laut.de-Kritik
Herrlich seichtes Potpourri aus irischen Melodien und perfekten Pop-Songs.
Review von Pascal JürgensHach. Man merkt es unweigerlich an den gestiegenen Preisen für Kerzen, Feuerlöscher und Gänse, und an der genervten Unfreundlichkeit der Verkäuferinnen, nach der man die Uhr stellen kann: Das Fest der Liebe naht! Aber auch dieses Jahr schickten sich einige tapfere Recken an, das Weihnachtsfest mit familiengeeigneter Musik zu retten. Die Helden des Moments sind - The Corrs.
Ihr "neues" Best-Of-Album kommt mit einer gepflegten Auswahl von garantiert gesundheitlich unbedenklichen Tracks daher. Das tut keinem Weh, sogar die kleine (vierjährige) Schwester und Mutter (egal welchen Jahrgangs) können sich über das herrlich seichte Potpourri aus irischen Volksmelodien und perfekten Pop-Songs freuen. Und da die vier netten Geschwister aus Irland so sprichwörtlich nett waren und fast alle ihrer großen Hits wie "Breathless", "Radio", "What Can I Do", oder "Irresistible" auf diesen Tonträger gebannt haben, ist es quasi unmöglich, keines der Lieder schon einmal gehört zu haben. Denn in der Vergangenheit wurde der Band nichts erspart, selbst als Hintergrundgedudel in Supermärkten mussten sie herhalten. Böse Zungen halten das für ihre Bestimmung.
Natürlich qualifiziert sich die Best-Of dank nur zwei neuer unspektakulärer Tracks für die Kategorie "Sachen die die Welt nicht braucht". Da regt der Titel der neuen Single "Would You Be Happier" zu Gedankenspielen an: "Wärst du fröhlicher ..." wenn wir die Platte nicht rausgebracht hätten? Wenn wir auf der Bühne unsere Gitarren zerbrechen oder Hamster und Katzen töten würden?
Sicher nicht. Ihre Existenzberechtigung haben die Corrs, denn irgendwie gehören sie in die Kategorie der Rauschmittel - zumindest was die Wirkung betrifft: "Schläfrigkeit, Verwirrtheit, mangelnde Urteilsfähigkeit" sind gar nicht unüblich, wenn Andrea Corr ihr "What can I do to make you love me" säuselt. Übrigens: Der Song "What Can I Do" gehört zu den drei Remixes auf der Platte, und die sind zwar nicht außergewöhnlich, aber tragen dazu bei, den Unterhaltungsfaktor etwas anzuheben.
Eine eindeutige Bewertung abzugeben ist hier schwierig: Wer sowieso schon physisch abhängig oder in seiner Beurteilungsfähigkeit eingeschränkt (Kinder, Mütter) ist, dem kann auch dieses Album nichts mehr anhaben. Wer allerdings Musik nicht nur als Überbrückung der Zeit bis zur Bescherung möchte und vielleicht sogar spezielle Ansprüche stellt, der soll doch bitte woanders suchen, ok?
Noch keine Kommentare