann Joel Birch lapidar ausdrückt: "Wir haben die Möglichkeit, etwas zu sagen – und das ist es, was wir tun." Daran ändert sich auch auf "Not Without My Ghosts" (2023) nichts, auf dem es vor allem um Verlust geht. Das macht sich neben den Lyrics besonders in einem Song mit dem Feature des verstorbenen Rappers Louie Knuxx bemerkbar. Eine Veränderung findet stattdessen im Sound statt: Amity kehren dem Pop wieder den Rücken zu und besinnen sich auf ihre alte Härte.
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