laut.de-Kritik
Stadionrock muss nichts Schlechtes sein.
Review von Deborah KatonaAnna? Wer ist eigentlich Anna? Hat Anna den Rückzug angetreten, als sie das nach ihr benannte Werk der Courteeners zu hören bekam? Hat sie abgenickt, ganz heimlich gegähnt und sich dann verzogen? Wäre ich Anna, ein solcher Verlauf der Geschichte wäre gut möglich.
Drei Jahre ist es inzwischen her, dass die Courteeners ihr Album "Falcon" veröffentlichten, ganze fünf Jahre sind seit dem hoch gelobten Debüt "St. Jude" verstrichen. Nun erzählt Liam Fray, Kopf der Band, über das neue Album "Anna", es sei musikalisch gesehen "ein neues Kapitel für die Courteeners". Und sowieso: "Welcome to the rave!"
Ich höre da nur Stadionrock. Das muss nichts Schlechtes sein, impliziert Stadion doch schon das Ausmaß an Menschen, die diese Musik erleben möchten. Nicht umsonst füll(t)en Bands wie Kings Of Leon oder Oasis die großen Hallen – auch die Courteeners können 10.000 Menschen bei einem einzigen Konzert auf ihre Kappe schreiben.
In dieser Hinsicht haben die Männer aus Manchester vorausschauend gearbeitet: So gibt es viel Tam-Tam und Pathos; eingängige, hymnische Melodien, Gitarrenmusik und hämmerndes Schlagzeug. Wie häufig ich "Ohh Ohh Ohh" und "Ahh Ahh Ahh" und "Uhh Uhh Uhh" höre – darüber habe ich schon nach wenigen Minuten den Überblick verloren.
Ebenfalls auf "Anna" vorhanden sind die Synthie-Sounds – man hat halt aufgepasst, was momentan so angesagt ist im Indie-Bereich. Ganz gut funktioniert das bei der Singleauskopplung "Lose Control", hier genau wie beispielsweise auch bei "Money" lassen dezent die Editors grüßen. In Ordnung ist auch die Stadion-(was sonst?)Rocknummer "Save Rosemary In Time". Mit "Marquee" ist die obligatorische Ballade dabei, bei der die Bandmitglieder bei Liveauftritten dann sicherlich die Bühne verlassen dürfen, damit Fray sein Solobad in der Menge ausreichend genießen kann.
Die Platte ist sauber produziert. The Courteeners verstehen was von ihren Instrumenten. Liam Fray kann singen und schreiben und den Macker raushängen lassen wie damals Noel und Liam. Er kann behaupten, die Courteeners hätten sich entwickelt und seien die beste Band der Welt. Aber die Songs fesseln mich so wenig, dass ich die Übergänge teils verpasse. Das war alles schon da und eben auch schon in besser und macht mich froh, dass ich nicht Anna heiße.
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