laut.de-Kritik
Elektropop mit psychedelisch angehauchten Schieflagen.
Review von Anne NußbaumWie klänge es, wenn Wallace and Gromits Mondrakete im Disney-Trickfilm-Paradies landen würde? Wahrscheinlich ähnlich wie "Interlude - House Call": Harfe und Glockenspiel bilden die Kulisse für den Einstieg ins neue Album der Amplifetes. Man darf sich bloß nicht täuschen lassen: Ähnlich wie auch Disneys Filmschmiede nie lupenrein unschuldige Kinderphantasien auf Zelluloid bannte, ist auch hier die Irritation nicht weit.
Sie naht in Form eines verstörend anschwellenden Analog-Synthesizers, der der Unschuldsszenerie jäh ins Wort fällt: Das Licht, das die vier Schweden mit ihrer zweiten LP programmatisch suchen, findet sich hier nicht in vermeintlich unberührten Klangecken, sondern zwischen dunkel wummerndem Bass und schimmernden Synthies.
Vokalist Peter Ågren und seine Gitarre, Bass und Klaviatur bedienenden Kameraden fegen auf "Where Is The Light" durch elf Stücke, die mehrheitlich zwischen etwas schalem Reißbrett-Elektropop und psychedelisch angehauchten Schieflagen wanken. Die eher spärlichen Texte erzählen vage Geschichten von Liebe im Weltall, Apokalypse oder Abschleppen mithilfe biologischer Argumente.
Parallelen zu ihren schwedischen Kollegen von Miike Snow sind unverkennbar: Nicht nur scheint das skandinavische Königreich seit einigen Jahren die neue Heimat catchigen Elektropops, der auch hiesige Tanzflächen bevölkert. Ähnlich wie Christian Karlsson und Pontus Winnberg von Miike Snow war auch schon Henrik Jonback von den Amplifetes als Songwriter und Produzent internationaler Größen tätig, von Britney über Kylie bis zu Madonna.
Die Nähe zum Triptychon des Mainstream-Pops ist ebenso wenig zu überhören wie die musikalische Verwandtschaft mit Miike Snow. Besonders deutlich schimmern derartige Anleihen bei "You Want It" hervor. Auch wenn der Song vielleicht als ein Highlight der Platte gedacht sein mag, hält er dem sich aufdrängenden direkten Vergleich nicht stand: Sind The Amplifetes vielleicht einfach nur die schlechtere Version von Miike Snow?
Es wäre schade um den Rest der Platte, würde man sie mit diesem Urteil abtun. Dann entginge einem "You / Me / Evolution", das mit seinen kindlichen Beat-Spielen und der Hüpfburg-Attitüde fast ein bisschen an das
Auch dem Stampfer "Never Going Back" mit seinen Streicher-Arpeggien, "Tracey Clark" mitsamt Psychedelica-Outro oder der Bollermaschine "Keep On Running" täte man Unrecht, denn nach ein paar Anlaufschwierigkeiten bahnt der Zweitling der Schweden sich doch noch den Weg in Ohr und Gedächtnis. Die besseren Momente finden sich eben nicht in den allzu Mainstream-affinen Dancefloor-Nummern, sondern eher in den etwas verspulteren Augenblicken, insbesondere im zweiten Teil der Platte: "Start:Stop" zum Beispiel, dessen Vocals lediglich aus der Ankündigung der einsetzenden Instrumente besteht und das auch sonst eher experimentellen Track- als konventionellen Songcharakter aufweist.
Zur Weltuntergangsvision "This Can't Be It" fadet die Platte aus. Was man zu Anfang vielleicht noch vorschnell als Abklatsch ins hinterste Plattenregal verbannt hätte, findet so, zu schwebenden Synthies und verlockend heruntergeschraubtem Beat, entrückt von Disneykitsch und Mainstream-Opportunismus, einen versöhnlichen Abschluss.
Noch keine Kommentare